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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 2
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Gleich, John: Indische Wehrbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0041

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Die Pest erlischt in diesen Landstrichen leider sast nie und noch surchtbarer haben hier die Hungers-
nöte ausgeräumt. Die Stadt ist wchrbar geinacht; Graben und starke Mauern schützen sie. Die
Abbildung, Reproduktion nach einem ölgemälde von mir, gibt die Ansicht eines der Tore
von der Stadtseite aus gesehen. Am Dunkel der Wölbung steht ein alter Soldat mit langem
Barte, das blanke Schwert in der Faust —^ er ist aber nicht schlimm, nach dem Paß fragt er
nicht. Dieses Tor führt noch nicht direkt ins Freie; die Mauer zieht sich noch um einen Vorhos
herum, in wclchem gewöhnlich Kamcltreiber mit ihren Tieren und ähnliche Reisende kampieren.
Aus diesem gelangt man alsdann durch cine etwas verstellte Össmmg ins Freie. In dieser Art
sah ich alle Zugänge zu befestigten Städten, nur die Größe des Vorraums war verschieden.
Die ehemalige Festung und Hauptstadt des Mewarstaates war Chitorgarh. Der Ort existiert
noch, ist aber jetzt kaum mehr als ein Dorf. Die Festung liegt aus einem langgestreckten (3^
engl. Meilen) Felsplatcau,
welches mit seinen steilen,
hohen Wänden unmittelbar
aus der Ebene ausragt wie
ein Felseneiland in osfenem
Meer. DieMauernsind noch
da, auch eine kleine Besatzung;
es gibt aber nichts mehr zu
schützen —an die Paläste und
Tempel erinnern nur noch
geborstene, seuergeschwärzte
Reste. Die Geschichte von
Chitorgarh ist glorreich und
sehr romantisch, da auch das
Weibliche mehrfach in die
Kämpfe hineinspielt.

Die Abbildungen 3l, 32,

33 sind Aufnahmen aus dem
dicht bei Iaipur gelegenen

Tale Golta (auch Galta). Abb. zz. Goltatal bei Iaipur. Das zweite, tiefergelegene Bassin, im Hintcr-
Dieses Tal, zu dessen Besuch grund das Zugangstor.

die Erlaubnis des Maharaja

von Iaipur erforderlich ist, hält eine Wasserversorgung; so nahe der Stadt und versteckt zwischen
denFelsen war derOrt darum in diesem wasserarmenGebiet gewißstrategischvoneinigerWichtig-
keit, und deshalb, so gut es sich tun ließ, geschützt worden. Sehr erfreuend ist der Besuch dieser
Stätte durch die überraschenden und plötzlichen Bilder, die sich dem Auge bieten. BeiAnnäherung
hat man zunüchst eine steile und beträchtliche Anhöhe zu ersteigen. Oben angelangt, sieht man,
daß der weitere Weg wieder in die Tiese sührt. Am Ende des vor Augen liegenden Tales schließen
sich die Berge bis auf einen kleinen Spalt, in welchem ein von oben winzig erscheinendes
Tor (Abb.31) eingebaut ist; weiter ist nichts zu sehen als die freie Natur. Beim Abstieg sieht
man auch nicht mehr, und dicht vor dem Tor stehend ist noch immer nicht mehr zu entdecken.
Tritt man nun durch das Tor, dann bietet sich auf einmal ein Anblick, der die Kletterci belohnt.
Die Felsen treten zurück,- zu Füßen erblickt man iin Schatten der Bergwände 3 nach unten sich
abstuscnde Plateaus, deren jedes ein von glatten Fliesenstegen und hübschen Pavillonbauten
umrahmtes Wasserbecken hält, in welchem das badende Volk, Männlein und Weiblein, lustig
 
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