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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Schippers, Adalbert: Die Glasmalerei in Maria Laach im XVI. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0107

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Nr. 6 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 93

Erwähnung, daß die nördliche Nebenapsis sich der südlichen anpassen mußte.
Alle Umstände weisen somit darauf hin, daß Johann Augustin Machhausen es
war, der im XVI. Jahrh. die Laacher Bibliothek und die Kirche mit Glasgemälden
schmückte. Von diesen Werken ist leider bis heute nirgendwo etwas bekannt
geworden. Ein Urteil über die Befähigung des Künstlers können wir uns
einigermaßen nach den von ihm erhaltenen Miniaturen bilden. Ein im britischen
Museum zu London befindliches Missale, das ein Laacher Mönch im Jahre 1541
schrieb, hat Machhausen als Prior durchweg mit schönen Initialen und zum
Teil künstlerisch bedeutenden Bildern ausgestattet3.

Nun besitzen wir auch eine gleichzeitige, schriftliche Anleitung zur Glasmalerei
in deutscher Sprache, die ebenfalls aus Maria Laach stammt. Dieselbe ist in einer
Handschrift des ehemaligen Chorherrnstiftes Pfalzel bei Trier enthalten. Sie
wurde zuerst von Ladner im Kölner Domblatt, Nr. 103 und 104 (1853), dann als
Sonderabdruck veröffentlicht. Neuerdings gab sie H. Oidtmann zusammen mit
anderen Schriftwerken gleichen Inhaltes heraus4. Der Titel der Abhandlung
lautet: Eyn clarhcher bericht und Lere der schöner kunst deß glaß malen und
bernen myt sampt vilenn cautelenn und onderwisungen darzu dhenenden myt
gruntlicher anzeigungk. Anno 1565.

In neunzehn kurzen Abschnitten behandelt der Verfasser das ganze Verfahren.
Seinen Namen teilt uns der Empfänger der Schrift in einer Schlußbemerkung mit:
„Ist jetzige vorgeschriebene kunst mir Christoffer Greitzer Canonich und senger
zu Paltzell zugeschnebenn uiß dem löblich Christlichenn Closter zu Lach durch
Herrn Nikolaum." Ladner vermutete in dem Herrn Nikolaus, den Sekretär des
benachbarten Grafen von Virneburg, Dr. Nikolaus Bensrodt. Da dieser aber
schon im Jahre 1509 in Marburg in den Franziskanerorden eingetreten war, ist es
so gut wie ausgeschlossen, daß er 1565 in Maria Laach unsere Abhandlung schrieb6.
Dagegen hegt nichts näher als an den Laacher „Jugenderzieher Nikolaus von
Mendich" zu denken, der auch die Inschrift zu dem oben erwähnten Fenster
verfaßte. Das Rituale erwähnt auch Bl. 37 diesen klösterlichen Beamten. Ihm
oblag die Sorge für die „mventus nostra, fratribus dico sub paedagogio agentibus,
quatenus ad rem Iitteranam attinet." Wenn P. Nikolaus die Kunst, deren Lehre
er niederschrieb, selbst nicht ausübte, so war er der Schreiber seines Abtes, der
jedenfalls im Jahre 1565 nicht an seinem Rituale arbeitete.

Die deutsche Glasmalerei ist, wie so manche ihrer Schwesterkünste, bekanntlich
eine Tochter des Benediktinerklosters. In Tegernsee besaß sie Ende des ersten
Jahrtausends eine ihrer ersten Pflegestätten. Hundert Jahre später schrieb Ruger
von Heimarshausen, 0. S. B., die älteste Einführung in diese Kunst nieder. Selbst
seitdem die Ausübung der Glasmalerei vornehmlich an die Laien übergegangen
war, beschäftigten sich die Geistlichen zu allen Zeiten sowohl praktisch als schrift-
stellerisch mit ihr. Das zeigt das Kloster am See im XVI. Jahrh., das beweist

3 Vgl. P. Richter, Die Schriftsteller der Benediktinerabtei Maria Laach, in: Westd.
Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst, XVII, S. 85 u. 115 nr. 15.

4 Die Glasmalerei im alten Frankenlande, Leipzig, A. Dunker, 1907, S. 72—83.

5 Siehe J. Butzbach, Auctarium de scriptoribus ecclesiasticis, Bl. 118b, Handschr.220
der Bonn. Univ.-Bibl. und Annalen d. hist. Vereins f. d. Niederrhein, Heft 52, S. 215—216.
 
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