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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 1
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Aus der steiermärkischen Landesgalerie zu Graz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0031

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Nr. i.

5

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

vom Grafen Dr. Ignaz Attems darge-
liehen.

Bei Nr. 20, dem Bildnis der Maria
von Burgund ist das Fragezeichen neben
dem Namen Memling sicherlich sehr
gerechtfertigt. Das Bild ist Kopie nach
einem alten Niederländer. Die Schrift
ist erst nach dem Tode der Maria von
Burgund entstanden, sonst könnte diese
Inschrift nicht von Maria als von der
conjux prima des Kaisers Max reden.
(Beschrieben, leider als Memling im
„Repertorium für Kunstwissenschaft“
Bd. V, S. 411.)

Nr. 30 wird als Albrecht Dürer
geführt. Ein Madonnenbild, das aller-
dings irgendwie mit Dürers Kunst zu-
sammenhängt, aber doch nicht von ihm
selbst gemalt ist. Ich vermute, daß eine
alte deutsche Kopie oder Nachempfin-
dung nach Dürer vorliegt. Vgl. „Zeit-
schrift für bildende Kunst“ (Neue Folge
XII, S. 235 ff.). Hellers: Dürer (1827 II, 1)
erwähnt das Bild als Geschenk des
Erzherzogs Johann an die Grazer
Sammlung.

Nr. 31, ein interessantes ober-
deutsches Bildnis einer alten Frau trägt
Wahlspruch und Jahreszahl „Marcescit
in otio virtus 1554“. Überdies ein
Wappen mit Einhorn. (War bis vor
einigen Jahren im Palais Attems zu
Graz.) Würde in mehreren Beziehungen
genaues Studium verdienen.

Nr. 33 und 34. Sichere Werke des
Dichtl, Nr. 37 und 38 ebensolche Ar-
beiten von J. G. Platzer, dem Goltzius
des 18. Jahrhunderts, Nr. 40 und 41
Bildchen von Franz de Paula Ferg,
aber nicht von den besten. (Alle aus
der Sammlung Attems.)

Nr. 43 dem Rottenhammer zu-
gewiesen und das vielleicht mit Recht:
Maria mit den zwei Knaben in einer
Landschaft. Müßte in der venezianischen
Zeit des Rottenhammer entstanden sein.
(1891 durch den Landesausschuß ange-
kauft.)

Nr. 46, kleineres Bild: Johannes
der Täufer, gleichfalls von Rotten-
hammer (aus kaiserlichem Besitz).

Nr. 64 und 66 Josse de Momper,

67 Bles (Kunstchronik 1891), Nr. 68
nicht Francken.

Nr. 69 dem Peeter Brueghel dem
jüngeren zugeschrieben: Der Triumph
des Todes. Nach der Malweise könnte
ich es nur dem Jan Brueghel dem
älteren geben, dessen Palette und kör-
nige Malweise doch ziemlich deutlich
aus dem Bilde sprechen, wogegen jede
stilistische Verbindung mit dem jün-
geren Peeter Brueghel fehlt. Noch dazu
wird man nicht umhin können, in
dem vornehmen Herrn rechts unten <
den Jan Brueghel als Maler des Bildes
zu erkennen, was noch weiter zu er-
örtern ist.

Der Triumph des Todes in Graz
ist signiert und datiert: „BRVEGEL.

F 1597“. Diese Inschrift ist zwar nicht
tadellos erhalten; das zweite E ist nicht
zuverlässig. Aber die Erneuerungen be-
treffen doch sicher nur unwesentliche
Einzelheiten, und der Wert dieser Schrift
als alte Beglaubigung bleibt aufrecht.
Damit haben wir die Entstehungszeit
des Bildes im Jahre 1597 festgestellt
und wenigstens den Namen Brueghel
gewonnen. Die Schreibweise ohne H
nach dem G wäre noch die des alten
Peeter Brueghel. Jan Brueghel und Peeter
der jüngere pflegten den Namen mit
H zu schreiben. Nun paßt dieser An-
klang an den alten Peeter Brueghel
vorzüglich zu der frühen Jahreszahl 1597.
Denn eben erst in jenem Jahre wurde
Jan Brueghel Freimeister, und bis dahin
dürfte er die väterliche Schreibung des
Namens beibehalten haben. Der jün-
gere Peeter Brueghel erhielt die Frei-
sprechung erst 1585. So wird die An-
nahme immer fester begründet, daß
Jan Brueghel I. als Meister des Grazer
Tr’ tmphes anzunehmen ist. Vergleicht
man den Herrn rechts unten im Ge-
 
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