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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 4
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Ebhardt, Bodo: Der Schloßbau, 2, Das Schloß und seine Nebenbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0093

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wählt, da die Notwendigkeit der Verteidigung aus einen vereinzelt gelegenen Plah hinwies, —
aus einen Bauplah in den spiegelnden Fluten des Wassers, wie bei den Schleswig-Holsteinschen
Schlössern, z. B. Glücksburg, wie in Westsalen bei Vischering u. a. odcr aus Bergeshöbe
wie bei den Schlössern zu Heiligenberg oder Ambras. Ist eine beherrschende Lage gesunden
so ist von großer künstlerischer Bedeutung der Fusahrtsweg zum Schlosse, der stets
volle Aufmerksamkeit verdient und möglichst monumentale Ausbildung finden sollte.

Das ist in kurzen Worten eine Andeutung einer Reihe von Möglichkeiten zur Aus-
bildung eines modernen Schloßbesihes. Nach Ort und Umfang, nach Landschaft, Klima und
Bedürfnissen, nach den Mitteln des Bauherrn und nach seiner politischen und sozialen Stellung
wechseln naturgemäß bei keiner anderen Bauausgabe die Maßstäbe so sehr wie bei der vor-
liegenden. Von dem größeren Landsitz, dem Einsamilienhaus großen Stils bis zum Schloß-
bau sür einen regierenden Landesherrn oder den Multimillionär schwanken die Bedürsnisse
unendlich. Die Aufgabe wird sür den bildenden Architekten daher stets neue Reize und neue

Abb. ö§. Schlotz Sturefors in Schweden.

Anregungen bieten, nicht zunt wenigsten dadurch, daß, wie oben schon erwähnt wurde, das
Studium der ältercn Denkmale dieser Kunst zu unerschöpflichen Quellen künstlerischen Könncns
und vorbildlicher Ausgestaltung sührt.

Auch das kann nur zur Erhöhung des künstlerischen Reizes der Ausgabe beitragen, daß es sich
in den seltensten Fällen um cine völlig neue Schöpsung handeln wird, sondern daß es unendlich
ost gilt, mit pietätvollem Sinn und zarter Hand alte Baudenkmale früherer Fahrhunderte den
Ansorderungen der Neuzeit anzupassen, sie zu vergrößern und umzuformen, ohne daß das Alte,
das durch lange Entwickelung lieb und wert ist, dadurch zerstört wird und ohne daß dcr Neubau
wie ein protziger, ausdringlich gekleideter Geselle neben dem ernsten vornehmen Alten steht.

Auch der verschiedene Maßstab wird den Künstler begeistern, ihm soll die machtvolle Pracht-
entfaltung des großen Herrn und des überreichen Mannes ebensowenig sremd sein und ebenso-
wenig zu prohenhasterübertriebenheit und Geschmacklosigkeit sühren, wie ihn die Beschränktheit
der Mittel bei kleinsten Anlagen, bei ümbauten kleinerer Schloßbauten, abhalten soll, sein bestes
künstlerisches Können und liebevolle Sorgsalt in den Dienst der Sache zu stellen.

An weiteren Abschnitten sollen die Einzelbauten nach ihrer Ausbildung im Znnern und
Äußern näher untersucbt und gcscknldert werden.

(FortsetzunZ solgt.)
 
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