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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Steinmetz, A.: Wahrheit und Schönheit in der Baukunst
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142

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 9

schlagendste Beispiele hierfür kommen die alten Teile der Städte Mannheim
und Karlsruhe in Betracht, deren Platz- und Straßenräume in der Tat für den
mit den hier besprochenen Dingen vertrauten Künstler von vorbildlicher Be-
deutung sein müssen.

Ohne Zweifel hat die moderne Entwicklung schon eine ausgesprochene Wen-
dung nach dieser Seite hm genommen. Wie sie sich weiter vollziehen und zu
welcher Gemeingesinnung sie sich schließlich durchringen wird, dürfte wohl
angesichts der Schwere der Zeitereignisse niemand voraus zu bestimmen wagen,
zumal diese Frage mit all den zu gewärtigenden Neuordnungen der Dinge in
engem Zusammenhang steht.

Jedenfalls ist es ein großes Verdienst Ostendorfs, mit seinen „Büchern vom
Bauen" einen Weg zu einer modernen Baukultur gewiesen zu haben. Aber noch
einmal muß es gesagt werden: Wenn auch das Mittelalter zur vollen Erkenntnis
nicht gelangt sein mag, so hat es doch die einseitige Bevorzugung der Schönheit
vor der Wahrheit vermieden und muß, wenn wir auch selbstverständlich zu ihm
als Gesamtem unter Ablehnung des als höher stehend Erkannten nicht zurück-
kehren können, uns doch stets als erfrischende und verjüngende Quelle dienen,
die uns allein vor der Gefahr bewahren kann, in Schematismus und damit in
Unfruchtbarkeit zu geraten.

BÜCHERSCHAU.

Der Kirchenschatz der ehe-
maligen Abteikirche St. Jo-
hann in Burtscheid. Von Direk-
torialassistent Dr. A. R. M a i e r. Mit
76 Abbildungen. — Sonderabdruck aus den
Aachener Kunstblättern, Heft IX—X.
1916. Comm.-Verlag der Cremerschen
Buchhandlung.

Dieser Kirchenschatz zählt zu den reiche-
ren der Rheinlande (nach denen im Dom zu
Aachen und Köln, in Essen, Siegburg, Xanten,
Hochelten; Köln: St. Ursula, Maria in der
Schnurgasse, Kunibert, Gereon) und besteht in
teilweise früher veröffentlichten Erzeugnissen
der Goldschmiedekunst des XIII.—XVIII.
Jahrh. und in wenig bekannten Paramenten
des XIV—XVIII. Jahrh. — Die hier ge-
botene, von guten photographischen Repro-
duktionen begleitete Beschreibung ist an-
schaulich und zuverlässig, mit mehreren
älteren Irrtümern, namentlich hinsichtlich
der Datierung, unauffällig aufräumend. —
Das byzantinische Stiftenmosaik (um 900)
mit dem Brustbild des hl. Nikolaus in spät-
romanischer Metallfassung ist eine große
Seltenheit, das ungefähr gleichalterige mit
Schneckenfiligran und Niello geschmückte
Patriarchalkreuz aus der Werkstatt der Abtei
Oignies, und die hochgotische bekrönte

Silberbüste des hl. Johannes Bapt. sind Kost-
barkeiten allerersten Ranges; die übrigen
Metall-Büsten, -Gefäße, -Geräte beachtens-
wert, ohne hervorragend zu sein. — Die im
Uberfang- und Plattstich um 1400 ausge-
führten 61 Vierpaßmedaillons, welche das un-
gemein wichtige Thema: Typus und Anti-
typus, also alttestamentliches Vorbild und neu-
testamenthche Erfüllung behandeln (beide
nicht mehr in der ursprünglichen Fassung)
als Verzierungen einer Kapelle (Kasel, Dal-
matik und Tuniceila) sind ikonographisch,
technisch, stilistisch vorbildlich von großer
Bedeutung, so daß sie, obgleich hier vortreff-
lich beschrieben, eine eigene Veröffent-
lichung verdienen würden an der Hand von
größeren (am besten zeichnerischen) Abbil-
dungen. S.
Der Entwurf von 1488 zum S e -
baldusgrab. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der gotischen Kleinarchitektur und
Plastik, insbesondere auch zur Vischer-
Frage. Mit einer Haupttafel und 82 Ab-
bildungen auf 48 Tafeln. Von Felix
D e 111 o f f. St. Adalbertsdruckerei in
Posen 1915.

Die Gießkunst der nordischen Gotik,
sowie die Nürnberger Plastik des späten
Mittelalters sind bisher nicht entsprechend
 
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