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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Sauer, Joseph: Das Altarbild des Meisters von Messkirch in der Stadtkirche zu Messkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0065

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Nr. 4

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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oder der Ruine still in die Szene hereinblickenden Joseph begegnet u.a. auf einem
Holzrelief im Unterhndenmuseum zu Kolmar (1505), in Erharts Relief im National-
museum zu München, vor allem aber in Dürers Geburt Christi zu München.
Kompositionell am nächsten steht unserer Darstellung Schäuffehns entsprechende
Tafel aus dem Mömpelgardener Altar zu Wien4, auf der namentlich der mittlere
König dem des Meßkircher Altares
sehr weitgehend gleicht. In stilisti-
scher Hinsicht ist allerdings der
Unterschied sehr erheblich. Dort
eine rem handwerksmäßige, haus-
backene Ausführung, hier eine in
den Formen vornehme, in der
Zeichnung sichere und kraftvolle
und im Ausdruck unendlich feine
und anmutige Darstellung, über
der ein hoher Charme von intimer
Stimmung liegt.

Bis jetzt hat die Rückseite
des Meßkircher Altars
in der Literatur noch keine Beach-
tung gefunden. Sie enthält eine
köstliche Ornamentmalerei in Gri-
saille: eine auf zwei Eckpilastern
ruhende Rundbogen - Archivolte,
nach rückwärts mehrfach abge-
treppt und in Untersicht darge-
stellt. Zwischen die Pfeiler ist eine
glatte Kartusche und darauf im
untern Teil eine reiche Renais-
sance-Vase oder -Kandelaber ge-
malt, aus dem sich nach beiden
Seiten üppige Rankenvoluten ent-
wickeln. Die Archivolte wird ge-
füllt durch eine auf der Kar-
tusche liegende Scheibe, in der ein
von rechts nach links sprengender
Reiter dargestellt ist, das Pferd wild
ausgreifend, der Reiter noch nach
rückwärts blickend, völlig nackt;
nur von der Schulter bläht sich ein
Manteltuch vom Winde gezerrt, in kühnem Bogen weit nach rückwärts. Der
Reiter ist der Tod, wie sein Schädel hinreichend bekundet; das Motiv ist direkt
übernommen aus Schäuffelins Miniatur „Turnier zwischen Ritter und Tod" im
öttingischen Gebetbuch 5, das etwa der gleichen Zeit (ca. 1535) wie unser Altar an-
gehört. Aber auch bei diesem Motiv liegt der höhere Grad künstlerischer Voll-

Abb. 2.

Aufn. Mczgcr, Überlingen.

Meßkirch, Rückseite des Dreikönigsaltars.

Abb. Jahrb. der k. k. Kunstsammlungen XVII (1896) Taf. XXII. — 5 Abb. Ebenda S. 397.
 
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