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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Patzak, Bernhard: Andrea del Pozzos Umbau der Wiener Universitätskirche
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Vogts, Hans: Das Minoritenkloster zu Merl
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0035

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Nr. 2 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 25

Giebel, Vorsprünge (Risalite), unregelmäßige Figuren . . ." usw. Im Jahre
1703 dürfte die Innendekoration der Wiener Universitätskirche beendet worden
sein; denn im folgenden Jahre begann Pozzo, wie Hans Tietze8 ermittelt hat,
im Auftrage des regierenden Fürsten Anton Florian von Liechtenstein in dessen
Palais in der Rossau zu Wien am Plafond des großen Gartensaales ein gewaltiges
Fresko zu malen, das eine geniale Apotheose der Herkulestaten darstellt, und das
den großen Künstler bis zum Oktober des Jahres 1708 vollauf beschäftigte.
Breslau. Prof. Dr. Bernhard Patzak.

DAS MINORITENKLOSTER ZU MERL.

Mit Grundriß, Ansicht und Einzelheiten.

Zwar waren schon früh stattliche Höfe in den Moselorten zwischen Trier und
Koblenz in klösterlichem Besitz; in ihnen selbst jedoch haben nur wenige
bedeutendere Klöster bestanden, unter ihnen wieder mehr Frauenstifte und
Frauenklöster (Pfalzel, Machern, Marienburg, Stuben) als Niederlassungen von
Mönchsorden. Diese wenigen haben aber zum Teil für die Pflege späterer mittel-
alterlicher Kultur oder auch wie die Kapuziner in Bernkastei und Cochem und
die Karmeliter in Beilstein für die Festigkeit und das innere Leben der katho-
lischen Kirche an der Mosel große Bedeutung. Insofern ist auch das Mino-
ritenkloster in Merl beachtenswert, wenn es auch keinen bedeuten-
den Besitz hatte. Es nimmt auch in der Kunstgeschichte des Mosellandes
eine hervorragende Stellung ein, die bisher nicht richtig gewürdigt werden konnte,
weil man den Bau meist für ein Werk des XV. Jahrh., der Spätgotik, hielt. In
der Tat ist sein Kern eines der weniger erhaltenen Beispiele frühgotischer Bau-
kunst dieser Gegend.

Das Kloster wird nach der Literatur 1293 zuerst genannt1, bestand aber da-
mals bereits seit längerer Zeit, ist also eine der frühesten Niederlassungen der
Minoriten im Rheinland, wenige Jahre jünger als die Ansiedlung in Köln (1219),
von wo die in Merl ausging, und, als das Trierer Kloster (1223). Die Brüder unter-
hielten seitdem in Merl bis zur Franzosenzeit eine vielbesuchte fünfklassige Latein-
schule und erfreuten sich, wie aus den zahlreichen Stiftungen hervorgeht, der Gunst
des in und bei Merl ansässigen Adels, namentlich der Vögte von Hunolstein, der
Grafen von Sponheim, der Wildgrafen von Kirburg, der Zandt von Merl, der
Stetzgis von Treis, der Mohr vom Wald, der Waldeck von Kaimt, der von Kellen-
bach u. a. Wahrscheinlich wurde schon gegen Ende des XIII. Jahrh. der heutige
Kirchbau begonnen; eine Nachricht in dem Verzeichnis der Anniversarien des
Klosters im Pfarrarchiv lautet: 26. Aprilis Dnus. Johannes Spiss miles et advo-
catus de Honultsteyn, ex parte cuius fratres habuerunt 8 libras, de quibus funda-
mentum chori positum fuit. Dieser Stifter des ältesten Teiles des noch vorhandenen
Kirchenbaues war entweder der seit 1252 urkundlich erwähnte Johann Vogt von

8 H. Tietze, a. a. O. Seite 9—11.

1 Schorn, Eiflia sacra II, 187. Höhlbaum, Mitteilungen aus dem Kölner Stadt-
archiv IV, 31 f., Urkunde v. 9. 8. 1293. Marx II, 362 und nach ihm Lehfeldt 772
setzten die Gründung erst zu Anfang des XIV. Jahrh. an; dem widersprechen mehrere
Urkunden.
 
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