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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Neuss, Wilhelm: Ikonographische Studien zu den Kölner Werken der altchristlichen Kunst, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0123

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108

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 7

Alles in allem verstärken die kleinern Funde nicht wenig den Eindruck, den
schon die Schale der Sammlung Disch, und des Neußer Kästchen machten:
Petrus, Paulus und Agnes sind ein sprechendes Zeugnis für die im Laufe des
IV. Jahrh. immer inniger werdende, unmittelbare Verbindung mit Rom14.

Köln. W. Neuß.

BÜCHERSCHAU.

Die Tragaltäre des Rogerus in
Paderborn. Beiträge zur Rogerus-
frage. Von Dr. Alois Fuchs. Bonifa-
tiusdr. inPaderborn 1916.—Brosch.öMark.
Die 23 Abbildungen (9 kleine Zeichnungen
im Text, 13 photographische Nachbildungen
im Anhang) entbehren zum Teil die hin-
reichende Schärfe, um die Verfolgung der sehr
eingehenden vortrefflichen Beschreibungen
der technichen Verzierungsarten an den beiden
Tragaltären zu erleichtern. Diese sind zwei
metallische Kunstgebilde, die nicht nur für
Paderborn, als im Sprengel um 1100 ent-
standene, für den Dom und die Abdinghof er
Abtei ursprünglich bestimmte liturgische Ge-
räte, von großer Bedeutung, sondern auch
kunstgeschichtlich ungemein wertvoll, daher
bereits 1860 und 1866 veröffentlicht, seit Jahr-
zehnten in den Vordergrund der Untersu-
chung gezogen sind, als Werke des Benedik-
tinermönchs Rogerus von Heimarshausen,
der durch seine Identifizierung mit Theo-
p h i 1 u s , dem Verfasser der „Schedula di-
versarum artium", noch berühmter, zu einer
„Frage" geworden, deren Lösung hier ver-
sucht und — gelungen ist. — Was den Ver-
fasser hierzu besonders qualifizierte, ist seine
ungewöhnliche Vertrautheit mit den Tech-
niken, die an den beiden Schreinen, wie in der
„Schedula", eine gewaltige Rolle spielen.

Dem Tragaltar des Domschat-
zes sind 60 Seiten gewidmet, die „dem

Meister und dem Stifter" desselben gelten,
namentlich aber dessen sorgfältigster „Be-
schreibung, die ihren Abschluß findet durch
die eingehende kritische Untersuchung hin-
sichtlich des ursprünglichen Zustandes". Diese
wirkt überzeugend bezüglich der Borten- und
Schrägen-Verzierungen, die vielleicht email-
lierte Streifen verdrängt haben.

Der Abdinghofer Tragaltar
wird in derselben gründlichen Weise beschrie-
ben und auch als sein Verfertiger derselbe
Rogerus hauptsächlich aus den Techniken er-
wiesen durch eine Fülle von Erwägungen und
Vergleichungen, die beweiskräftig sind, ohne
zu stark urgiert zu werden.

Den Schluß bildet die 35 Seiten um-
fassende Charakterisierung des Goldschmiedes
und Künstlers, im Zusammenhang mit der
Frage, ob er identisch sei mit dem Verfasser
der „Schedula". Diese Untersuchung, die
manche neue Gesichtspunkte liefert, wird so
sachgemäß, so vorurteilsfrei und objektiv ge-
führt, daß die brennende Frage, an deren Lö-
sung namentlich von Falke und Creutz ge-
arbeitet haben, als endgültig gelöst bezeichnet
werden darf; ein Beitrag zur mittelalterlichen
Kunstgeschichte, der für dieses wichtige Ka-
pitel als musterhaft bezeichnet zu werden
verdient, nur noch den Wunsch weckend, daß
weitere Erzeugnisse dieses Meisters und dieser
Werkstatt auf gespürt und nachgewiesen werden
möchten, also aus dem alten Sachsenland.

14 Zwei Glastäfelchen der Sammlung Forrer in Straßburg, je mit einem Heiligen mit Nim-
bus und Buch auf schreiend gefärbtem roten und grünen Hintergrund, weisen sich m. E. auf
den ersten Blick als Fälschungen aus. Ich sehe daher von einer Besprechung gänzlich ab.
Vgl. R. Forrer, Die frühchristlichen Altertümer aus dem Gräberfelde von Achmin-Panopolis
(nebst analogen unedierten Funden aus Köln etc.) Straßburg 1893 S. 20 u. Taf. XIII, 17 u.
18. Forrer hält sie für echt und schreibt sie „ungefähr" dem IV. Jahrh. zu. Ein kleiner
Glasboden von 3 cm Durchmesser in der Sammlung C. A. Nießen (Nr. 351 Taf. XXIX), der
Sammlung Merkens entstammend, wird vom Herausgeber als „italisch" bezeichnet (I, 36).
Im Auktionskatalog der Sammlung Merkens steht es bei den Gläsern rheinischer Herkunft
(Nr. 1090). Es stellt ein Lamm mit einem Kreuze dar. Neben dem Fehlen jeder nähern
Herkunftsangabe ist mir die zierliche Form des Lammes verdächtig, wenn auch der Gegenstand
an sich im IV. Jahrh. nicht ungewöhnlich ist. Von einer Besprechung sehe ich daher ab.
 
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