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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 2
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Gleich, John: Indische Wehrbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0038

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stadt eines mächtigen Deccanreiches, welches 1687 n. Chr. nach 17Zjährigem Bestehen der
Mogulkaiser Aurangzeb eroberte. In diesem Aahre zog er mit seinem Heer vor Golkonda,
entschlossen, die Festung in seine Gewalt zu bringen; er war schon früher zweimal erschienen,
hatte sich aber mit Tributleistungen begnügt. Der König von Golkonda, Abdul Hassan, sonst
—- wie es heißt — kein achtunggebietender Charakter, nahm in der verzweifelten Lage seine
Kräfte zusammen und sührte die Verteidigung ebenso tapfer wie geschickt. Aurangzeb hatte
allerlei Mißgeschick zu erleiden und nach 8 monatiger Belagerung war noch kein Ersolg. Drei
Minen hatte er nun mit unendlicher Mühe unter die Festung treiben lassen; jedoch die Be-
lagerten hatten den Plan entdeckt und durch Gegenminen eine der feindlichen unwirksam
gemacht, die beiden anderen soweit geschwächt, daß sie bei Explosion nur wenig Schaden an-

anrichteten, dagegen
aber die Belagerungs-
truppen, wclche in
den Laufgräben zum
Sturm bereit standen,
mit einem Hagel von
Steinen und Fels-
stücken überschütteten,
so daß viele umkamen.
Zugleich machten die
Belagerten begeistert
einen Ausfall, be-
mächtigten sich der
Laufgräben, verna-
gelten die Kanonen
und metzelten viele
nieder. Aurangzeb,
welcher sah, daß er
mit seinen Soldaten
nichts mehr ausrichten
konnte, versuchte es
nun mit sNnem Gol-
de, und dieses mit
besserem Glück. An

dunkler Nacht wurde seinen Scharen eine kleine Pforte geösfnet und die ruhmreiche Geschichte
von Golkonda war zu Ende. Golkonda war nun Provinz des Kaisers von Delhi, löste sich
aber bald, da nach dem Tode Aurangzebs das große Mogulreich schnell versiel, los, und
es wurde die noch heute regierende Dynastie der Nizams von Hyderabad begründet. Dec
einst unüberwindlichen Festung Golkonda aber war keine wichtige Rolle mehr beschieden;
der inzwischen verbesserten Artillerie gegenüber konnte sie nicht mehr von Bedeutung sein.
Heute, zum großen Teil Ruine, wird sie noch als Schatzkammer und Gesängnis benutzt.
Die starke Mauer, welche sie umgibt, hat eine Länge von mehr als Z englischen Meilen,
über 80 Bastionen, 2 Tore im Gebrauch — ursprünglich 8. Die Gräben sind zum guten Teil
zugeschüttet. Die Zitadelle in der Festung erhebt sich 350 Fuß über die übrigen Teile des
Forts; aus dem Gipfel steht die Ruine des Königspalastes (s. Abbildung 28 nach meiner Kohle-
zeichnung), aus dessen Dach sich ein steinerner Thron besindet.

Abb. 29. Laboretor des Forts in Delhi. (Nach einer Zeichnung.i
 
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