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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Sauer, Joseph: Erwiderung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0185

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Nr. 10/11_________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.___________163

von mir durchweg schon in Rechnung gezogen waren, noch weniger von den
ikonographischen Argumenten Feursteins, auch nicht im mindesten erschüttert
worden; es kann im Gegenteil nach dem überraschenden Fund von Prof. Ganz
als völlig gesichert gelten.

Ich habe zunächst festzustellen versucht, daß kein unzweifelhaft zuverlässiges
Zeugnis über das Aussehen des Hochaltares der Stadtkirche in Meßkirch, ins-
besondere nicht über die Zugehörigkeit der Dreikönigstafel Aufschluß gibt. Dieses
urkundliche Zeugnis hat auch Feurstein nicht erbracht. Ich habe es dann auf-
fallend gefunden, daß unter der Voraussetzung dieser Zugehörigkeit das Drei-
königsmotiv den eigentlichen Patron der Kirche St. Martin aus der zentralen
Stelle im Altar verdrängt habe. Ich habe diesem Bedenken aber selber im weiteren
Verlauf meiner Ausführungen keine erhebliche Bedeutung zugemessen. Mein
Gegner rennt somit offene Türen ein, wenn er gegen mich eine Möglichkeit nach-
zuweisen sucht, die ich selber zugegeben habe. Noch überflüssiger scheint mir
der Nachweis von der nie angefochtenen Zugehörigkeit der Dreikönigstafel zur
Stadtkirche überhaupt. Dieser ganze Nachweis war sogar bedenklich, wenn er
mit unzulänglichen Mitteln geführt wird und unzulänglich ist, wie Feurstein
seine Annahme zu vertreten sucht. Nach ihm ist der hl. Martin, der eigentliche
Patron der Kirche, als „außerbiblisches Kultobjekt", kein geeignetes Motiv „für
die zentrale Stellung im Hochaltar"; das Motiv der Dreikönige, deren Patronat
durch das Anniversarienbuch gesichert erscheine, werde auch noch außerdem
aus ikonographischen Gründen nahegelegt. Ich kann weder den einen noch den
andern dieser beiden Sätze in der hier vorgetragenen Fassung gelten lassen. Aus
M. Schütte („Der schwäbische Schnitzaltar", S. 10 ff., 16) hätte Feurstein er-
fahren können, das der schwäbische Altar die Einzelfigur vor bewegteren, dra-
matischeren Motiven der Heilsgeschichte, im Mittelfeld bevorzugt. Immer wieder
ist es die Madonna, umgeben von andern Heiligen, die uns im Mittelschrein be-
gegnet, aber nicht etwa aus dem dem Zeitempfinden gänzlich widersprechenden
Grund, weil man kein außerbiblisches Kultobjekt zulassen wollte, sondern einfach
deshalb, weil sie in den ältesten Dedikationen dem Hauptpatron noch als Mit-
patronin beigefügt war. Wer die alten Dedikationsurkunden durchsieht, wird
erstaunt sein, in der oft recht umfangreichen Liste von Patronen der Kirche oder
des Hochaltars immer wieder die Gottesmutter zu finden. Daß aber auch oft
genug der eigentliche Patron an prinzipaler Stelle im Hochaltar erscheint, dafür
gibt es trotz des arg zusammengeschrumpften Bestandes von noch in situ befind-
lichen oder bezüglich ihrer Ortszugehörigkeit noch kontrollierbaren Altären
Beispiele genug, auch außer den von Feurstein aufgezählten Ausnahmen. Es
sollen hier nur einige beliebig herausgegriffen werden. So ist in dem Schrein-
altar von Oberbobritsch der Patron Nikolaus in der Mittelnische untergebracht,
die Anbetung der Dreikönige dagegen in der Predella; im Dangolsheimer Altar,
der heute in der Laurentiuskapelle des Straßburger Münsters steht, nimmt der
Patron Pankratius mit Nikolaus und Katharina die Mitte ein, während das Motiv
der Magieranbetung auf einen der Flügel verwiesen ist. Im Schnitzaltar der
alten Georgskirche von Weisweil (heute in den Karlsruher Vereinigten Samm-
lungen) ist der hl. Georg die Hauptperson im Mittelschrein; in der Wolf-
gangskirche zu Tullau (Württemberg) der hl. Wolfgang. In der Veitskirche
zu Stetten im Remstal stehen die beiden Patrone Maria und Vitus völlig gleich-
 
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