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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Schnütgen, Alexander: Zwei spätgotische Alabastergrüppchen der "Sammlung Schnütgen"
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Feurstein, Heinrich: Noch einmal der Dreikönigsaltar des Messkircher Meisters
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0174

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 10/1

suren der Bank und des Grundes bestehen, von dem die vergoldeten Schuhe
sich abheben. Bei der Pieta haben an den Lippen wie der Dornenkrone geringe
rötliche Spuren sich erhalten, sehr starke an den Seitenwänden, und der Witwen-
schleier zeigt ringsum den Rüschenbesatz. Sonstige farbige Markierungen, nament-
lich des Unterfutters, wie sie das farbenfreudige Mittelalter für Marmor- und
Alabasterplastik mit Vorliebe pflegte, haben hier keinerlei Verwendung gefunden.
Auch die Rückseite der Selbdrittgruppe ist hinsichtlich der Gewänder pla-
stisch, also in flachem Gefält behandelt, und der Hinterkopf der Mutter Anna
zeigt gleichfalls eine Vertiefung für die Befestigung eines metallischen Heiligen-
scheines. Schnütgen.

NOCH EINMAL DER DREIKÖNIGS-
ALTAR DES MESSKIRCHER MEISTERS.*

(Mit 3 Abbildungen.)

Der alte Satz, daß Probleme in der Luft liegen und oft von verschiedenen
Seiten her gleichzeitig angefaßt werden, hat sich wieder einmal bestätigt.
Zur selben Zeit, als Professor Dr. Sauer in Freiburg, veranlaßt durch
die Wiederherstellung des Dreikönigsbildes in Meßkirch, die Frage der Pro-
venienz des Bildes aufwarf, war ich, ausgehend von der prächtigen, stilistisch
jeder Einreihung spottenden Madonna der Donaueschinger Pfarrkirche von 1522,
einem Kapitalstück schwäbischer Plastik, auf der Suche nach Stilzusammen-
hängen an den Meister von Meßkirch geraten und hatte von der archivahschen
und ikonographischen Seite her das Dunkel zu lüften versucht, das diese einzig-
artige Künstlerpersönhchkeit immer noch umgibt. Schließlich waren wir beide,
wie noch manche andere, durch die verheißungsvollen Andeutungen P. Ansgar
Pöllmanns angeregt1, die sich aber bis heute noch nicht zu der versprochenen
Beweisschrift verdichtet haben, die dartun sollte, daß der Meister des Meß-
kircher Altares Jerg Ziegler hieß, von Nördlingen stammte und den größten Teil
seiner Bilder signiert habe.

Ich muß nun gestehen, daß ich zu anderen Auffassungen über den Standort
und die ursprüngliche Gestalt des Meßkircher Altares gelangt bin, und sie trotz
den ausführlichen Darlegungen Professor Dr. Sauers in Nr. 4 dieser Zeitschrift fest-
halte. Ich hatte schon während des Druckes dem Verfasser gegenüber meine
Bedenken geäußert und die Auffassung vertreten, daß beide Flügelpaare,
die Münchener und die Donaueschinger, die übrigens dieselben Abmessungen

* Die Abbildungen, die ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Paul Ganz in Basel
verdanke, sind entnommen der Beilage zu den Jahresberichten 1914 und 1915 der öffent-
lichen Kunstsammlung in Basel, und zwar den beiden Aufsätzen des Herrn Prof. Ganz:
1. Eine unbekannte Zeichnung des Meisters von Meßkirch. 2. Stifter vom Meister des
Hochaltars von M. Martin zu Meßkirch.

Ich bemerke indes, daß ich nach wie vor die beiden auf Säulen gestellten Figuren
Maria und Johannes nicht als Varianten betrachte, sondern als selbständige vom Altar-
körper getrennte Begleitfiguren des bekrönenden Altarkreuzes.

1 Hist. polit. Blätter Bd. 142 (1908) S. 420 ff. — Ztschr. f. christl. Kunst, 21. Jahrg. (1908)
SP. 263 ff.
 
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