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nannt sind*) und die sämtlich noch in wesentlichcn Restcn
erhalten warcn, kennzeichnen den ehenmligen grotzen
Umfang des Aufbaues. Datz Piper als Iurist die Matz-
angaben der alten Akten unverständlich sind, wie er auf
Seite 27S Anmerk. 2 angibt, wollen wir gern glauben.
Wie vieles andere gefallen ihm natürlich auch die
Gußlöcher (Maschiculi) an der Hohkönigsburg nicht.
Abgesehen von den umfangreichen an der Ruine noch
erhalten gewesenenResten derselben, ist aber gerade über
deren Anlage am großen Bollwerk ein handschriftliches
Feugnis vorhanden, denn in dem Bericht vom 2. Mai
1SSS**) über eine Baubesichtigung auf Befehl der Ober-
Elsässischen Regierung heißt es ausdrücklich bei der
Brustwehr, die auf dem Mantel (Großes Bollwerk)
steht: „Als wir aber mit den Werkmeistern davon gerat-"
„schlagt, haben wir befunden, daß auf das Abbrechen"
„und Wiederaussetzen dieserBrustwehr ein merklichKosten"
„laufen, auch anderer Punkte und Ursachen halber"
„nicht rätlich sei, sonderlich weil zwische n"
„d e n steinernen Köpfen, auf dcnen diese"
„Brustwchr steht, seine Wurf- oder Gutz-"
„löcher zugerichtet sind, durch welche zur geit"
„der Not mit Würfen und Schietzen der rechten Mauer"
„n a h straks hinab große G e g e n w e h r"
„bestehen möchte. And deswegen für gut angesehen,"
„datz die abgeworfenen Stücke wie sie vor der Feit ge-"
„wesen, wiederum zugerichtet und geflickt werden sollen."
Erheiternd muß es wirken, wenn weiterhin in dem
Buch noch immer die alte Lithographie aus dem kleinen
Album über Hohk. als Grundlage für die frühere An-
sicht des Hofes der Burg benutzt und danach die Richtigkeit
der Wiederherstellung bestritten wird. Piper sagt,
seine Abb. 420 sei nach einem Bilde nicht mehr festzu-
stellenden Ursprungs dargestellt, doch ist dieses Bild im
Iahre 18S0 von Ioseph Stumpf aus der Phantasie ge-
zeichnet und von S. Kaufmann lithographiertf). Auch
hier steht der tatsächliche Befund der Reste des 8eckigen
Treppenturmes und die30—40 aufgefundenenSteinteile
mit allenProfilen der Fenster undTüren, die seinem danach
vollständig durchbrochenen Ausbau angehörten, die Z frei-
stehcnden Mittelsäulen, die Deckplatte init der Fratze, die
jedem Besucher der Ruine erinnerlich sein wird, der will-
kürlichen Behauptung des Herrn Piper, die sich auf diese
eine Lithographie stützt, übcrzeugend gegenüber.
Herrn Pipcr werden wir freilich durch alle diese
Tatsachen nicht überzeugen, behauptet cr doch auch
kurzweg, datz der Nachweis, daß auf dcm Bergplateau
der Hohkönigsburg 7—8 einzelne Burghäuser gestanden
haben, falsch sei, und beruft sich hierbei auf den schon
genannten Prof. Wiegand, der sich seinerseits wieder
auf Piper stützt, wodurch beide Behauptungen gleich
*) Badstube, eine Stube daneben. eine Backstube mit itzrem
Zubehör und darunter etliche gewölbte Gemächer. Die Kosten
für diese Bauten wurden auf 1000 Gulden veranschlagt, also auch
daraus ergibt sich zur Genüge der bedeutende Umfang der Anlage.
**) K. K. Statthalterei-Archiv zu Jnnsbruck.
ck) veröffentlicht in „R-iUsi', iVllrnusI ckn 1'onri8b6 an etiuckoan
cko LloUkooiiiMbourk?", erschienen 1860 in Markirch beim Verfasser.
wertlos werden. Auch zu diesem Gegenstand ist bereits
in Nr. 2 des XII, Iahrgangs das Wort ergriffen worden,
unter Beifügung der erläuternden Abbildung.
Zu welchen Auswegen sich Piper versteigen muß,
um seine haltlosen Behauptungen sich nicht gegenseitig
widersprechen zu lassen, zeigt am besten, wenn er die
„oden Burg zu Kungsberg", die 1417 genannt wird,
einsach auf Königsberg im Steintal bezieht, während
aus dem gusammenhang dcr Urkunde von 1417 klar
hervorgeht, daß nur Oedenburg bei Hohkönigsburg
gemcint sein kann*). Ohne den Versuch eines Bcweises
nennt Pipcr an anderer Stelle die Neubauten auf der
Hohkönigsburg „übcrall besonders verfehlt". Selbst
die Fensterläden an der Burg ärgern ihn und sollen nie
dagewesen sein, obwohl sie nur da angebracht worden
sind, wo die alten Hakcn noch saßcn oder Löcher für diese
unzweifelhaft vorhanden waren. Wohl nur, weil sie
von Ebhardt angebracht worden sind, behauptet Piper,
datz der Tiersteiner Bau „ihrer nicht einen" gehabt habe.
Auch die alte Behauptung, daß einer der Zwinger-
türme an der Südseite frei hinzugefügt worden sei,
taucht wieder auf, obwohl nachgewiesen ist, datz der Turm
in seinen Resten im Verlaufe der Wiederherstellungs-
arbeiten aufgefunden worden ist**) und aus diesem
Grunde auch in früheren Schriften des Architekten selbst-
verständlich noch nicht angegeben sein konnte.
Was dann Piper über die nur geringe Besatzung
der Burg sagt, ist ebenfalls unzutreffend. Sobald wir
wirkliche Kriegsereignisse der alten Zeit urkundlich ver-
folgen könnenf), sehen wir immer, daß die Burgen im
Falle der Not außer ihrer regulären Besatzung auch
durch geworbene Kriegsleute und herbeigeeilte Bauern
der Ilmgegend verteidigt wurden, also die zahlreichen
Scharten und Gußlöcher sehr wohl besetzt werden konnten.
Selbstverstündlich gefällt auch der Bergfried Herrn
Piper nicht, wenngleich cr andererseits die berüchtigte
Heihsche „älteste Abbildung" mit dcr Begründung zurück-
gesandt hat, es handle sich bei diesem Bilde überhaupt
nicht um die Hohkönigsburg. — Ebcnsowenig will ihm
das Satteldach nnt den Sandsteinplatten behagen, aber
diese Platten sind nach den aufgefundenen unzähligen
Resten hergestellt, und die Dachneigung ist durch die noch
vorhandenen alten Firststeine, die zum Teil noch an alter
Stelle lagen und die den ehemaligen Winkel nach beiden
Seiten angaben, festgelegt. — Natürlich führt Piper
auch wieder alte Abbildungen ins Gefecht; bald als
Beweis gegen die Richtigkeit der Wiederherstellung,
bald, wenn die Wiederherstellung mit ihnen überein-
stimmt, als „offenbar unrichtig"ff). Aus diese Art läßt
sich natürlich alles beweisen.
*) 2. Mai 1417. Lehnsverleihung für Jeraiheus von Ratzen-
hau^en über die Burg zu dem Stein, 2 Höfe zu Ottenrode, einen
Zehnten zu Oberehnheim und ein „dritteyle" an der oden Burg
zu Kungsberg.
**) Amtlicher Tagesbericht mitSkizze und Maßen v 9. April1902.
-f) Besatzung zur Zeit der französischen Bedrohung 1552 und
während der Belagerung 1633.
f-j-) Seite 639, Anmerk. 3.
nannt sind*) und die sämtlich noch in wesentlichcn Restcn
erhalten warcn, kennzeichnen den ehenmligen grotzen
Umfang des Aufbaues. Datz Piper als Iurist die Matz-
angaben der alten Akten unverständlich sind, wie er auf
Seite 27S Anmerk. 2 angibt, wollen wir gern glauben.
Wie vieles andere gefallen ihm natürlich auch die
Gußlöcher (Maschiculi) an der Hohkönigsburg nicht.
Abgesehen von den umfangreichen an der Ruine noch
erhalten gewesenenResten derselben, ist aber gerade über
deren Anlage am großen Bollwerk ein handschriftliches
Feugnis vorhanden, denn in dem Bericht vom 2. Mai
1SSS**) über eine Baubesichtigung auf Befehl der Ober-
Elsässischen Regierung heißt es ausdrücklich bei der
Brustwehr, die auf dem Mantel (Großes Bollwerk)
steht: „Als wir aber mit den Werkmeistern davon gerat-"
„schlagt, haben wir befunden, daß auf das Abbrechen"
„und Wiederaussetzen dieserBrustwehr ein merklichKosten"
„laufen, auch anderer Punkte und Ursachen halber"
„nicht rätlich sei, sonderlich weil zwische n"
„d e n steinernen Köpfen, auf dcnen diese"
„Brustwchr steht, seine Wurf- oder Gutz-"
„löcher zugerichtet sind, durch welche zur geit"
„der Not mit Würfen und Schietzen der rechten Mauer"
„n a h straks hinab große G e g e n w e h r"
„bestehen möchte. And deswegen für gut angesehen,"
„datz die abgeworfenen Stücke wie sie vor der Feit ge-"
„wesen, wiederum zugerichtet und geflickt werden sollen."
Erheiternd muß es wirken, wenn weiterhin in dem
Buch noch immer die alte Lithographie aus dem kleinen
Album über Hohk. als Grundlage für die frühere An-
sicht des Hofes der Burg benutzt und danach die Richtigkeit
der Wiederherstellung bestritten wird. Piper sagt,
seine Abb. 420 sei nach einem Bilde nicht mehr festzu-
stellenden Ursprungs dargestellt, doch ist dieses Bild im
Iahre 18S0 von Ioseph Stumpf aus der Phantasie ge-
zeichnet und von S. Kaufmann lithographiertf). Auch
hier steht der tatsächliche Befund der Reste des 8eckigen
Treppenturmes und die30—40 aufgefundenenSteinteile
mit allenProfilen der Fenster undTüren, die seinem danach
vollständig durchbrochenen Ausbau angehörten, die Z frei-
stehcnden Mittelsäulen, die Deckplatte init der Fratze, die
jedem Besucher der Ruine erinnerlich sein wird, der will-
kürlichen Behauptung des Herrn Piper, die sich auf diese
eine Lithographie stützt, übcrzeugend gegenüber.
Herrn Pipcr werden wir freilich durch alle diese
Tatsachen nicht überzeugen, behauptet cr doch auch
kurzweg, datz der Nachweis, daß auf dcm Bergplateau
der Hohkönigsburg 7—8 einzelne Burghäuser gestanden
haben, falsch sei, und beruft sich hierbei auf den schon
genannten Prof. Wiegand, der sich seinerseits wieder
auf Piper stützt, wodurch beide Behauptungen gleich
*) Badstube, eine Stube daneben. eine Backstube mit itzrem
Zubehör und darunter etliche gewölbte Gemächer. Die Kosten
für diese Bauten wurden auf 1000 Gulden veranschlagt, also auch
daraus ergibt sich zur Genüge der bedeutende Umfang der Anlage.
**) K. K. Statthalterei-Archiv zu Jnnsbruck.
ck) veröffentlicht in „R-iUsi', iVllrnusI ckn 1'onri8b6 an etiuckoan
cko LloUkooiiiMbourk?", erschienen 1860 in Markirch beim Verfasser.
wertlos werden. Auch zu diesem Gegenstand ist bereits
in Nr. 2 des XII, Iahrgangs das Wort ergriffen worden,
unter Beifügung der erläuternden Abbildung.
Zu welchen Auswegen sich Piper versteigen muß,
um seine haltlosen Behauptungen sich nicht gegenseitig
widersprechen zu lassen, zeigt am besten, wenn er die
„oden Burg zu Kungsberg", die 1417 genannt wird,
einsach auf Königsberg im Steintal bezieht, während
aus dem gusammenhang dcr Urkunde von 1417 klar
hervorgeht, daß nur Oedenburg bei Hohkönigsburg
gemcint sein kann*). Ohne den Versuch eines Bcweises
nennt Pipcr an anderer Stelle die Neubauten auf der
Hohkönigsburg „übcrall besonders verfehlt". Selbst
die Fensterläden an der Burg ärgern ihn und sollen nie
dagewesen sein, obwohl sie nur da angebracht worden
sind, wo die alten Hakcn noch saßcn oder Löcher für diese
unzweifelhaft vorhanden waren. Wohl nur, weil sie
von Ebhardt angebracht worden sind, behauptet Piper,
datz der Tiersteiner Bau „ihrer nicht einen" gehabt habe.
Auch die alte Behauptung, daß einer der Zwinger-
türme an der Südseite frei hinzugefügt worden sei,
taucht wieder auf, obwohl nachgewiesen ist, datz der Turm
in seinen Resten im Verlaufe der Wiederherstellungs-
arbeiten aufgefunden worden ist**) und aus diesem
Grunde auch in früheren Schriften des Architekten selbst-
verständlich noch nicht angegeben sein konnte.
Was dann Piper über die nur geringe Besatzung
der Burg sagt, ist ebenfalls unzutreffend. Sobald wir
wirkliche Kriegsereignisse der alten Zeit urkundlich ver-
folgen könnenf), sehen wir immer, daß die Burgen im
Falle der Not außer ihrer regulären Besatzung auch
durch geworbene Kriegsleute und herbeigeeilte Bauern
der Ilmgegend verteidigt wurden, also die zahlreichen
Scharten und Gußlöcher sehr wohl besetzt werden konnten.
Selbstverstündlich gefällt auch der Bergfried Herrn
Piper nicht, wenngleich cr andererseits die berüchtigte
Heihsche „älteste Abbildung" mit dcr Begründung zurück-
gesandt hat, es handle sich bei diesem Bilde überhaupt
nicht um die Hohkönigsburg. — Ebcnsowenig will ihm
das Satteldach nnt den Sandsteinplatten behagen, aber
diese Platten sind nach den aufgefundenen unzähligen
Resten hergestellt, und die Dachneigung ist durch die noch
vorhandenen alten Firststeine, die zum Teil noch an alter
Stelle lagen und die den ehemaligen Winkel nach beiden
Seiten angaben, festgelegt. — Natürlich führt Piper
auch wieder alte Abbildungen ins Gefecht; bald als
Beweis gegen die Richtigkeit der Wiederherstellung,
bald, wenn die Wiederherstellung mit ihnen überein-
stimmt, als „offenbar unrichtig"ff). Aus diese Art läßt
sich natürlich alles beweisen.
*) 2. Mai 1417. Lehnsverleihung für Jeraiheus von Ratzen-
hau^en über die Burg zu dem Stein, 2 Höfe zu Ottenrode, einen
Zehnten zu Oberehnheim und ein „dritteyle" an der oden Burg
zu Kungsberg.
**) Amtlicher Tagesbericht mitSkizze und Maßen v 9. April1902.
-f) Besatzung zur Zeit der französischen Bedrohung 1552 und
während der Belagerung 1633.
f-j-) Seite 639, Anmerk. 3.