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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Endres, Joseph Anton: Die alten Siegel und das Wappen der Stadt Regensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0196

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174

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 10/1

davon entfernt schmückt es auch in ]e einem Vierpaß unter den beiden Trutzfiguren
die Außenseite an der Schlußwand vom Treppenaufgang zum großen Reichs-
saale. An der Holzdecke dieses Saales vom Jahre 1408 weist der Mittelbalken
in völlig konservativer Weise die sitzende Petrusfigur in Rundmedaillon wie auf
den älteren Siegeln der Stadt auf. Dagegen beleben die vier figurierten Krag-
steine der Decke außer zwei symbolischen musizierenden Engeln zweimal die
städtischen Wappenschilder, das eine Mal von Engeln, das andere Mal von heral-
dischen Tieren flankiert.

Aus dem Gesagten erhellt in unzweifelhafter Weise, daß die Symbolik der
Schlüssel im Wappen von Regensburg mit der städtischen Verwaltung nichts
zu tun hat. Das Wappen entspringt einem religiösen Motive. Jener gleichen
Verehrung gegen den claviger coeli, welche in Regensburg eines der großartigsten
Denkmäler christlicher Baukunst, den Dom, erstehen ließ, wollte die Bürger-
schaft auch Rechnung tragen, indem sie an die öffentlichen Urkunden und die
Monumente der Stadt das Bild des hl. Petrus und schließlich sein vorzüglichstes
Attribut, die Schlüssel, heftete. Die gekreuzten Schlüssel im Wappen von Regens-
burg erinnern an die von Christus an Petrus übertragene Gewalt, zu binden und
zu lösen.

Regensburg. J. A. Endres.

ßÜCHERSCHAU.

Die Kirche. Ihr Bau, ihre Aus-
stattung, ihre Renovation.
Von Dr. P. Albert Kuh n. Mit 144 Ab-
bildungen. — Benziger in Einsiedeln
(Köln etc.) 1916 — Eleg. geb. M. 3.40.
Der Verfasser der großen sechsbändigen
Kunstgeschichte, ein ergrauter Großmeister
der Ästhetik und Kunstwissenschaft, faßt
in einem, durch 148 kleine, durchweg treff-
lich ausgewählte und scharf wiedergegebene
Textbilder alter und neuer kirchlicher Kunst-
denkmäler sehr lehrreich illustrierten, un-
gemein wohlfeilen Büchlein die reichen Er-
fahrungen seines langen, den theoretischen
Unterweisungen und praktischen Ratschlägen
geweihten Ordens- und Unterrichtslebens
zusammen, um namentlich den geistlichen
Bauherren und ihren berufenen Beiständen
Aufklärungen und Anweisungen zu geben
für den Bau und die Ausstattung, auch die
Erhaltung der Gotteshäuser. — In 16 Ka-
piteln werden die Belehrungen allgemeiner
und besonderer Art zusammengestellt, zuerst
die auf die Stilentwicklung, die momentane
Stilnot, „die Gegenwart und ihre stilbildenden
Einflüsse" sich beziehenden Vorfragen er-
örtert. Wichtige Grundsätze, die so be-
stimmt wie vermittelnd lauten, da der Ver-
fasser als ein ebenso begeisterten Anhänger

der alten, namentlich auch mittelalterlichen
Stilarten bekannt ist, wie als Verteidiger
der Entwicklungsrechte und der Künstler-
persönlichkeit. — Hinsichtlich des Kirchen-
baues und seiner Ausstattung geht der Ver-
fasser keiner Schwierigkeit, auch stilistischer
Art, aus dem Wege, manche Anschauungen
bekämpfend, die vor einigen Jahrzehnten
noch vorherrschten, daher jetzt auch Künstler
beanstandend, die damals ziemlich allgemein
noch sehr geschätzt wurden. Die Vorschläge,
die er macht, sind prinzipiell genommen,
durchweg annehmbar, obwohl im einzelnen
hier und da eine abweichende Meinung
berechtigt sein dürfte, — jetzt in der noch
lange nicht als abgeschlossen zu bezeich-
nenden Übergangsperiode. — Die neuen
und neuesten Künstler werden mit einem
Hauptwerke(dieses zum Teil auch abbildlich)
hervorgehoben, in durchaus objektiver
Weise. — Was über Denkmalpflege, nament-
lich auch über Restauration der Bauten wie
ihrer alten Ausstattungs-Kunstwerke, aus-
geführt wird, ist von der höchsten Bedeutung,
deshalb der Beachtung aufs wärmste zu
empfehlen. — Das ungemein zeitgemäße,
durch und durch praktische, man möchte
fast sagen, souveräne Büchlein darf als ein
Vademecum, namentlich für den Klerus,
 
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