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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 4
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Vischer, Adolf Lucas: Wehrbauten in Tripolis
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0095

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Größe in den verschiedensten Höhen angebracht. Zm Annern des Schlosses befinden sich außer
den Wohnungcn des Paschas und seines Hosstaates Kanzleien, Beamtenwohnungen und
Gesängnisse und es ist nicht leicht, sich in seinen Höfen, Gängen und Winkeln, Gewölben und
Treppen zurecht zu sinden.

Verlassen wir Tripolis und ziehen auf der großen Karawanenstraße südwärts, so kommen
wir nach einer Tagesreise durch Dünen
und Steppen nach Kidwa oder Assisije
(Abb. 71). Es ist dies ein sestes Haus, das
dem türkischen Mudir als Rcsidenz dient.

Gewaltige sensterlose Mauern schließen
einen Hof ein, der einer ganzen Kara-
wane Anterschlups gewähren kann.

Kidwa ist der Hauptort der Ebene, die
sich zwischen dem Meere und dem Berg-
land dem sog. Dschebel ausdehnt. Vor
der Türkcnherrschast war der Ort der
seste Platz der Urschesana Araber. Von
Assisije erreicht man in einem halben Abb. S7. Die Kasba von Tripolis.

Tage das Gebirge. Dieses sällt mit

steilen Abhängen gegen Norden ab. Die Straßen nach dem Süden klettern an diesen in
zahlreichen Windungen empor ins Hochland. Am Rande des Abhanges stehen runde Wacht-
türme, welche die wichtigen Wege beherrschen. Diese Türme sind meistens arabischen
Ursprungs, wenn auch der eine oder der andere aus die Römerzeit zurückgeht. Arabischer
Abkunst ist auch die stattliche Ruine
von Tegrinna, ein mächtiger, weit
sichtbarer Turin, der von stattlicken
Vorwerken umgeben ist. Der Haupt-
ort des Dschebel ist der Kasr Gharian,
eine Bergfeste, die sich 700 m hoch
über dem Meer auf einem der letz-
ten Ausläuser des Hochlandes erhebt
(Abb. 70). Von 3 Seiten ist das Schloß
von Abhängen umgeben, die mehrere
hundert Meter ties absallen. Ein sran-
zösischer Reisender verglich den Kasr
Gharian mit den Ritterburgen der
Auvergne. Das Schloß beherbergt den
türkischen Statthalter und eine Garnison
von 120 Mann. Die Aussicht vom
Schloß aus die Berge und die wcite 2wb. Tor von Mursuk.

Ebene, die sich nach Norden bis zum

Meere hinzieht, ist etwas vom Schönsten, das man in Tripolitanien sehen kann. Einzelne
Bilder aus dem Schloßleben sind uns noch in lebhaster Erinnerung: wie der Statthalter, ein
würdiger, vornehmer, alter Araber, unter dem Burgtvre Recht spricht; wie der Muessin in
der Morgensrühe vor Sonnenaufgang sein langgedehntes „Allah akbar" von der Zinne in
die Bergwelt hinausrust.
 
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