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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Arntz, Ludwig: Aussenmauerschmuck auf Mörtelgrund
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0212

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Nr. 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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senkrechter und schräger Teilung wirksame Fächermuster entwickelt, in dem
man die viereckigen, rautenförmigen, dreieckigen und kreisförmigen Flächen im
Wechsel mit Griffel und Pinsel behandelt. Reichere, verschlungene Teppich-
muster werden wohl auch auf eingeritztem Netze mehrfarbig aufgemalt (Abb.
20 u. 21). Mit der Einführung antikischer Bauweise werden Rahmen und
Füllung zu den wichtigsten und ausdrucksvollsten Flächengliedern, die aus der
Gesamtfläche sich wirkungsvoll abheben (Abb. 22). Eingestreuter Flächenschmuck
ornamentaler und figürlicher Arten entbehrt selten der stilgemäßen Rahmung
(Sockel, Gewände, Verdachung). Auch bei den Fach werkbauten, wo
die Flächengliederung schon durch das Zimmerwerk wesentlich
bestimmt ist, wird die Füllung zu einem Hauptmotiv erhoben.
Innerhalb des Holzrahmens werden die Putzflächen zeichnerisch
und malerisch geschmückt, wobei häufig eingerissene, auch ge-
färbte Steinschichten mit leichten Linienornamenten wechseln,
während die Holzrahmung durch entsprechende Färbung unter-
schieden wird (Abb. 23).

So haben beimAußenmauerschmuck die wesentlichen Flächen-
gheder eine fast lückenlose stilistische Fortbildung im Laufe der
Zeiten erfahren. Noch im XVIII. Jahrh. werden Schicht- und
Pfeilerglieder, Bogen- und Giebelfassung, Rahmen und Füllung
nach alter Überlieferung durch farbige Tünchung aus der um-
gebenden Fläche herausgehoben. — Die mitgeteilten Hinweise
mögen einen annähernden Begriff geben von der vielseitigen
struktiven und ornamen-
talen Ausbildung des ge-
gliederten Schmuckwer-
kes ; muß doch hier darauf
verzichtet werden, den
Gesamteindruck in seiner
Anpassung an das Bau-
werk und die anschließen-
den Teile anschaulich

wiederzugeben. Fadiwerkfüllung von Unkel a. Rh., Lordi a. Rh., Weingarten (Eifel).

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Abb. 22.
Fensterrahmung.

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Die künstlerische Wirkung wird durch gelegentliches Bildwerk wesentlich
vertieft, welches naheliegende Beziehungen zum Leben oder bedeutsame, über
Raum und Zeit hinausragende Vorstellungen veranschaulicht. Es mag hier nur
hingewiesen werden auf den Gebrauch, die Stirn hervorragender Bauteile, nament-
lich der Burg- oder Stadttore mit den Gestalten der Patrone (wie des h. Michael,
h. Georg, h. Martin, h. Christoph) oder des weltlichen Schirmherrn, des Wappen-
oder Bannerträgers in recht ansehnlichen Maßen zu schmücken. Das Riesen-
bild der Madonna am Chor der Hochschloßkirche zu Marienburg in Pr. weist
z. B. die beträchtliche Höhe von etwa 7,30 m auf10. Es verlohnt sich wohl, an

10 Die im Hartstuck angetragene Figur, ursprünglich bemalt, ist später durch italienische
muratori mit farbigem Mosaik bekleidet worden. Nach freundl. Mitteilung von Dr. Stein-
brecht in Marienburg i. Pr.
 
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