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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 9
nach ihren Werten vielfach verkannten Pe-
riode bildet das Werk eine künftig unent-
behrliche Quelle für die Geschichte der deut-
schen Kunst im XVII. und XVIII. Jahrh.
und legt den Grund zu einer neuen, gerechteren
und höheren Wertung dieser Epoche.
Die Darmstädter Ausstellung hatte den
Hauptwert auf die Malerei gelegt; daneben
gab sie im Hinblick auf die Harmonie des
Stilempfindens ausgewählte Beispiele der
Plastik, besonders der Kleinplastik und der
Edelmetallkunst, außerdem Miniaturen und
Silhouetten. Eine besondere Abteilung bil-
dete die Porträtgalerie, die mit ihren zahl-
reichen Bildnissen von Künstlern, Literaten
und Gelehrten jener Zeit für die kunst- und
literarhistorische Forschung von besonderem
Interesse war.
Die Malerei behandelt Biermann in
einer geistreichen, kunsthistorisch grund-
legenden Studie, die in scharf präzisierter
Form Grund- und Richtlinien der Entwick-
lung aufweist und eine Fülle von Anregungen,
Aufgaben und Problemen bietet. Ein be-
sonderes Verdienst des Verfassers ist dabei
der Nachweis, daß das deutsche Barock und
Rokoko trotz aller Abhängigkeit vom Aus-
land doch in vieler Beziehung als eine eigene,
bodenständige Kunst zu gelten hat.
In kleineren Beiträgen behandeln F e u 1 -
n e r die Plastik, Brinckmann die Mi-
niaturen und Kippenberg die Sil-
houette. — Die umfangreichen, sorgfältig ge-
arbeiteten Namen- und Sachregister, die
außer von den genannten Herren von U h d e-
B e r n a y s (Porträtgalerie) und Marc
Rosenberg (Gold und Silber) stammen,
sind für die kunsthistorische Forschung von
bleibendem Wert. P. Sdi.
Krieg und Kunst. Von Dr. Oskar
D o e r i n g. Volksvereinsverlag in M.
Gladbach 1916.— 1.20 M.
Vom Kriege ersehnt und erhofft der be-
geisterte und rührige Verfasser auch einen
geistigen Aufschwung, besonders auf dem
Gebiete der Kunst, namentlich der religiösen
und historischen Kunst, und entwickelt im
I. Teil die bezüglichen „W ünsche und
Ziel e". — Diese ergeben sich aus dem
großzügigen Überblick, den der II. Teil:
„Im Wandel der Zeiten" bietet
über die gewaltigen Anregungen, welche seit
der ägyptischen und assyrischen Periode bis
in unsere Tage vom Kriege ausgegangen sind,
als dem unaufhörlichen Veranlasser künstle-
rischer Schöpfungen auf den Gebieten vor-
nehmlich der Malerei und Plastik. — Aus
diesen begründet der III. Teil die „Auf-
gaben der Gegenwart", die ir-
dischen wie die überirdischen; Schilderungen
und Allegorien, Denkmäler großen Stiles,
wie kleiner Ausführung, nicht nur idealer,
sondern auch praktischer Art; also Aufklä-
rungen und Anregungen in großer Anzahl
und ernster Art. S.
Spanien, Reisebilder von Johannes
Mayrhofer. Mit 17 Bildern und einer
Karte. Herder in Freiburg 1916.— 3.60 M.
in Pappe 4.20 M.
Als die Frucht einer unmittelbar vor dem
Kriegsbeginn beendigten Jahresreise durch
Spanien erscheint aus der Feder des durch
seine Allgemeinbildung wie Stilgewandt-
heit hervorragenden Reiseschriftstellers dieses
Buch, welches um so wärmere Aufnahme
finden wird, als der Krieg die Anhänglich-
keit an die treue spanische Nation, für ihre
Eigenart das Interesse noch gesteigert hat.
Und gerade diese Eigenart weiß der Ver-
fasser ungemein anschaulich zu schildern in
seinen „Reisebildern", die das Land be-
schreiben in seinen landschaftlichen Vorzügen
und anziehenden Volksgebräuchen, in seinen
historischen Erinnerungen und deren ge-
waltigen Darstellungen, in seinen künstle-
rischen Großtaten auf den verschiedensten
Gebieten, die den zahllosen Denkmälern
eine Mannigfaltigkeit ohne Gleichen ver-
leihen. D ese werden in großen Zügen ge-
würdigt, teils vorübergehend gestreift, teils
eingehender beschrieben. So die römischen
Anlagen in Sagunt, Roda, wie die west-
gotischen; die arabischen in Cordoba, To-
ledo, Granada, Sevilla, die gotischen Kathe-
dralen in Sevilla, Avila, Salamanka, Burgos,
Gerona, die Renaissance-Dome in Granada,
Madrid, -Paläste, Escorial, Madrid usw. Diesen
Bauwerken sind namentlich die eingebundenen
Tafelbilder gewidmet.— Die unvergleichlichen
Gemäldegalerien in Madrid, Sevilla bleiben
nicht unbeachtet, desgleichen die unver-
gleichlichen Kostbarkeiten in der Armeria
(Waffenmuseum); ebenso was in den Kirchen
an Kunstschätzen noch bewahrt wird und 1893
in der gewaltigen Jubiläumsausstellung von
Christoph Columbus zu Madrid zumeist ver-
einigt war. — So läßt der vielseitige und an-
regende Führer nichts unerwähnt, was das
Interesse für das spanische Land und Volk
zu wecken geeignet ist, ein neues Reiseziel
vorbereitend für den nach dem Kriege zu
erwartenden Wandertrieb. S.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 9
nach ihren Werten vielfach verkannten Pe-
riode bildet das Werk eine künftig unent-
behrliche Quelle für die Geschichte der deut-
schen Kunst im XVII. und XVIII. Jahrh.
und legt den Grund zu einer neuen, gerechteren
und höheren Wertung dieser Epoche.
Die Darmstädter Ausstellung hatte den
Hauptwert auf die Malerei gelegt; daneben
gab sie im Hinblick auf die Harmonie des
Stilempfindens ausgewählte Beispiele der
Plastik, besonders der Kleinplastik und der
Edelmetallkunst, außerdem Miniaturen und
Silhouetten. Eine besondere Abteilung bil-
dete die Porträtgalerie, die mit ihren zahl-
reichen Bildnissen von Künstlern, Literaten
und Gelehrten jener Zeit für die kunst- und
literarhistorische Forschung von besonderem
Interesse war.
Die Malerei behandelt Biermann in
einer geistreichen, kunsthistorisch grund-
legenden Studie, die in scharf präzisierter
Form Grund- und Richtlinien der Entwick-
lung aufweist und eine Fülle von Anregungen,
Aufgaben und Problemen bietet. Ein be-
sonderes Verdienst des Verfassers ist dabei
der Nachweis, daß das deutsche Barock und
Rokoko trotz aller Abhängigkeit vom Aus-
land doch in vieler Beziehung als eine eigene,
bodenständige Kunst zu gelten hat.
In kleineren Beiträgen behandeln F e u 1 -
n e r die Plastik, Brinckmann die Mi-
niaturen und Kippenberg die Sil-
houette. — Die umfangreichen, sorgfältig ge-
arbeiteten Namen- und Sachregister, die
außer von den genannten Herren von U h d e-
B e r n a y s (Porträtgalerie) und Marc
Rosenberg (Gold und Silber) stammen,
sind für die kunsthistorische Forschung von
bleibendem Wert. P. Sdi.
Krieg und Kunst. Von Dr. Oskar
D o e r i n g. Volksvereinsverlag in M.
Gladbach 1916.— 1.20 M.
Vom Kriege ersehnt und erhofft der be-
geisterte und rührige Verfasser auch einen
geistigen Aufschwung, besonders auf dem
Gebiete der Kunst, namentlich der religiösen
und historischen Kunst, und entwickelt im
I. Teil die bezüglichen „W ünsche und
Ziel e". — Diese ergeben sich aus dem
großzügigen Überblick, den der II. Teil:
„Im Wandel der Zeiten" bietet
über die gewaltigen Anregungen, welche seit
der ägyptischen und assyrischen Periode bis
in unsere Tage vom Kriege ausgegangen sind,
als dem unaufhörlichen Veranlasser künstle-
rischer Schöpfungen auf den Gebieten vor-
nehmlich der Malerei und Plastik. — Aus
diesen begründet der III. Teil die „Auf-
gaben der Gegenwart", die ir-
dischen wie die überirdischen; Schilderungen
und Allegorien, Denkmäler großen Stiles,
wie kleiner Ausführung, nicht nur idealer,
sondern auch praktischer Art; also Aufklä-
rungen und Anregungen in großer Anzahl
und ernster Art. S.
Spanien, Reisebilder von Johannes
Mayrhofer. Mit 17 Bildern und einer
Karte. Herder in Freiburg 1916.— 3.60 M.
in Pappe 4.20 M.
Als die Frucht einer unmittelbar vor dem
Kriegsbeginn beendigten Jahresreise durch
Spanien erscheint aus der Feder des durch
seine Allgemeinbildung wie Stilgewandt-
heit hervorragenden Reiseschriftstellers dieses
Buch, welches um so wärmere Aufnahme
finden wird, als der Krieg die Anhänglich-
keit an die treue spanische Nation, für ihre
Eigenart das Interesse noch gesteigert hat.
Und gerade diese Eigenart weiß der Ver-
fasser ungemein anschaulich zu schildern in
seinen „Reisebildern", die das Land be-
schreiben in seinen landschaftlichen Vorzügen
und anziehenden Volksgebräuchen, in seinen
historischen Erinnerungen und deren ge-
waltigen Darstellungen, in seinen künstle-
rischen Großtaten auf den verschiedensten
Gebieten, die den zahllosen Denkmälern
eine Mannigfaltigkeit ohne Gleichen ver-
leihen. D ese werden in großen Zügen ge-
würdigt, teils vorübergehend gestreift, teils
eingehender beschrieben. So die römischen
Anlagen in Sagunt, Roda, wie die west-
gotischen; die arabischen in Cordoba, To-
ledo, Granada, Sevilla, die gotischen Kathe-
dralen in Sevilla, Avila, Salamanka, Burgos,
Gerona, die Renaissance-Dome in Granada,
Madrid, -Paläste, Escorial, Madrid usw. Diesen
Bauwerken sind namentlich die eingebundenen
Tafelbilder gewidmet.— Die unvergleichlichen
Gemäldegalerien in Madrid, Sevilla bleiben
nicht unbeachtet, desgleichen die unver-
gleichlichen Kostbarkeiten in der Armeria
(Waffenmuseum); ebenso was in den Kirchen
an Kunstschätzen noch bewahrt wird und 1893
in der gewaltigen Jubiläumsausstellung von
Christoph Columbus zu Madrid zumeist ver-
einigt war. — So läßt der vielseitige und an-
regende Führer nichts unerwähnt, was das
Interesse für das spanische Land und Volk
zu wecken geeignet ist, ein neues Reiseziel
vorbereitend für den nach dem Kriege zu
erwartenden Wandertrieb. S.