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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Arntz, Ludwig: Aussenmauerschmuck auf Mörtelgrund
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0216

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Nr. 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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die Möglichkeit gesichert, einen baukünstlerischen Fnedhofsschmuck ersten
Ranges kommenden Geschlechtern in bewährter und getreuer Ausführung weiter
vermitteln zu können.

Unter dem Einfluß der frühen Renaissance tritt die figürliche Darstellung
in den Dienst eines Stiles, der durch schaubildliche Mittel die Wirkung einer
starken Gliederung des gerahmten Einzelbildes anstrebt. Mit dieser lebendigen
Durchbrechung der Fläche wird auch die Technik der Innenbemalung auf den
Außenmauerschmuck übertragen, ohne begreiflicherweise dem unmittelbaren
Angriff des Wetters gewachsen zu sein. Mit dem Ende des XVII. Jahrh. ver-
schwindet dann der
außen aufgemalte Fi-
gurenschmuck, um
dann fast allgemein
durch äußere Plastik
ersetzt zu werden.

Bei einem Rück-
blick auf dieEntwicke-
lung können wir uns
der Tatsache nicht
verschließen, daß uns
von dem bedeutsamen
Außenschmuck auf
Mörtelgrund meist
nur Bruchstücke über-
kommen sind, welche
den ursprünglichen
Eindruck nach Form
und Farbe nur sehr un-
vollkommen wieder-
geben. Nicht immer
ist der große Verlust
auf eine unzureichen-
de Stoffbehandlung
zurückzuführen. Wie
so manche Werke von
baugeschichtlicher Bedeutung gingen auch diese Denkmäler oft deshalb zu-
grunde, weil man sie ihrem Werte nach verkannte und daher ihnen nicht die-
jenige Pflege angedeihen ließ, die ihrem Wesen in technischer und künst-
lerischer Beziehung entsprach. Und doch handelt es sich um eine Mauer-
technik, die nachweislich vom IX. Jahrh. bis Ende des XVIII. Jahrh. in Übung
blieb, um eine Schmuckweise, die in ihrer mit einfachsten Mitteln erzielten
Flächengliederung auch heute vorbildlich sein kann. Freilich dürfen die Werke
einer tüchtigen Baukunst nicht ihrer Lebensbedingungen beraubt werden,
denen sie Entstehung und erstaunliche Lebensdauer verdanken. Ohne die
technische und künstlerische Mitwirkung erfahrener, den Stoff beherrschender
Meister wird die Denkmalpflege ihr eigentliches Ziel verfehlen, denn dieses
sollte stets darauf gerichtet sein, die überlieferten Werke heimischen Kunst-

Abb. 27. Ostflügel des Domkreuzganges zu Magdeburg. Teil des Figuren*
frieses auf Mörtelgrund. (Vgl. Tafelbild.)
 
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