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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Die erste Münchener Jahres-Ausstellung 1889, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0076

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V. Jahrgang, tzeft 4

iz. Oovember 1889


>- tzerau^gegeüen von Friedrich Recht

.Die Kunst für Alle' erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementspreis im Buchhandel
oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 325S, bahr. Verzeichnis 415) 3 Mk. K0 Ps. für das Vierteljahr (S Heste); das einzelne Hest 75 Pf. — Inserate die vier-
gespaltene Nonpareillezeile 50 Ps. Beilagen k Mk. sür das Tausend, bei großer», Format °d.Umsang Preisausschlag. Die jeveilige Anslagehöhe wird aus Anfrage mitgeteilt.


Die erste Münchener Iahre^-AuFstellung 1889
von Friedrich pecht
(Schluß)

IX.

Hamids, von Leopold Karl Müller
Erste Münchener Iahres-Ausstellung 188Y
Die Kunst für Alle V

Die Bildhauerei
keine Kunst hat die moderne Neigung zum extrem-
sten Naturalismus so nachteilig gewirkt, als aus die
Bildhauerei. Denn diese ist schon durch die spröde Natur
des Materials, das sie verarbeitet, auf Stilstrenge an-
gewiesen, oder auf Würde und Haltung, was im Grunde
dasselbe ist. Noch mehr aber durch ihre vorwiegende
Verwendung für die Zwecke der monumentalen Kunst,
welche nun einmal durchaus eine rythmische Durchbildung
der Form verlangt, wenn sie nicht unerträglich gemein
anssehen soll. Verstanden die Alten dies selbst bei einem
besoffenen Bauernlümmel wie der Barberinische Faun zu
erreichen, so geht es den Modernen oft umgekehrt selbst
mit ihren Göttern. — Sie vergessen dabei, daß wie
keine andre Kunst die Bildhauerei zur Darstellung des
Hohen, Erhabenen und Schönen bestimmt und geeignet
sei. Speziell ist das der Fehler unsrer Münchener Schule,
welche in neuerer Zeit nur allzuhäufig zwischen der
Manieriertheit des Zopfes und dem gemeinsten Naturalis-
mus hin- und herschwankt und sich der Antike nur er-
innert, wenn es gilt, derselben ihre Frauenköpfe zu stehlen
und sehr gemeinen, schlotterigen Damen aufzusetzen. Die
Strenge aber, dies unerläßliche Erfordernis jeder monu-
mentalen Kunst, ist uns, wie gesagt, viel zu sehr ab-
handen gekommen. — Da nun auch noch gerade unsre
besseren Meister fast gar nicht vertreten sind, so bietet
denn die Ausstellung der Skulpturen unleugbar den
schwächsten Teil der im Glaspalast versammelten Pro-
duktion, da auch von auswärts sehr wenig gekommen
ist, was diesen üblen Eindruck eines herrschend gewordenen
rohen Naturalismus aufheben könnte. Wenigstens thut
das der verwundete Hund Fremiets gewiß nicht, so
wenig als seine kleine Bronzegrnppe eines geharnischten
Großvaters, der mit seinem Enkel auf einem Riesenpserd
 
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