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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Schauß, William: Der amerikanische Kunstzoll
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0250

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Der amerikanische Kunstzoll — Personal- und Ateliernachrichten

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Weise zuerkannt worden, wie den einheimischen Künstlern der ver-
schiedenen Länder. Besonders ist den amerikanischen Künstlern
in Frankreich von den hervorragendsten französischen Malern
Rat und Unterricht umsonst erteilt worden; so hat man denselben
die höchsten Vorteile jener Schulen zugewandt. So wie es keine
amerikanische Litteratur geben kann, wenn unsere Autoren
nicht Kenntnis der Litteratur anderer Nationen haben, ebenso
wenig kann es eine amerikanische Kunst geben, wenn es ameri-
kanischen Künstlern nicht erleichtert wird, sich mit den Bedingungen
bekannt zu machen, unter denen die Kunst im Auslande die höchste
Vollkommenheit erreicht.

Seit den letzten 25 Jahren und besonders seit dem letzten
Jahrzehnt hat sich infolge des bedeutenden Fortschrittes in der
Kunstwissenschaft eine erfreuliche Zunahme der Beurteilungs-
sähigkeit solcher Kreise bemerkbar gemacht, welche ausländische
Bilder nicht von dem Ankauf ausschließen; und obgleich ein be-
rühmter Name nur die beste eigene Empfehlung ist, so hat doch
die Anzahl der amerikanischenKunstliebhaber bedeutend zugenommen,
welche ein gutes Bild, ob einheimisch oder fremd, ob von bekannter
oder unbekannter Hand, wohl zu schätzen wissen.

Zum Schlüsse sei noch konstatiert, daß die Einkünfte, die
aus den mit Zoll belegten importierten Kunstwerken sich ergeben,
von geringer Höhe sind.

Angesichts so bedeutender und wichtiger Thatsachen, wie sie
in dieser Petition erhärtet werden, richtet der Unterzeichnete ganz
ergebenst an den Kongreß der Vereinigten Staaten die Bitte, den
Import von Bildern und Skulpturen frei zu geben.

William Schauß

Personal- und Mtrlier-Nschrichlen

r. ?t. Am 4. Februar ist in München der Architektur-
maler Heinrich Heger gestorben, dessen echt norddeutsch charakter-
volle und strenge Schöpfungen eine Spezialität unserer Kunst
bildeten. In Hadersleben 1832 geboren, hatte er seine Aus-
bildung in Kopenhagen erhalten, war aber erst in München zur
Architekturmalerei übergegangen. Mit richtigem Verständnis
warf er sich vor allem auf die Darstellung der schönen Renaissance-
bauten seiner norddeutschen Heimat und machte bald Aussehen
durch die unendlich liebevolle und feinfühlige Art, mit der er die herr-
lichen Gemächer im Schloße zu Gottorp, das berühmte Bredeuhagensche
Zimmer und den Rathaussaal in Lübeck, das Bremer Rathaus
und anderes wiedergab. Unstreitig hat er durch seine ebenso ver-
ständnisvolle als eigenartige Darstellung viel zur Verbreitung
des Rufes dieser so echt deutschen Meisterschöpfungen bei uns bei-
getragen. Später hat er auch aus Nürnberg und Venedig viel ge-
malt. Obwohl seine reizenden Bilder wahre Kabinettsstücke sind,
so brauchte er doch viel zu viel Zeit zu ihrer überaus gewissen-
haften Herstellung, als daß er hätte je viel zurücklegen können,
für die zwei Kinder, die er besaß. Dagegen hinterläßt er einen
wahren Schatz prächtiger Studien, besonders von norddeutschen
Bauten, die demnächst im Münchener Kunstverein zur Ausstellung
und zum Verkauf kommen und auf die wir die Liebhaber schon
im voraus aufmerksam machen, da sie noch weit freier und
kühner sind, als seine Bilder.

* Prof. Julius Scholtz in Dresden hat für die kgl.
Bibliothek daselbst ein lebensgroßes Bildnis des in Ruhestand ge-
tretenen Geh. Hofrats und Oberbibljothekars vr. Förstcmanu
gemalt, welches sich durch sprechende Ähnlichkeit, natürliche Aus-
fassung und Frische der Technik vorteilhaft auszeichnet. — Ebenso
hat Maler Robert Krauße zum 25 jährigen Jubiläum des
Polizeipräsidenten Schwanß in Dresden ein vorzügliches lebens-
großes Bildnis dieses Herrn gemalt.

— r. Das Diplom für das im vorigen Jahre neu erwählte
Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste, den Staats-
minister vr. von Goßler, ist erst jetzt vollendet und dem Ge-
feierten durch eine Deputation der Akademie überreicht worden.
Dasselbe ist, entgegen den sonstigen Gepflogenheiten des gedach-
ten Instituts, auf Pergament ausgefertigt und von keinem ge-
ringeren Künstler, als Adolf Menzel, in charakteristischer Weise
kunstvoll dekoriert worden. Der Wortlaut des Diploms ist in
altdeutscher Schrift ausgefertigt, welche von dem Kalligraphen
und Lehrer am hiesigen königl. Kunstgewerbe-Museum, Maler-
Ansgar Schoppmeyer in vollendeter Art ausgeführt wurde.

—r. Die Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder der
königlichen Akademie der Künste zu Berlin hat in ihren für das
Jahr 1888 abgehaltenen Wahlversammlungen, abgesehen von den
die Musik ausübenden Künstlern, zu ordentlichen Mitgliedern der

Akademie erwählt: 1. den Architekten H. Grisebach in Berlin,
dessen Thätigkeit in baukünstlerischer Hinsicht wohl spezifisch Berlin
zugute gekommen; 2. den Historien- und Genremaler Michael
Mnnkacsy; 3. den Genremaler Klaus Meyer in München,
welche beide durch ihre charakteristischen Gemälde weltbekannt
sind; ferner 4. den Bildhauer und Professor an der Wiener
Akademie Karl Kund mann, den genialen Schöpfer des
Schuberts-, des Tegetthoff-DenkmaleS und anderer hochbcdeutender
Werke; endlich 5. den Kupferstecher und Radierer Johann
Leonhard Raab, den Altmeister der Münchener Kupfer-
stecherknnst.

ss Franz von Lenbach ist zur Zeit mit einem Porträt des
Prinzen Ludwig von Bayern, des präsumtiven Thronfolgers, be-
schäftigt. Der Prinz ist in Generalsuniform dargestellt, geschmückt
mit dem Orden des goldenen Vließes. Ist es dem berühmten
Bildnismaler schon aus jenem bekannten Porträtbilde der prinz-
lichen Familie gelungen, die Individualität des Prinzen voll zu
erfassen, so vermittelt uns die neue Schöpfung Lenbachs das
männlich schlichte Wesen des bayerischen Thronfolgers in sicherer
Charakteristik.

' Der Dresdener Historienmaler Wenzel Schwarz, ein
Schüler des Van Lerius und Fenerbachs, hat das schon erwähnte
große Bild „Kaiser Hadrian spricht eine angeschuldigle Christin
frei" vollendet und in der Kunstgewerbehalle zn Dresden, die ein
schönes Oberlicht besitzt, ausgestellt. Das Bild wird auf der
Münchener Ausstellung ausgestellt werden, eine Abbildung davon
gedenken wir im Laufe dieses Jahres zu bringen.

— Bildhauer Dopmcyer in Hannover und die als Lehrer
an der llnterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums zu Berlin
beschäftigten Baumeister Schütz und Kuhn wurden zu Professoren
ernannt. — Das gleiche Prädikat haben zwei Lehrer des Städelsche»
Instituts in Frankfurt a. M., Bildhauer Hasselhorst und
Architekt Oskar Sommer erhalten.

** Zu Mitgliedern des deutschen Schiedsgerichts für die
Münchener internationale Kunstausstellung 1888 sind
von der Dresdener Kunstgenossenschast in ihrer letzten Haupt-
versammlung Bildhauer Diez und Maler Professor Paul
Kießling ernannt worden.

— r. Der Bildhauer Professor Ernst Herter in Berlin
hat von dem Komitee für Errichtung eines Heine-Denkmals, das
bekanntlich in Düsseldorf aufgestellt werden wird, den Auftrag
zur Ausführung erhalten.

A München. Im Ratskeller werden die Wagnerschen
Fresken einer vollständigen Restaurierung unterworfen, wofür der
Künstler 15,00V Mk. erhält. Anfänglich schlug Herr Wagner
eiue völlige Neuausmalung vor und verlangte hierfür 40,000 Mk.

— Der schweizerische Bundesrat hat Professor Hans Auer
aus Wien zur Bauleitung für das neue Bundesratshaus nach
Bern berufen.

Grstorbrn: Genremaler Arm and Bertheau in Limoges
im Alter von 45 Jahren. — Maler F. A. Brentano in Rom
am 20. Februar. — Franz Feilhamer, ein sehr tüchtiger
Glasmaler und Aquarellist, in Brünn durch eigene Hand. —
Tiermaler Guy iu Lyon. — Professor Paul Gropius in
Berlin am 1. März. Er war, 1821 geboren, der Sohn jenes Karl
Wilhelm Gropius, der als Begründer der Dekorationsmalerei im
künstlerischen Sinne zu gelten hat und das erste Diorama in Berlin
aufstellte, das er mit einer permanenten Gemäldeausstellung verband.
Von seinem Vater überkam er sowohl diese Anstalt, als auch
später das Amt eines ersten Dekorationsmalers der Berliner
Hostheater. Im August 1881 hatte er das Unglück, daß sein
reiche Kunstschätze enthaltendes Atelier abbrannte. Der bekannte
Berliner Architekt Martin Gropius ist ei» Vetter des Verstorbenen.

— Genremaler Merk iu München, 71 Jahre alt. — I. A. S.
Nikutowsky, geschätzter, feinsinniger Genremaler und Lehrer
an der Kunstakademie, 58 Jahre alt, in Düsseldorf. — Axel
Nordgreen, einer der ältesten und hervorragendsten Mit-
glieder der skandinavischen Künstlerkolonie zu Düsseldorf, am 12.
Februar, im 60. Lebensjahre. Sein spezielles Kunstgebiet war
die Landschaft, sein Lehrer und Vorbild besonders Gude. —
Historienmaler Proksch in Wien, wo er 1817 geboren wurde.

— Architekt und Professor der Kunstakademie August Scheffers
in Leipzig, 56 Jahre alt, am 3. Februar. Für die vorzügliche
Leitung des nun leider unvollendet hinterlassenen Sammel-
werkes „Deutsche Renaissance" hatte der Verstorbene die goldene
Medaille für Kunst und Wissenschaft erhalten. — Friedrich
Staudinger, ein Schüler Führichs und treuer Anhänger
seiner Richtung, am 15. Februar in Wien, 59 Jahre alt.
Seine bedeutendsten Arbeiten zieren die Pfarrkirche in Schotten-
 
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