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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Schell, Otto: Der Quadenhof in Gerresheim bei Düsseldorf: ein kleinstädtischer Burgmannssitz des Bergischen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0011

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des 15. Aabrhunderts in den Besitz der Herren von Quade überging, daß er damals seine jetzige
Gestalt im wesentlichen erlangte und damals auch wohl den Nainen „Quadenhof" annahm.

Che wir zur architektonischen und baugeschichtlichen Würdigung des Quadenhofes über-
gehen, erwähnen wir noch, daß außer den Herren von Broichhausen resp. Quade noch andere
ritterbürtige Familien Güter in Gerresheim besaßen, welche ihnen aus ihrem Kricgsdienst-
verhältnis verliehen worden waren, die sogenannten Burgmannessitze. Solche Familien
waren u. a. die von Schöller und von Hack. Ähnlich war es in anderen Bergischen Städten,
z. B. Solingen, Ratingen, Düsseldorf. Von all diesen Burgmannessitzen sind nur der Quaden-
hof und das Burghaus zu Mintard an der Ruhr auf uns gekommen; sie allein ermöglichen es,
diesen beachtenswerten Bauten nachzugehen. —— -— — — ——- ^—— >-

Der Quadenhof ist ein male-
rischer, zweistöckiger Backsteinbau
des 15. AahrhundertsH. Keine
Burg im Bergischen, selbst kein
anderer Profanbau dieser Zeit ist
so wohl erhalten, wie derQuaden-
hof. Er ist in dieser Hinsicht einzig
und darum schon sehr beachtens-
wert. Die Ostseite erhält einen
besonderen Schmuck durch zwci
hohe, aus der Mauer aufragende
Kamine; ein dritter ist dem Süd-
giebel angefügt. Die Ostseite weist
zudem vier alte, hohe, schmale
Fenster auf, von denen zwei diealte
Hausteineinfassung bewahrt haben,
während diese bei dem dritten
erneuert wurde und bcim vierten
nicht mehr vorhanden ist. Sehr
wirkungsvoll ist der alte Abort an
der Ostseite, auf kräftigen Krag-
steinen aufgesetzt.

An der West- oder Vorderseite befindet sich das große Portal mit wuchtiger Haustein-
einfassung; es ist seit langer Zeit durch ein kleineres ersetzt. Davor lag die Zugbrücke, an deren
Stelle nun eine Rampe den Zugang vermittelt. Eine Nolle zum Aufwiuden der Zugbrücke
ist noch intakt. Das große Fenster über dem Portal mit Hausteineinfassung und Steinkreuz
ist alt. Der darüber aufstrebcnde Giebel, enthaltend Rundbogenfenster und Kran, dürfte
später aufgeführt worden sein. Auf seiner Spitze sitzt in Stein gehauen ein Männchen, welches
vielleicht als cin Zehntbauer (da er einen Korb hält) allerdings heute sehr stark verwittert und
nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen) anzusprechen ist. Es ist wahrscheinlich, daß man diesen
Aufbau später (17. Fahrh.?), als das Haus seinem anfänglichen Zweck entzogen und zur Zehnt-
scheuer bestimmt wurde, anbrachte, um einen Kran einsügen zu können. Auch die Vorderfront
weist im Erdgeschoß sehr hohe, allerdings abgeänderte Fenster und mehrere Schlüsselscharten
aus. Die beiden oberen Fenster sind ebenfalls nicht mehr in der alten Form erhalten.

*) In den Kunstdenkmäiern der Rheinprovinz rvird er ein dreistöckiger Bau genannt; ursprünglich rvar das
Haus zrveistöckig,' boch hat man das hohe Erdgeschoß in zwei Geschosse umgervandelt.

Abb. 3. Der Quadenhos in Gerresheim. Qkonvmiegebäude.
 
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