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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 5
leicht, wenn man die Ausbildung ihres besonderen Typus da sucht, wo auch die
Heimat der Goldglastechnik zu finden ist: in Alexandnen.
Auf dieselbe Gegend, oder vielleicht besser allgemein gesagt, auf den syro-
ägyptischen Kunstkreis, weist auch die Opferung Isaaks hin, vor allem durch
die Nacktheit Isaaks. Hierdurch, doch auch in der Art, wie Abraham den Knaben
faßt, den hochgestellten kleinen Altar, den Widder hinter Abraham und die
Hand Gottes kommt unser Bild dem einer bekannten Elfenbeinpyxis des Berliner
Kaiser-Friedrich-Museums aus dem IV. Jahrh., überraschend nahe, deren ost-
römische, wahrscheinlich syrische Herkunft heute allgemein angenommen wird,
obwohl sie von einem Dorfe an der Mosel herkommt6. In der römischen Kata-
kombenmalerei kommt ein nackter Isaak m. W. nur einmal, in einer auch
sonst ganz eigenartigen Darstellung vor7; aber hier fehlt noch die Hand Gottes.
Die Sarkophage, auf denen sie erscheint, geben Isaak wenigstens einen Schurz
zur Bekleidung.
Dagegen sind es
wieder Gold-
gläser, die den
syro-ägyp-
tischen Typus in
Rom vertreten
(Abb. 5)8.
Daß im Gegen-
satz zur Abra-
hamsszene der
unbekleidete
Daniel, der hel-
lenistische Ty-
pus also, der
sich im An-
schluß an heid-
nische Kunst-
vorstellungen am frühesten gebildet hatte, in Rom am längsten standhielt, habe
ich früher gerade im Hinblick auf die Kölner Bilder besprochen9. Das Medaillon
der Sammlung Disch hat seine ganz genauen Parallelen in ähnlichen kleinen Gold-
glasmedaillons, die sich in Rom gefunden haben. Auch die blattartigen Gebilde
neben Daniel kommen dort vor, z. B. Garrucci tav. 173, 11 und 12, während wir Gar-
rucci 173, 13 zwei vollständige Bäume finden, ähnlich wie hinter Daniel auf dem
Kölner Glase der Sammlung Herstatt. Es sind Symbole des Paradieses. Genaue
Parallelen unter den römischen Gläsern haben auch die zwei Medaillons mit den
Jünglingen10. Wie bereits früher erwähnt wurde, ist es in der altchristlichen Kunst
Abb 1. (Nadi Dalton.)
6 Vgl. W. Vöge, Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epochen: die Elfenbein-
bildwerke, 1911, Nr. 1 u. 0. M. Dalton, Byzantine art and archeology, London 1911, S. 195
mit Abb. 115.
7 In einem Arkosolbilde in S. Pietro e Marcellino aus der Mitte des IV. Jahrh., Wilpert
S. 333 u. Taf. 188,1.
8 Garrucci 171,2 und 172,8.
9 Ikonographische Studien I, S. 111 u. 12. — lü G a r r u c c i 173, 17—20.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 5
leicht, wenn man die Ausbildung ihres besonderen Typus da sucht, wo auch die
Heimat der Goldglastechnik zu finden ist: in Alexandnen.
Auf dieselbe Gegend, oder vielleicht besser allgemein gesagt, auf den syro-
ägyptischen Kunstkreis, weist auch die Opferung Isaaks hin, vor allem durch
die Nacktheit Isaaks. Hierdurch, doch auch in der Art, wie Abraham den Knaben
faßt, den hochgestellten kleinen Altar, den Widder hinter Abraham und die
Hand Gottes kommt unser Bild dem einer bekannten Elfenbeinpyxis des Berliner
Kaiser-Friedrich-Museums aus dem IV. Jahrh., überraschend nahe, deren ost-
römische, wahrscheinlich syrische Herkunft heute allgemein angenommen wird,
obwohl sie von einem Dorfe an der Mosel herkommt6. In der römischen Kata-
kombenmalerei kommt ein nackter Isaak m. W. nur einmal, in einer auch
sonst ganz eigenartigen Darstellung vor7; aber hier fehlt noch die Hand Gottes.
Die Sarkophage, auf denen sie erscheint, geben Isaak wenigstens einen Schurz
zur Bekleidung.
Dagegen sind es
wieder Gold-
gläser, die den
syro-ägyp-
tischen Typus in
Rom vertreten
(Abb. 5)8.
Daß im Gegen-
satz zur Abra-
hamsszene der
unbekleidete
Daniel, der hel-
lenistische Ty-
pus also, der
sich im An-
schluß an heid-
nische Kunst-
vorstellungen am frühesten gebildet hatte, in Rom am längsten standhielt, habe
ich früher gerade im Hinblick auf die Kölner Bilder besprochen9. Das Medaillon
der Sammlung Disch hat seine ganz genauen Parallelen in ähnlichen kleinen Gold-
glasmedaillons, die sich in Rom gefunden haben. Auch die blattartigen Gebilde
neben Daniel kommen dort vor, z. B. Garrucci tav. 173, 11 und 12, während wir Gar-
rucci 173, 13 zwei vollständige Bäume finden, ähnlich wie hinter Daniel auf dem
Kölner Glase der Sammlung Herstatt. Es sind Symbole des Paradieses. Genaue
Parallelen unter den römischen Gläsern haben auch die zwei Medaillons mit den
Jünglingen10. Wie bereits früher erwähnt wurde, ist es in der altchristlichen Kunst
Abb 1. (Nadi Dalton.)
6 Vgl. W. Vöge, Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epochen: die Elfenbein-
bildwerke, 1911, Nr. 1 u. 0. M. Dalton, Byzantine art and archeology, London 1911, S. 195
mit Abb. 115.
7 In einem Arkosolbilde in S. Pietro e Marcellino aus der Mitte des IV. Jahrh., Wilpert
S. 333 u. Taf. 188,1.
8 Garrucci 171,2 und 172,8.
9 Ikonographische Studien I, S. 111 u. 12. — lü G a r r u c c i 173, 17—20.