Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

DOI Artikel:
Arntz, Ludwig: Aussenmauerschmuck auf Mörtelgrund
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0209

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
186

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 12

des Mauerwerks nicht geeignete Rechnung trägt, ist daher mit dem Mauerkörper
auch die äußere Mörtelschicht andauernd gefährdet.

B. Form- und Farbgebung des Mauerschmuckes.

Als einfaches Schmuckmittel kann schon ein bestimmtes, regelmäßig um-
randetes Putzflächenstück dienen, das sich von dem Mauergrunde (Bruchstein
oder Ziegelstein) entschieden abhebt. So ist beispielsweise der runde, in Bruch-
stein ausgeführte Wachtturm der Burg Bischofstein a. d. Mosel durch ein weißes,
weithin sichtbares Putzband gekennzeichnet. Auf Backsteinflächen wird durch
ein auf vertieftem Grunde ausgeführtes schild- oder streifenförmiges Putzstück
eine ungemein wirksame Schmuckwirkung erzielt; geputzte Blenden gliedern
eine reife Ziegelbaukunst. Durch Schnitt oder Bemalung des Mörtels kann der
Ausdruck des abgepaßten Putzstückes künstlerisch gesteigert werden, wie etwa

durch eine gerahmte Inschrift, eine
Sonnenuhr, ein Wappen oder eine figür-
liche Darstellung.

Im allgemeinen herrscht naturgemäß
auf geputzten Außenmauern das ge-
gliederte Schmuckwerk vor, bei
dessen Anordnung und Ausbildung in
erster Linie das Baugefüge mit seinen
natürlichen Formen und Farben be-
stimmend oder doch vorbildlich ist. Es
bekundet sich da ein starkes, sicheres
Stilgefühl in der Art und Weise, wie
dieselben Gesetze, welche dem tech-
nischen Aufbau mit seiner Höhen-,
Breiten- und Tiefenentwickelung zu-
grunde liegen, in der Flächengliederung
baukünstlenschen Ausdruck finden. Bei
der Schichteinteilung und Friesanordnung wiegt die Höhengliederung, bei der
Pfeiler- und Säulenstellung die Breitengliederung vor, während beide Richtungen
in der Bogen- und Giebelausbildung vermittelt oder ausgeglichen erscheinen.
Die Tiefengliederung wird bei Unterbrechung der Wandflächen (z. B. Nischen,
Tür- und Fensteröffnungen) durch die Rahmung und der gerahmte Hinter-
grund (Füllung) gekennzeichnet. So ergeben sich zwanglos bestimmte, aus der
Technik erwachsene Elemente der Form- und Farbgebung, die sich mit ihren
Abwandlungen Jahrhunderte lang verfolgen lassen.

Schichtung und Friesband. — Die meist gleichmäßige Schich-
tung, die sich aus der üblichen Mauertechnik ergibt, wird durch einfache oder
doppelte Fugenschnittlinien angedeutet. Dabei erfährt wohl die Schichtfläche
in regelmäßigem Wechsel eine dem Werkstein nachgebildete Kennzeichnung
durch Spitzen, wagerechte und senkrechte und schräge Furchung oder Kämmung
(Abb. 8). Dem konstruktiven Empfinden entsprach es, die Eckschichten her-
vorzuheben, sei es durch besondere Musterung oder durch farbige Bemalung,
meist rot, gelb, weiß, grau oder schwarz, wobei offenbar die Farbe eines boden-

Abb. 17. Ehem. DeutsA^Ordens«CommendeCoblenz.
Westgiebel des Moselflügels.
 
Annotationen