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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 5
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Helmbold, Hermann: Die Burg Metilstein bei Eisenach
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0112

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schreiber vom ersten Viertel des 15. Iahrhunderts die Burg in eine so frühe Zeit nur verlegen,
um ihr einen größeren Ruhm zu verleihen, und nicht nur der Burg, sondern auch dem Ge-
schlecht der Frankensteiner, das damals noch in der Stadt durch einige angesehene Bürger
vertreten war.

Als geschichtliche Tatsachen*) dars man wohl solgendes über die Burg Metil-
stein feststellen.

Der Berg lag wie der Wartberg mitten in der Mark Lupnih und damit zugleich mitten in
dem Wildbann, den Kaiser Heinrich II. 1014 dem Kloster Fulda verlieh. Die Ludvwinger haben
sich nun wohl manches in diesem Gebiet angeeignet, ipsbesondere hat sich ossenbar Gras Ludwig
der Springer während der Kämpse der Sachsen und Thüringer mit Heinrich IV. des Wart-
berges bemächtigt (Wenck, Wartburgbuch, S. 31 s.). Mit anderen Gütern aber, vielleicht
auch mit dem Berge Metilstein, hat Fulda die Frankensteiner belehnt, wie es auch die Abtei
Hersseld mit ihren Besitzungen tat, soweit sie im Bereich der Herren von Frankenstein lagen.
Einzelne Güter gaben die Frankensteiner wieder einem Zweig der Herren v. Tressurt als
Astcrlehcn. Als nun mit Heinrich Raspe das ludowingische Haus ausstarb und als die thürin-
gischen Edlen sich ihrer gewonnenen Freiheit sreuen wollten und an vielen Orten Burgen,
meist Raubnester schlimmster Sorte, errichteten, da baute auch einer von diesen Tresfurtern,
Friedrich genannt, auf seinem Berge Metilstein eine Feste (im Fahre 1247 oder 1248). Beim
Ausbruch des Krieges war es sreilich mit seinem freien Schalten vorbei: er mußte sich ent-
scheiden und wählte Sophiens Partei. Dann aber wurde der Wettiner übermächtig, die
Wartburg war in seinen Händen, er begann die Burg Metilstein zu bestürmen. Und da heißt
es, daß er die Burg durch schnöden Verrat oder genauer durch nichtswürdige, unbillige Über-
gabe genommen habe. Wer hat sie übergeben? Doch wohl der Metilsteiner selbst, der da-
mit zu Heinrich überging. Den Reinhardsbrunnern, die der Herzogin Sophie, der Tochter der
hl. Elisabeth, gewogen waren, mochte das wohl als eine traäitio notaria «t iuiqua erscheinen.
Iohannes Nothe wußte davon nichts Näheres oder er wollte keinen Schatten auf seine Franken-
steiner fallen lassen. Cr läßt Heinrich die Burg gänzlich zerstören, in Wahrheit wird sie gerade
wegen der Übergabe verschont worden sein, denn die Herren von Metenstein erscheinen in den
nächsten Aahren als Freunde der Wettiner: 1269 war jener Friedrich, 1286 sein Sohn Heinrich
in der Amgebung des Landgrasen Albrecht.

Warum aber Herren von Metilstein nach 1286 nicht mehr genannt werden, läßt sich leicht
erklären. Ende 1289 kam Rudols von Habsburg nach Thüringen und wirkte nachdrücklich
sür den Landsrieden, und Landgras Albrecht unterstützte ihn darin mit Eiser. 66 Raubburgen
wurden zerstört, und damals hat wahrscheinlich der Landgraf auch die ihm unbequeme Burg
Metilstein niedergelegt, die, wie Rothe einmal sagt, der Wartburg „zu nahe lag". Die Burg
scheint demnach nur wenig länger als 40 Aahre gestanden zu haben.

Da die Feste in so srüher Zeit schon gesallen ist, besitzen wir kein Bild von ihr. Aus
einem Gemälde** ***)) aus dem 17. Aahrhundert zwar prangt aus dem Berge eine starke Burg
mit gewaltigem Rundturm, aber sie ist wie die anderen Burgen, mit denen der Maler die
Berge um Cisenach gekrönt hat, nur deLCinbildungskrast entsprungen*^). Eine künstliche
Ruine hat man zu Ansang des vorigen Iahrhunderts, den romantischen Neigungen der Zeit

*) Die folgenden Anschauungen über die Geschichte der Burg sind im wesentlichen neu. Einige Winke
hat nnr Herr Prof. l)r, K. Wenck in Marburg liebenswürdigerweise gegeben.

**) Zm Rathaus zu Eisenach, ein anderes im „Dunst".

***) Von diesem Gemälde befindet sich ein Ausschnitt mit der Burg Metilstein in der Zunckerschen
Sammlung von 1710 als Abbildung zu I. M. Kochs Beschreibung des Schlosses Wartburg und Eisenach.
 
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