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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 2
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0045

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37

Massivbau der ländlichen Umgebung glücklich angepaßt.
— Als Besitzer konnnen schon unr 1200 die Herren Schcnk
von Siemau, vermutlich Bischöslich Bambergische Va-
sallen, vor. Später besaßen die Herren von Könitz das
Schloß, wohl seit 1640, um welche Ieit die Schenken
von Siemau aus Coburg verschwinden.

Da für die Wiederherstellung der Burg zu Wettin,
worüber wir bereits in voriger Nummer berichteten,
angeblich ca. 200 000 Mk. zur Derfügung stehen, soll mit
dem Bau alsbald begonnen werden. Es wäre von all-
gemeinem Znteresse, über diese Angelegenheit
einmal etwas bestimmtes zu hören. Die mit großem
Eifer in allc möglichen Ieitungen lanciertcn Nachrichten
widersprechen sich fortwährend; bald sollen 60 000 Mk.,
bald höhere Summen bereitstehen.

Was sagt der sonst gewöhnlich so
wiederherstellungsfeindliche Kon-
servator zu den Wettiner Wieder-
herstellungsplänen?

*^rschocha.

Am 18. Oktober 1SII wurde
-er Knopf auf dem Bergsried des
Schlosses Tzschocha aufgemeißelt
unddie darin beflndlichenUrkunden
entnommen. Dieselben waren in
einer Glasbüchse aus sehr starkem
Glase untergebracht, welche ihrer-
seits in Wachstuch verschnürt und
versiegelt war. Die Siegel zeigten
kein Wappen, sondern waren mit
dem Finger zugedrückt. Die Glas-
büchse war total zertrümmert.Wahr-
scheinlich beim Brand zersprungen.

Aus den Urkunden geht hcrvor,
daß Aohann Hertwig August von
Uechtritz im Iahre 1704 den
hölzernen Oberteil des Turmes
neu hat aufführen lassen. Derselbe
August von Uechtritz hat am I. Dezember 1728 auf dem
Turm einenKnopf mitWetterfahne anbringen lassen und
indiesemUrkundenüberTzschochauntergebracht.Nachdem
am 17. August 1793 ein großer Brand das Schloß arg zer-
störthatte, lieh es Friedrich AugustChristoph von Uechtritz
bis zum Iahre 1796 in den Zustand versetzen, den es
bis ISIO zeigte. Es ist nicht mit Bestimmtheit festzu-
stellen, ob durch den genannten Brand auch der Turm
zerstört wurde. Wohl ist etwas derartiges an einer Stelle
hervorgehvben, auch zeigt ein altes Bild, Abb. 34, den
Turm nach dem Brande ohne Dach, aber bei der am
6. November 1796 erfolgten Erneuerung des Turm-
knopfes ist mit den betreffenden Schriften nur gesagt,
daß ein neucr Knopf mit Fahne aufgesetzt sei. Danach
hätte die Turmhaube ihre jetzige Gestalt im Iahre 1704

bekommen. Da sie schadhaft geworden war, machte sich
1834 die Erneuerung der Turmfahne nötig; bei dieser
Gelegenheit wurden am 19. September Nachträge
zur Geschichte dem Turmknopf einverleibt. Zum letzten
Male wurde der Knopf am 3. Septembsr 1846 geöffnet,
weil in diesem Iahre die Turmhaube neu eingedeckt
werden mußte, was mit Goldentraumer Schiefer geschah.

In der 1796 vom Rengersborfer Pastor Kosche ver-
faßten Schrift steht, daß Tzschocha auf mehr denn
800 Iahre zurückblicke.

(Diese Angabe ist nicht belegt durch Urkunden, denn
nach denQuellen kommt Tzschocha zum ersten Mal um
die Wende des 13. Iahrhunderts vor, früher ist immer
nur von einer Burg Lesna die Rede.) Im Hussiten-
und 30jährigen Kriege ist die Burg unerobert geblieben.

Ursprünglich im Besitz der Burggrafen von Donyn,
ist ie nacheinander in die Hände der Renker, derer von
Klüx und von Nostiz übergegangen, welch letztere
sie 270 Iahre nacheinander besaßen.

1411 besahen sie, nur auf kurze Zeit, Herren von
Aechtritz. 1703 kaufte Iohann Hertwig August von
Aechtritz die Tzschochaer Güter und stiftete mit dem Ver-
mögen seiner Frau geb. von Rössel, ein Iamilien-Fidei-
kommis. Da dieser August von Aechtritz keine männlichen
Nachkommen hatte, ging es durch die Hände anderer
Familienmitglieder und kam 1764 an seinen Arcnkel
Adam Bernhard von Aechtritz, der es 1766 an Otto von
Schindel verkaufte. Diesem Verkauf widersetzte sich sein
Vetter Christian von Aechtritz auf Wiesa, der auch in
17jährigem Prozesse erreichte, daß von Schindel Tzschocha

Abb. 34. Burg Tzschocha nach dem Brande von 1793.
<Bleististzeichrmng nach einein in der Görlitzer Ruhmeshalle befindlichen Stich.)
 
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