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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 1
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Urff, G. S.: Das südwestdeutsche Bauernhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0017

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n

Tür selbst, ursprünglich quer geteilt hat
in neuerer Zeit sast überall der senkrecht
geteilten weichen müssen.

Was die innere Einrichtung an-
bctrifft, so ist das sränkische Haus ein
dreigeteiltes, d. h. die Wohnräume be-
sinden sich zu bciden Seitcn des Haus-
slures (Abb. 8). Von dem Flur ist durch
eine Querwand die Küche abgctrennt.

In der Küche besindet sich in alten
Häusern noch der große gemauerte Herd
mit dem Rauchsang und die Feuerungs-
stätte des großen Stubenosens sowie der
Waschkessel. Von dem Flur aus nach
links gelangt man in die Wohnstube,
in deren einer Ecke das große Himmelbett
ausgebaut ist (Abb. 7). An der anderen
Ecke steht dcr Tisch, um den sich an der
Wandseite eine Holzbank herumzieht.

Aus der rechten Seite des Hausflures
liegt eine Kammer, von der durch eine
dünne Querwand die Speisekammer
abgeteilt ist. Wenn es die Tiese des
Hauses zuläßt, so können statt des einen
auch rechts und links vom Flur je zwei
Wohnräume vorhanden sein.

Eine gerade Treppe führt von dem
Flur aus ins Obergeschoß, dessen Ein-
teilung der des unteren Stockes ganz
genau entspricht, nur mit dem Anter-
schiede, daß hier keine Küche vorhanden
ist, denn jedcs gute Baucrnhaus beherbergt nur eine Familie, zur Miete wohnen ist nicht
üblich. Über der Wohnstube liegt die Staatsstube. Darin steht der alte mächtige Eichen-
schrank, ein Crbstück aus srüheren Zeiten; an den Wänden hängen Bilder, in katholischen Ge-
genden meist religiöse Darstellungen, in evangelischen Häusern wohl ein „Haussegen", das
Porträt des Landessürsten, Crinnerungen an die Militärzeit des Hausherrn oder des ältesten
Sohnes; aus einer Truhe liegt die große Hausbibel, oft ein alter Druck aus dem 17. Fahr-
hundert in Lederband mit silbernen Schnallen. Sie enthält die Familienchronik, Geburts-
und Todestag der einzelnen Familienglicder, soweit sie Bewohner der Hauscs waren, sind aus
der ersten Seite verzeichnet. Fn einer Ccke steht wohl auch noch das Spinnrad, das allerdings
überall längst zur Nuhe gesetzt ist.

Das rein alamannische Haus ist in den sruchtbaren Flußtälern nur selten vertreten, desto
häusiger findet es sich bei der ärmeren Gebirgsbevölkerung, weil es, wie kein anderes, den
Zwecken des einsachen Mannes entgegenkommt. Cs vereinigt Wohnung und Wirtschaftsräume
unter einem Dache, eignet sich daher sowohl für einen ganz kleinen, als auch sür einen größeren
landwirtschastlichen Betrieb (Abb. 4).

Abb. 8. Grundriß eines Fränkischen Hauses. ^Flur. L Küche.
6 Wohnstube. O Kammer. L Speisekämmer. u Haustreppe.
N Treppe. o Herd. ä Waschkessel. s Osen. t Himmelbeti.
8 Tisch. ü Bank.





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Abb. 9. Grundriß eines Alamannischen Hauses. Mur.
B Wohnstube. 0 Küche. I) Scheune. s. Haustreppe. b Treppe.
o Bett. ci Ofen. s Tisch.
 
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