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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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80

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 5

Heiligen der hl. Bischof Augustinus und die
Büßerin Magdalena. — So aufgefaßt ist das
Bild einheitlich in allen seinen Teilen: Die
Musik ist, wie stets in der Liturgie, in
dienender Stellung, ist Illustration, Ausgangs-
punkt der Situation und Nebengedanke, aber
auch unter dem einheitlichen Gesichtspunkte
der Reinheit: keine irdische Musik, weder
die Hochzeitsmusik, die weltliche, unten,
noch die (durch die Orgel versinnbildete)
kirchliche Musik ist der hl. Cäcilia rein
genug; darum tritt sie die weltliche mit
Füßen,und selbst aus der Orgel fallen Pfeifen ;
ihr genügt nur die himmlisch reine Musik,
der Gesang der jungfräulichen Engel. —
Nicht so sehr zur Patronin der Musik beten
wir, als zur reinen Jungfrau. Diese beherrscht
das ganze herrliche und berühmte Bild,
dessen tiefsten Inhalt ergründet, dessen er-
habene Bedeutung enthüllt zu haben, das
Verdienst des Verfassers bleibt. S.

Kunstgeschichtliche Grund-
begriffe. Das Problem der
St i 1 ent w 1 ck1ung in der neu-
eren Kunst von Heinrich Wolf f-
1 i n. Fr. Bruckmann in München 1915. —
10 M., geb. 12 M.

Wölfflin ist ein gründlicher und geistvoller
Kunstgeschichtslehrer, der seine eigenen Wege
geht, mehr Kunstästhetiker, als Kunsthisto-
riker, aber im engsten Anschluß an die Kunst-
werke. — Diese zu analysieren und mitein-
ander zu vergleichen, ist seine Hauptstärke
und sein allseitig gewürdigtes großesVerdienst.
— In der vorliegenden, reich illustrierten
Studie vergleicht er Denkmäler der Bau-
kunst, Plastik und Malerei des
XVI. und XVII. Jahrh., italieni-
schen, deutschen, spanischen
Ursprungs. — Bei diesen tiefsinnigen
spannenden Vergleichen werden die Kunst-
produkte der beiden Jahrhunderte in Paral-
lele gestellt und nach verschiedenen Gesichts-
punkten miteinander verglichen. I. Das
Lineare und das Malerische,
also die Linienführung und ihre farbliche
Füllung, insoweit beides in der Zeichnung und
Malerei, wie in der Plastik und Architektur
zur Ausführung kommt; II. Fläche und
Tiefe, insoweit in der Malerei, Plastik,
Architektur die Oberfläche zur Raumvertie-
fung sich gestaltet; III. von der geschlos-
senen, also gebundenen, zur offenen
Form, ebenfalls in der Malerei, Plastik,

Architektur; IV. Vielheit und Ein-
heit wie sie in der Malerei und Architektur
entsteht; V. von der Klarheit zur Un-
klarheit, wie sie ebenfalls in der Malerei
und Architektur sich entwickelt zur deko-
rativen Vollendung. — Durch die Nebenein-
anderstellungen der betreffenden Abbildungen,
an denen die Analyse sich vollzieht, wird der
Einblick in die Intention des Verfassers er-
leichtert, die keine leichte, aber dankbare
Lektüre bildet zur Vertiefung der Kunst-
anschauung und zur Erhöhung des Kunst-
genusses. S.

Studien zur Deutschen Kunstgeschichte,
Heft 184: Die romanische Stein-
plastik des Niederrheins von
Johannes Klein. Mit einer Text-
abbildung und 32 Lichtdrucktafeln. —
Heitz in Straßburg 1916. Preis 10 M.
Die trotz eines gewissen Fortschrittes in der
Kenntnis der frühmittelalterlichen deutschen
Bildnerei, unterschätzte, daher vernachlässigte,
neuerdings nur von Creutz in der „Zeitschrift
für christl. Kunst" (XXVIII, 21 bis 26) auf-
geklärte erhebliche Gruppe der niederrheini-
schen Steinplastik, mit dem Mittelpunkt Köln,
unterzieht der Verfasser einer neuen, durchaus
sachgemäßen Prüfung. Diese besteht in der
sorgsamen Analyse der vorhandenen Bild-
werke und in ihrer Vergleichung mit den über-
legenen (auch etwa früheren) Erzeugnissen der
Malerei und Goldschmiedekunst. Die Ein-
flüsse, denen jene unterliegen, werden genau
festgestellt, wie ihre Vorzüge und Mängel. —
Aus dieser Markierung aller Eigentümlich-
keiten ergeben sich drei Gruppen von, Bild-
werken: I. die kölnischen Charak-
ters, auf Köln und Brauweiler sich be-
schränkend, II.Charakter der Maas-
schule: Gustorf-Oberpleis; 111. i m f r a n-
zösisch beeinflußten Über-
gang s s t i 1: Andernach und Bonn; IV.
Die Frage der Monumental-
plastik: Köln und Münster, bildet den
Schluß, der zuletzt die Gründe anführt für
den Mangel einer Monumentalplastik in Köln.
Eine Fülle von scharfen Beobachtungen, die,
an der Hand von 33 Tafeln, die wichtige Frage
nach der Genesis und Bedeutung der nieder-
rheinischen Steinplastik ihrer Lösung ent-
schieden näherbringen, aber die Frage nach
dem Ursprung ihrer Vorläufer, deren Mittel-
punkt die Holztüre an Maria im Kapitol ist,
immer noch offen lassen. S-
 
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