Nr. 10/11
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
149
Noch liegen unter den Trümmern die fünf großen Glocken des Turmes mit
folgenden Namen und Inschriften: Die Groote Klok mit der Inschrift Senatus
populusque Dixmudensis, anno Domini 1722, sie wurde gegossen durch An-
toine Bernard, dann die Glocke, genannt ,,het Sermoentje" anno 1672, gegossen
von Jacques Sagen aus Lille, die St.-Nicolays-Klok von 1672 und dem gleichen
Gießer, dann die Glocke „Achter Kalf" mit der Inschrift: „Door den brand
von deeze torre ben lk gevallen en gebroken en in't zelve jaer hergooten 1672,
schließlich „Onze Vrouw Klok" mit den Inschriften der Stifter von 1731. Zu-
tage kommen muß auch ein Weihwasserbecken aus Kupfer, das 1626 durch
den damaligen Bürgermeister der
Kirche geschenkt wurde.
In der Kirche befand sich eine
Anbetung der hl. drei Könige von
Jacques Jordaens von 1644. Auch
dieses Werk hat seine Leidens-
geschichte. 1795 wurde es nach Paris
geschafft. Als Napoleon später nach
Dixmuiden kam, baten die Behörden
ihn um die Rückgabe des Werkes;
er sandte jedoch als Ersatz nur eine
Kreuzigungsdarstellung des Malers
Jouvenet, und erst 1816 kam das Ori-
ginal wieder auf den Hauptaltar der
St.-Nikolaus-Kirche zurück. Man
muß annehmen, daß auch dieses Werk
zerstört wurde.
Neben dem Lettner von Dix-
muiden ist der in der Kirche von
St. Gommaire m Lierre vom Jahre
1635 der hervorragendste. Die Pfeiler
bestehen aus schwarzem Marmor, die
Stirnseite mit Skulpturen der Leidens-
geschichte und Figuren der Evan-
gelisten aus weißem Marmor. Von
besonderer Schönheit ist das Maß-
werk mit reich ausgearbeiteten krau-
sen Blättern. Der Lettner ist ein Werk des Brüsseler Künstlers Henri van
Pree; in ähnlicher Weise mit kleinen Gruppen der Leidensgeschichte ausge-
stattet wurde der Lettner der Kirche von Tessenderloo, mit Einzelfiguren der
Apostel und fein gezeichnetem Maßwerk, der Lettner von St. Peter in Löwen.
Der Lettner von Nieuport, jetzt auch zerstört, zeigte eine mehr handwerks-
mäßige Art der späten Renaissance, die nicht mehr an jenen hohen Grad der
Vollendung hinanreicht, wie er besonders im Kölner Lettner von St. Maria
im Kapitol erhalten ist.
Es erübrigt, einiges über die Arbeit an den Ausgrabungen zu berichten und
jenen zu danken, die sie geleistet haben. Im Juli 1915 gelang es bei einem dienst-
lichen Aufenthalt in Dixmuiden dem Stabsarzt E. Rodenwaldt, aus den Trümmern
Abb. 6.
Dixmuiden, Portal zum Chor.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
149
Noch liegen unter den Trümmern die fünf großen Glocken des Turmes mit
folgenden Namen und Inschriften: Die Groote Klok mit der Inschrift Senatus
populusque Dixmudensis, anno Domini 1722, sie wurde gegossen durch An-
toine Bernard, dann die Glocke, genannt ,,het Sermoentje" anno 1672, gegossen
von Jacques Sagen aus Lille, die St.-Nicolays-Klok von 1672 und dem gleichen
Gießer, dann die Glocke „Achter Kalf" mit der Inschrift: „Door den brand
von deeze torre ben lk gevallen en gebroken en in't zelve jaer hergooten 1672,
schließlich „Onze Vrouw Klok" mit den Inschriften der Stifter von 1731. Zu-
tage kommen muß auch ein Weihwasserbecken aus Kupfer, das 1626 durch
den damaligen Bürgermeister der
Kirche geschenkt wurde.
In der Kirche befand sich eine
Anbetung der hl. drei Könige von
Jacques Jordaens von 1644. Auch
dieses Werk hat seine Leidens-
geschichte. 1795 wurde es nach Paris
geschafft. Als Napoleon später nach
Dixmuiden kam, baten die Behörden
ihn um die Rückgabe des Werkes;
er sandte jedoch als Ersatz nur eine
Kreuzigungsdarstellung des Malers
Jouvenet, und erst 1816 kam das Ori-
ginal wieder auf den Hauptaltar der
St.-Nikolaus-Kirche zurück. Man
muß annehmen, daß auch dieses Werk
zerstört wurde.
Neben dem Lettner von Dix-
muiden ist der in der Kirche von
St. Gommaire m Lierre vom Jahre
1635 der hervorragendste. Die Pfeiler
bestehen aus schwarzem Marmor, die
Stirnseite mit Skulpturen der Leidens-
geschichte und Figuren der Evan-
gelisten aus weißem Marmor. Von
besonderer Schönheit ist das Maß-
werk mit reich ausgearbeiteten krau-
sen Blättern. Der Lettner ist ein Werk des Brüsseler Künstlers Henri van
Pree; in ähnlicher Weise mit kleinen Gruppen der Leidensgeschichte ausge-
stattet wurde der Lettner der Kirche von Tessenderloo, mit Einzelfiguren der
Apostel und fein gezeichnetem Maßwerk, der Lettner von St. Peter in Löwen.
Der Lettner von Nieuport, jetzt auch zerstört, zeigte eine mehr handwerks-
mäßige Art der späten Renaissance, die nicht mehr an jenen hohen Grad der
Vollendung hinanreicht, wie er besonders im Kölner Lettner von St. Maria
im Kapitol erhalten ist.
Es erübrigt, einiges über die Arbeit an den Ausgrabungen zu berichten und
jenen zu danken, die sie geleistet haben. Im Juli 1915 gelang es bei einem dienst-
lichen Aufenthalt in Dixmuiden dem Stabsarzt E. Rodenwaldt, aus den Trümmern
Abb. 6.
Dixmuiden, Portal zum Chor.