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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Habicht, Victor Curt: Meister Francke, ein Kölner
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0020

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10

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr.

h. Veronika (Abb. 3), auf der Dornenkrönung und Höllenfahrt (Scheibler-Alden-
hoven 21). Ja, die von Goldschmidt als besondere Eigentümlichkeit Franckes
hervorgehobene unschöne Bildung großer Ohren (vgl. den hamburgischen
Schmerzensmann) zeigt bereits der Christus in der kölnischen Höllenfahrtszene
oder der Engel am weitesten rechts unten auf dem Veronikabilde (Abb. 3) u. a.
Gerade in bezug auf diese Ohrdarstellung könnte man „morelli'isch" schwelgen.
Die genannten Beispiele mögen genügen.

Francke hebt eine reiche Verwendung von Engeln. Das Motiv ist gang und

gäbe und auch der
hanseatischen Kunst
nicht fremd. Mit Ber-
trams Darstellungen
haben sie aber nichts
gemein. Dagegen um
so mehr mit den
kölnischen. Ich ver-
weise auf die des
Veronikabildes und
auf die bei Franckes
Darstellung der Ge-
burt Christi (Abb. 4)
und des Schmerzens-
mannes.

Die Frauentypen
verleugnen am we-
nigsten ihre kölnische
Herkunft. Man halte
die Maria Magdalena
aus Franckes Grab-
legung(Abb.5)neben
die Madonna mit der
Wickenblüte oder die
h. Veronika (Abb. 3)
neben die Maria
zwischen der Gottes-
mutter und einem
Schergen (Franckes
Kreuzschleppung, Abb. 6) usw. Völlig überein stimmen sogar die Marien
(Francke: Frauen unter dem Kreuze, vorne links, Abb. 7) und Kreuzigung Köln,
Museum (Tafel I), (die linke die Gottesmutter stützende).

Die seltsame turbanartige Kopfbedeckung, die Francke wie einen Bienenkorb
gestaltet und die bei seinen Darstellungen von Schergen öfters vorkommt, findet
sich gleichfalls in kölnischen Bildern vorgebildet.

Schließlich die Hände, die in ihrer — für die Zeit! 1424 und später! — Uber-
zartheit bei Francke besonders auffallen!

Auch hier läßt sich völlig Übereinstimmendes nur in der kölnischen Malerei
um 1420 nachweisen.

Abb. 4.

Phot. Dr. Stoedtncr.
Meister Francke: Geburt Christi (Hamburg, Kunsthalle).
 
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