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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Hofstede de Groot, Cornelis: Die Kritik der Rembrandtzeichnungen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0329

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637

Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

638

Künstlergruppe! Hierdurch beweist er, daß er dieser
Künstlergruppe ganz fremd gegenüber steht.

Dasselbe gilt von der Bemerkung über den Witwer
(H.d.G. 1013), der von irgendwelchem guten Genre-
maler der Zeit stammen soll. »Irgendwelche gute
Genremaler«,die so guthaben zeichnen können, waren
auch im Holland des 17. Jahrhunderts sehr dünn
gesät und diejenigen, von denen uns Zeichnungen
erhalten sind, haben eine absolut andere Technik ge-
habt. Diese flotte Art der Federzeichnung mit leichter
Lavierung und zahlreichen Selbstverbesserungen ist
das ausschließliche Eigentum Rembrandts und seiner
nächsten Schule. Eine Behauptung, die Zeichnung sei
von Flinck oder Eeckhout oder Hoogstraten, wäre dis-
kutabel gewesen, die, daß sie von irgendwelchem
Genremaler sei, ist dies nicht.

Im übrigen braucht man nur das dreimal wieder-
holte Kinderköpfchen mit Dutzenden von anderen
Kinderstudien Rembrandts zu vergleichen, um zu er-
kennen, daß das Blatt in den Rembrandtschen Kreis
hineingehört, man halte es dann mit mir für Rembrandts
eigenes Werk oder nicht.

August 1913 CORN. HOFSTEDE DE GROOT.

PERSONALIEN

In einem warmempfundenen Nachrufe, den PaulClemen
seinem Vorgänger auf dem kunsthistorischen Lehrstuhle der
Friedrich-Wilhelms-Universität in der alljährlich erscheinen-
den »Chronik« der Universität Bonn widmet, werden folgende
wertvolle Mitteilungen über die literarische Hinter-
lassenschaft Carl Justis gemacht: »Ein Essay über die
Porträtkunst lag unvollendet in seinem Pult, Abschnitte
über die großen Bildnismaler, Aphorismen über Rembrandt,
begonnene Ausarbeitungen über Dürer und Holbein, in
denen er niederschreiben wollte, was er zu diesen beiden
und zum Thema der deutschen Kunst zu sagen hatte, eine
Mappe mit der Aufschrift: Moderne Irrtümer, Auslassungen
über allerlei Torheiten der neueren Kunst und Kunstpflege.
Vielleicht mehr aber noch als diese letzten Früchte seines
Geistes würden die Briefe nach der Veröffentlichung ver-
langen, die er, zumal in früheren Jahren, an die Mutter
und die Schwester gerichtet, Briefe aus Italien und aus
Spanien, lange Selbstgespräche, die oft die bedeutendsten
Denkmäler der einsamen Menschen sind, die ihre Lieben
und ihre Freunde in solcher Weise an ihrem Innenleben
teilnehmen lassen, mit entzückender Frische der Schilderung
und großem Freimut der Urteile, mit anmutigem Humor
und oft mit feiner Selbstironisierung.«

WETTBEWERBE
Bei dem allgemeinen deutschen Wettbewerb für das
Botschaftspalais in Washington wurde dem Entwurf
des Prof. Bruno Moehring-Berlin der erste Preis von
10000 Mark zuerkannt. Den zweiten Preis von 7000 Mark
erhielt Architekt Franz Thyriot-Frankfurt a. M., den dritten
(5000 Mark) Prof. Martin Dülfer-Dresden und den vierten
(3000 Mark) Architekt Engler in Gemeinschaft mit Architekt
Scheibner.

DENKMALPFLEGE
Venedig. Unlängst entdeckte man im Chor der
Kirche S. Giovanni e Paolo die Reste der ornamentalen
und figürlichen Fresken, welche, ganz ähnlich wie im
Chor der Frarikirche, woselbst sie die Grabmonumente
Foscari und Tron umgeben, hier den malerischen

Schmuck, den Fond für die Monumente des Dogen
Michele Morosini, f 1382, sowie diesem gegenüber für
das Denkmal des Marco Cornaro, f 1368,'bilden. — Das
Denkmal dieses Dogen, welches seinerzeit nach links ver-
setzt werden mußte, um dem aus der leider aufgehobenen
Servitenkirche hierher übertragenen Denkmal Vendramin
Calerghi Platz zu machen, war ebenfalls mit figürlichen
Fresken umgeben. Sie verschwanden unter dem genannten
Mausoleum bis auf einige Reste zur rechten^Seite. Von
ganz besonderer Bedeutung nun sind die aufgedeckten
Freskenreste des Grabmals Morosini: Eine stolze gotische
Scheinarchitektur baut sich über dem reichen, aus der
Wand vorspringenden, mit einer Mosaik, wahrscheinlich
florentinischen Ursprungs, geschmückten Monumente auf.
In gewaltiger Höhe erst findet das System an Nischen,
Baldachinen und der Bekrönung durch einen polygonen
tempelartigen Aufsatz seinen Abschluß. Leider ist von den
figürlichen Darstellungen, welche in den verschiedenen
Stockwerken dieser Scheinarchitektur sich bewegen, fast
nichts mehr zu erkennen, während die architektonischen
Teile ganz klar und deutlich zu erkennen sind. Wunder-
voll muß die Wirkung gewesen sein, ehe der grausame
Kalkanstrich alles bedeckte. — Nach unten schließt ein
Teppich das Ganze ab. Das oben genannte gegenüber-
liegende Denkmal des Marco Cornaro zeigt in seiner Um-
gebung nichts Figürliches. Hier ist nur, und zwar ziem-
lich gut erhalten, ein roter Teppich, mit Ananasmuster
gemalt, zu sehen. So bieten denn die seit ca. 60 Jahren
andauernden Herstellungsarbeiten der Kirche stets neue
Überraschungen. Diese Arbeiten, vor längerer Zeit schein-
bar beendigt, nehmen nun von neuem immer größere
Dimensionen an. Zurzeit ist es die Sakristei mit ihrem
Portal, welche viel Arbeit erheischt. — In der durch Brand
zerstörten Votivkapelle für den Sieg von Lepanto wird fleißig
gearbeitet, ebenso an der großen Kapelle del Sacramento,
die dem Einsturz nahe war. Der seither hier beschäftigte
tüchtige, pflichtgetreue Architekt Rosso erlag am 2. Mai
einer tückischen Krankheit. — Dem leitenden Architekten
Rupolo ist eine ebenso dankbare als interessante Arbeit
im Dogenpalaste zugefallen. Man hatte längst in den
Plan der Wiederherstellungsarbeiten in den früheren Zu-
stand die Wiedereröffnung der Loggia Foscara einbezogen.
Gegenwärtig nun ist man mit deren Freilegung beschäftigt.
Die genannte Halle, welche sich längs der großen Loggia
des Hauptgeschosses gegen die Piazzetta zu öffnete und
einen vollkommenen Durchblick nach dem Inneren des
Hofes gestattete, war im 17. Jahrhundert geschlossen und
vermauert worden, ebenso das große Eingangsportal gegen
die innere Halle. Diese ganze überaus kühne Konstruktion
wird nun gegenwärtig in ihrem früheren Zustande wieder-
hergestellt, der Blick nach dem Hofe wieder möglich,
die schönen Balkendecken wieder sichtbar, ebenso die
eleganten Säulen mit ihren geschnitzten Trägern der
Deckenbalken, die sog. Barbarini. — Barbarischer Weise
stand man damals nicht an, diese Säulen selbst und ihre
Kapitäle zu verstümmeln, um den Bretterverschluß dichter
machen zu können. Auch das erwähnte Portal war nur
durch bemalte Bretterverschalung geschlossen. — Um Räume
zu gewinnen, hatte man damals auch den Saal der »Signori
della notte« geopfert, um elende kleine Schreibstuben her-
zustellen, ohne Rücksicht auf die reiche Balkendecke. Der
schöne Raum ist nun wiedergewonnen. Ein schönes Gitter-
tor gegen die äußere Loggia kam zutage, und ringsum, hoch
oben an denWänden, die zahlreichen fein skulpiertenWappen
der verschiedenen Senatoren, welche nach und nach in diesen
Räumen ihres wichtigen Amtes walteten. — Während in
aller Stille diese verdienstvollen Herstellungsarbeiten sich
vollziehen, Ist man auch auf anderer Seite nicht untätig
 
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