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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 1
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Haas, Alfred: Die mittelalterlichen Wehrbauten Pommerns in der heimischen Volkssage, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0019

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13

unerwähnt bleiben -— hier
genannt Barth (Abbildung
Nr. I I), Grinnnen, Massow,
Lauenburg, Asedom (Ab-
bildung Nr. 12 und 14).

Mit den alten Bauwerken
selbst schwinden aber auch in
der Regel die alten Äber-
lieserungen, die im Volks-
nnlnde mit ihnen verkilüpst
waren, salls sie nicht etwa
ausnahmsweise durch einen
günstigen Iusall ausbewahrt
sind.

Am solgenden habe ich die
mir erreichbaren Volkssagen zusammengestellt, die sich an die in pommerschen Städten vor-
handenen oder früher vorhanden gewesenen mittelalterlichen Wehrbauten anknüpfen. Die
einzelnen Städte solgen im allgemeinen in alphabetischer Reihensolge.

Anklam ist die einzige pommersche Stadt, die noch einen außerhalb des Weichbildes
der Stadt gelegcnen Nest mittelalterlicher Wehrhastigkeit besitzt; das ist der sogenannte Hohe
Stein oder Steinturm, ein runder massiver Turm mit Zinnenkranz und pnramidaler Spitze,
welcher etwa eine halbe Stunde südöstlich von der
Stadt, unmittelbar neben der Chaussee Anklam—

Ducherow liegt. Der Turm und ein in der Nähe
besindlicher flacher Erdwall sind die letzten Reste der
mittelalterlichen Landwehr, die ehedem das ganze
Stadtgebiet im Westen, Süden und Osten umschloß.

Der Hohe Stein bewachte den Zugang zum Stadt-
gebiet von Süden her. Da die Stadt Anklam ihre
mittelalterlichen Fehden hauptsächlich mit den Herren
von Schwerin zu führenhatte, so wurde der Turm auch
der Schwerinsturm genannt.

Man erzählt, daß der Hohe Stein im Mittclalter
durch einen untcrirdischcn Gang mit der Stadt in
Verbindung stand; der Gang mündete in dem alten
Nathause, welches ehedem mitten auf dem Markte stand
und in den Iahren —1842 abgebrochen wurde.

Wenn der Wächter auf dcm Hohen Stein in der Ferne
einen herannahenden Feind bemerkte, so gab er mit
der Trompete ein Signal zur Stadt hin, und alsbald
eilten die bewassncten Stadtknechte durch dcn unter-
irdischenGang zu dem Wartturm, besetzten ihn von oben
bis unten und empfingen die Feinde mit scharsen
Schüssen und Würfen. Die Schwerine wunderten sich
dann jedesmal, woher der Hohe Stein — so sehr zur
Unzeit sür sie — eine so starke Besatzung habe.

Abb. 11. Barth. Das Dammtor.
 
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