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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Neuss, Wilhelm: Ikonographische Studien zu den Kölner Werken der altchristlichen Kunst, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0088

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Nr. 5

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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im Anschluß an den biblischen Text durchaus vorherrschend gewesen, sie in
phrygischer Tracht vorzuführen.

Eigenartig ist der Jonaszyklus. Wo in der zömeterialen römischen Kunst die
Auflösung in vier Szenen vorkommt — am frühesten in der Cripta della Madonna
in S. Pietro e Marcellino aus der 1. Hälfte des III. Jahrh.11, wird das dritte Bild,
der ruhende Jonas, in zwei zerlegt, indem Jonas noch einmal, in Sinnen verloren,
unter der Laube sitzend dargestellt wird. Hier ist aber das erste Bild in zwei
zerlegt worden: das Jonasschiff erscheint getrennt von der Verschlingung. Es
ist sehr bemerkenswert, daß sich die einzige Parallele dieser Darstellung wieder

Abb. 2. (Nach Garrucci, die Nummern vom Verfasser.)

auf einem ähnlichen Medaillon in Rom findet, nur daß hier sechs Insassen statt
der vier in Köln erscheinen12. Über dem Schiffe erblickt man in Köln einen
delphinartigen Fisch, auf dem römischen Glase in der Zeichnung bei Garrucci
einige Flecken, die vermutlich auch nichts anders als den undeutlichen oder
schlecht erhaltenen Umrissen eines ähnlichen Fisches ihren Ursprung verdanken.
Der Fisch wird nicht der stets als Ungetüm dargestellte xtjrog sein sollen, der
Jonas verschlingen wird, sondern eine Bereicherung des Meeresbildes, entsprechend
der Ausfüllung des Noebildes, von der wir bei der Müngersdorfer Schale sprachen13.

11 Wilpert S. 370 u. Taf. 61.

12 Nach der ersten Veröffentlichung durch E. Le Blant im Bull, archeol. de l'Athen. franc.
1856 pl. I, 13 bei Garrucci tav. 174, 10. — 13 Vgl. auch Mitius, a. a. 0. S. 63.
 
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