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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 1
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Urff, G. S.: Das südwestdeutsche Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0014

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leben oder wohl auch das ganze Iahr hindurch einen Schlupswinkel zu besitzen, in den
Geschästssorgen oder amtliche Widerwärtigkeiten keinen Cingang sinden.

Schon im Äußeren soll solch ein Landhaus Geschmack und Behaglichkeit verraten und sich
vor allem auch harmonisch in das Landschastsbild einsügen, sich nicht protzenhast aufdrüngen
und doch eine Stätte des verseinerten Lebensgenusses bieten. Viel unsicheres Umhertasten
nach der Vereinigung dieser beiden Forderungen hat man in den letzten Iahrzehnten bei un-
seren Bauleitern beobachten können. Selten nur gelang es ihnen, den Zwecken gerecht zu
werden. Die edelsten ihrer Schöpfungen lehnen sich im Äutzeren sowohl als auch in der inneren
Einrichtung möglichst an das Bauernhaus an, das in der bctreffenden Gegend heimisch ist.
Und ganz mit Rechtz denn kein anderes Gebilde der Baukunst sügt sich so vollendet in den
Rahmen seiner Amgebung ein wie das Bauernhaus, das sich im Verlause der Iahrtausende

ans dcr innerstenSeele
der Bewohner einer
Landschaft heraus ent-
wickelte. Dies ist anch
ein Grund, weshalb
man dem eigenartigen
Wohnbau in unseren
DörferninneuererZcit
wieder ein erhöhtes
Interesse zuwendet.

Aber nicht nnr ein
praktischer Grund ist
hiersür maßgebend,
sondern weitmehrnoch
einidealer. Wirwollen
in den Bautcn die
Volksseele belauschen
und ihr Ringen nach
immer größerer Voll-
endung zu verstehen
suchen. Unsere Dörfer

sind nicht zufüllig entstanden, vielleicht gar durch einen sremden Eroberer geschaffen, sondern
jedes Dors, ja, jedes einzelne Haus enthült ein gutes Stück Stammesgeschichte, so daß wir
an ihrer Hand zurückgeführt werden bis in die sernsten Zeiten der Besiedelung einer Gegend,
bis zu einer Zeit, über die keine Urkunde mehr berichten kann.

Ieder deutsche Stamm hat noch heute sein besonderes Haus, der Sachse ein anderes als
der Friese oder der Franke. Für das südwestliche Deutschland kommen als Besiedelungselemente
hauptsächlich zwei Volksstämme in Betracht, die Franken und die Alamannen. Beide Stämme
sind wahrscheinlich auf einen gemeinsamen Arsprung zurückzusühren, den Volksstamm der
Hermionen, die in Nordwestdeutschland bis zum nördlichen Hessen ihre Wohnsihe hatten. Sie
teilten sich später in Chatten und Sueven. Die letzteren verließen ihr Land und zogen nach
Süden bis an den Nordsuß der Alpen, von wo aus sie bekanntlich verschiedene Einsälle in das
römische Gallien unternahmen. Ein Teil von ihnen hatte sich schon vorher abgezweigt und
war in Süddeutschland, besonders in der oberrheinischen Tiefebene zurückgeblieben, um dort
ein mächtiges blühendes Reich zu gründen. Dieser Bruderstamm der Sueven nannte sich
 
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