Nr. 1
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
13
ausgebildeten Kinde? Ich denke, man kann kaum schwanken, zu entscheiden,
was Vernunft gebeut.
Lichtwark glaubt die Bezeichnung K.B. auf dem Rockkragen des Kaiphas und
auf den Gürteln der Wächter als Spielerei abtun zu können11. Und doch führt sie
uns noch weiter. Denn wenn es sich nun darum handelt, ein bestimmtes Mitglied
der kölnischen Familie Francke als das in Hamburg tätig gewesene namhaft zu
machen, so kann es nur diese Signatur sein, die uns weiterhilft. Ein Neffe des
Stadtbaumeisters Arnold nennt sich ebenso vornehm wie dieser de Koynnischwin
(von Königswinter)
seinerseits Kristian
de Bunna (von Bonn).
K.B. signiert der als
Francke überlieferte
Meister. Warum?
Warum nicht X ( ?) F.
Und warum gerade
K.B.? Nach allem
Ausgeführten kann
kein Zweifel sein.
Der Zufälle wären
sonst unmenschlich
viele. Dieser Kristian
de Bunna, alias
Francke, ist der Mei-
ster der hamburgi-
schen Bilder!
III.
Meister Francke
ist aber auch bild-
hauerisch tätig ge-
wesen, was uns nicht
verwundern kann,
wenn er wirklich mit
dem als „Stein-
metzen" bezeichne-
ten Kristian de Bunna
identisch ist12. In Hamburg sicher; aber wo sonst noch? Da möchte ich mir
in aller Bescheidenheit, eine Vermutung auszuprechen gestatten. Wem die
deutsche Kunst um 1400 am Herzen — oder besonders — am Herzen liegt, der
wird sich zweifellos auch mit den Rätseln abgequält haben, die uns der Rimini-
Altar im Liebighaus zu Frankfurt a. M.13 zu raten aufgegeben hat. Ich will sie
Phot. Dr. Stoedtncr.
Abb. 7. Meister Francke: Die Frauen unter dem Kreuze (Hamburg, Kunsthalle).
n d
Sig-
11 Es ist ausgeschlossen, daß die an beiden Stellen übereinstim
naturen etwas anderes als die Künstlerinschrift bedeuten können.
12 Vgl. die oben genannte Literatur.
13 Vgl. G. Swarzenski: Salve crux laudabilis und id: Eine deutsch-italische
Künstlergeschichte. Deutsche Monatshefte 1914. 12. Heft, p. 379 ff.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
13
ausgebildeten Kinde? Ich denke, man kann kaum schwanken, zu entscheiden,
was Vernunft gebeut.
Lichtwark glaubt die Bezeichnung K.B. auf dem Rockkragen des Kaiphas und
auf den Gürteln der Wächter als Spielerei abtun zu können11. Und doch führt sie
uns noch weiter. Denn wenn es sich nun darum handelt, ein bestimmtes Mitglied
der kölnischen Familie Francke als das in Hamburg tätig gewesene namhaft zu
machen, so kann es nur diese Signatur sein, die uns weiterhilft. Ein Neffe des
Stadtbaumeisters Arnold nennt sich ebenso vornehm wie dieser de Koynnischwin
(von Königswinter)
seinerseits Kristian
de Bunna (von Bonn).
K.B. signiert der als
Francke überlieferte
Meister. Warum?
Warum nicht X ( ?) F.
Und warum gerade
K.B.? Nach allem
Ausgeführten kann
kein Zweifel sein.
Der Zufälle wären
sonst unmenschlich
viele. Dieser Kristian
de Bunna, alias
Francke, ist der Mei-
ster der hamburgi-
schen Bilder!
III.
Meister Francke
ist aber auch bild-
hauerisch tätig ge-
wesen, was uns nicht
verwundern kann,
wenn er wirklich mit
dem als „Stein-
metzen" bezeichne-
ten Kristian de Bunna
identisch ist12. In Hamburg sicher; aber wo sonst noch? Da möchte ich mir
in aller Bescheidenheit, eine Vermutung auszuprechen gestatten. Wem die
deutsche Kunst um 1400 am Herzen — oder besonders — am Herzen liegt, der
wird sich zweifellos auch mit den Rätseln abgequält haben, die uns der Rimini-
Altar im Liebighaus zu Frankfurt a. M.13 zu raten aufgegeben hat. Ich will sie
Phot. Dr. Stoedtncr.
Abb. 7. Meister Francke: Die Frauen unter dem Kreuze (Hamburg, Kunsthalle).
n d
Sig-
11 Es ist ausgeschlossen, daß die an beiden Stellen übereinstim
naturen etwas anderes als die Künstlerinschrift bedeuten können.
12 Vgl. die oben genannte Literatur.
13 Vgl. G. Swarzenski: Salve crux laudabilis und id: Eine deutsch-italische
Künstlergeschichte. Deutsche Monatshefte 1914. 12. Heft, p. 379 ff.