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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Vogts, Hans: Neue Mitteilungen zur Bau- und Kunstgeschichte des Karthäuserklosters in Köln
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Habicht, Victor Curt: Meister Francke, ein Kölner
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0016

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr

Der Wert des Begräbnisbuches der Karthause ist damit natürlich nicht er-
schöpft; er beruht außer auf den benutzten Stellen auf der sorgfältigen Führung
und den zahlreichen Angaben zur Familiengeschichte der vornehmsten Kölner
Familien sowie vieler aus Westfalen stammender Familien, die dem Kloster
ihre besondere Gunst zuwandten, ferner auf vielen Lebensdaten hervorragender
Geistlicher und Gelehrter (u. a. zweier Ratssekretäre), nicht zuletzt der Ordens-
brüder aus Köln, Koblenz, Trier, Geldern selbst. Er beruht schließlich darauf,
daß durch dieses Verzeichnis, wie schon früher durch ein Liber benefactorum des
Düsseldorfer Staatsarchivs, die erst von Moerckens im XVII. Jahrh. verfaßte Chro-
nik eine Bestätigung findet, diese Handschrift, der wir manche wichtige Kenntnis
zur Kölner Geschichte, namentlich zur Kölner Kunstgeschichte verdanken.

Dr. Ing. Hans Vogts.

MEISTER FRANCKE, EIN KÖLNER.

Mit Tafel I und 7 Abbildungen.

Wenn ein Stephan Lochner aus Meersburg nach Köln, ein Hans Multscher
aus Richenhofen nach Ulm kommen durften, um in den neuen Heimat-
städten Leuchten und Bahnbrecher ihrer Kunst zu werden, so mag es
sich Hamburg auch ruhig gefallen lassen, wenn nachgewiesen wird, daß Francke
von Haus aus kein Hamburger Kind gewesen ist.

Um die Herkunft Franckes hat man sich seither wenig gekümmert. Wie
Lichtwark1 mit Entschiedenheit seinen Bertram voll und ganz für Hamburg in
Anspruch genommen hat, so hat er es auch mit Francke getan. Lichtwarks unver-
geßliche Verdienste beruhen ja überhaupt weniger in der Erhellung wissenschaft-
licher Fragen als in den meisterhaften Ausdeutungen der Einzelkunstwerke.
An der künstlerischen Herkunft Meister Bertrams aus Böhmen2 zweifelt heute
wohl niemand mehr. Bei Francke hegt es an sich noch näher, anzunehmen,
daß er nicht hamburgischen Ursprungs sein kann. Er taucht meteorhaft
1424 mit einer erstaunlich hochstehenden Kunst in Hamburg auf und ver-
schwindet, ohne es möglich zu machen, sein weiteres künstlerisches Schicksal
zu verfolgen. Daß er reichliche Spuren in der hanseatischen und weiteren nieder-
sächsischen Kunst hinterlassen hat, kann bei der Höhe und Neuartigkeit seines
Schaffens kaum in Erstaunen setzen. Die bereitwillige Aufnahme sollte aber eher
berechtigen, auf einen „Fremdling" zu schließen, als anzunehmen, daß ein Ein-
heimischer sich zu einer Art von Diktator aufgeschwungen habe. Jedenfalls
bieten die urkundlichen Nachrichten vorerst nicht den geringsten Anhalt zu der
Vermutung, daß Francke Hamburger gewesen, in der Lokalschule groß geworden
und als Leiter einer großen Werkstatt — an der auch selbst während eines nur
vorübergehenden Aufenthaltes in Hamburg nicht zu zweifeln sein wird — in
der Hansestadt gestorben ist.

Eine ganze Reihe von Gründen lassen mich als höchst wahrscheinlich an-
nehmen, daß Francke ein Kölner gewesen ist, und sie möchte ich nun darlegen, selbst
auf die Gefahr hin, „kühner Vermutungen" geziehen zu werden. Der Mut zu

1 Vgl. A. Lichtwark: Meister Bertram, Hamburg 1905 und id: Meister Francke,
Hamburg 1899. — - Vgl. H. Brandt: Die Anfänge der deutschen Landschaftsmalerei.
Studien zur deutsch. Kunstg. Heft 154. Straßburg 1912, p. 44.
 
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