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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Arntz, Ludwig: Aussenmauerschmuck auf Mörtelgrund
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0207

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184

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 12

durch die Ausgründung die tiefere, meist dunklere und farbigere Mörtelschicht
teilweise zum Vorschein kommt. Die freihändige Ausführung des Putzbildes
verlangt allerdings eine große Gewandtheit und Sicherheit in der Griffelführung,
zumal spätere Änderungen im erhärteten Putz nicht mehr möglich sind.

Farbiger Mörtelgrund. — Frühzeitig suchte man den Eindruck
des äußeren Mörtelnsses durch dauerhaften Kalkfarbenanstrich zu erhöhen, der
auf die noch nicht erhärtete Putzfläche — etwa ein Tag hach ihrer Herstellung
— aufgetragen, unter Aufnahme von Kohlensäure mit der Mörtelschicht sich
verbindet und gleichzeitig mit ihr erhärtet. Entweder werden die vertieften Um-
risse oder Gründe der Zeichnung mit Farbe
nachgefahren oder bestimmte Flächen mit der
einen oder anderen Farbe gestrichen und
innerhalb der verfügbaren Zeit fertig gemalt.
Bei dieser Technik bediente man sich anfangs
des XII. bis Mitte des XIII. Jahrh. außer der
weißen Grundfarbe (bisweilen mit Kreide ver-
setzt) einiger haltbarer Erdfarben (Goldocker,
roter Ocker, grüne Erde), wozu später noch
Ultramarin, Kasseler Braun und andere Farben
traten, sowie einer fein gepulverten Holz- oder
Beinkohle, des Rußes oder Graphites für grau
oder schwarz. Grundsätzlich wird bei dieser
üblichen Außenbemalung die Vorzeich-
nung mit Kelle oder Griffel in den frischen
Putz eingerissen und dann die Farbe aufge-
tragen. Abweichend davon pflegte man bei der
Innenbemalung (bei der natürlich mit
anderer Lichtwirkung zu rechnen war) nur
einige wichtige Teil- und Richtlinien vorzu-
reißen, die Vorzeichnung (Skizze) aber auf der
noch nicht erhärteten Putzfläche in kräftigen
Linien (gelb, rot, schwarz) mit dem Pinsel auf-
zumalen. Durch einfachen oder wiederholten
Kalkfarbenaufstrich läßt sich naturgemäß nur
eine oberflächliche Färbung des Mörtelgrundes
erreichen. Je weniger der Mörtelumsatz vorgeschritten, um so tiefer wird der
Farbstoff in die Putzschicht eindringen können. Man bedenke dabei, daß für die
Außenbemalung nur eine begrenzte Frist zur Verfügung steht, zumal schon
das Vorreißen des Putzbildes, auch bei sehr großer Übung, immerhin eine an-
gemessene Arbeitszeit in Anspruch nimmt.

Das Streben nach tiefer und stärker wirkender Färbung des Mörtelgrundes
führte dazu, anstatt der aufgemalten Kalkfarbe einen durchgefärbten Mörtel
anzuwenden, und zwar zunächst nur zur Ausfüllung des vertieften Umrisses, ein
Verfahren, das, mit der in Niedersachsen (u. a. in Helmstedt) besonders ausgebil-
deten Gipsmörteltechnik nahe verwandt, nur beschränkte Anwendung fand.
Der Putzauftrag durchgefärbten Mörtels, der aus einer dünnen Kalkdeckschicht
mit dem Griffel bloßgelegt wird — das von italienischen Maurern besonders

Abb. 15.

MartinskirAe zu Chur.
 
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