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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 1
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Urff, G. S.: Das südwestdeutsche Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0015

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s

Alamannen. Fhr Land grenzte also im Norden an das der chattischen Franken odcr Hessen,
im Süden reichte es bis in dcn Schwarzwald, in das heutige Baden und den Cisaß. Der
mächtige König dcr ripuarischen Franken, Chlodwig, brachte es mit Aufbietung aller seiner
Kräfte fertig, die Herrschaft der Alamanncn zu zertrümmern. Er besiegte sie in der Schlacht
bei Zülpich 496. Dieser Sieg war für das südwestliche Deutschland von der größten Bedeutung.
Die Alamannen wurden zum großen Teil aus ihrem Lande vertrieben und als Sklaven behandelt,
viele von ihnen waren auch im Kampfe umgekommen. An die leeren Dörfer und Höfe wan-
derten Franken ein, hauptsächlich die, die ihnen am nächsten wohnten, die Chatten. Wir dürfen
aber bestimmt annehmen, daß nicht sämtliche Alamannen vertrieben wurden, sondern daß viele
von ihnen namentlich in den wenig fruchtbaren Gebirgsgegenden unangefochten in ihrem Besitz
blieben, zudem haben auch die Eroberer die Siedelungen, die sie vorfanden, nicht etwa ver-
nichtet und neu auf-
gebaut, sondcrn sie
ließen d as Alte möglichst
bestehen und änderten
es nur nach Bedars mn.

Allerdings wurden auch
zahlreiche Neubauten
nach dem inr Franken-
landc üblichen Stilc
ausgesührt. So finden
wir heute in dem süd-
westlichcn Deutschland
neben dem rein frän-
kischen, das rein ala-
mannische Haus und
einen Mischstil beider,
das fränkisch-alamanni-
sche Haus.

Das fränkische Haus
ist das der chattischen
Franken, der Hessen.

Sie haben ihre Wohnsitze seit den ältesten Zeiten nur wenig geändert. Ihr Land bietet
besonders in den reichen Flußtälern, die wohl zuerst besiedelt wurden, sehr fruchtbaren
Boden. Sie gebrauchten daher zur Unterbringung ihrer Getreide- und Auttervorräte große
Räume, für das Vieh geräumige Ställe. Dementsprechend bildete sich von allem Anfang
bei ihnen die Sitte aus, neben dem Wohnhause besondere Gebäude für die wirtschaftlichen
Bedürfnisse aufzuführen. Sämtliche Gebäude werden zu einem geschlossenen Ganzen
zusammengefügt, der Hosreite. Die Häuser einer Hofreite umschließen den viereckigen
Hof von drei Seiten. Cine Seite bleibt für die Einfahrt frei, kann aber durch ein Tor
verschlossen werden. Gewöhnlich ist ein Doppcltor vorhanden. Cin kleineres neben dein
Wohnhause dient dem Fußverkehr, wührend das größere die Einfahrt für Wagen bildet.
Zuweilen ist auch nur ein einziges großes Tor vorhanden, das dann von einem hallenartigen
Ausbau überwölbt wird. Damit man nicht immer die großen Torslügel zu ösfnen
hat, so ist in der einen Hälfte ein kleiner Durchlaß für Fußgänger angebracht. Deni
Tore gegenüber liegt, der bequemeren Cinfahrt wegen, gewöhnlich die Scheune. Das

Abb. 6. Fränkische Hosraite. Im Hintergrund bie Scheune, rechts Wohnhaus,

links Stallungen.
 
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