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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 5
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Haas, Alfred: Die mittelalterlichen Wehrbauten Pommerns in der heimischen Volkssage, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0116

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besreit, aber der Drache lebte als Spukgestalt weiter und ließ den Bewohnern des Turmes bei
Tag und Nacht keine Ruhe. And auch jetzt, wo der Turm völlig unbewohnt ist, macht sich der
Drache gelegentlich noch bemerkbar. Wenn nämlich in der Stadt irgendein Fest geseiert wird,
so pflegt man oben zwischen den Schießscharten des Turmes eine Fahne herauszustecken; wenn
diese aber am anderen Tage wieder eingezogen werden soll, so ist sie entweder ganz verschwunden
oder völlig zerrissen und zerfeht. Die Greisenhagener sagen dann: „Das hat der Drache getan,
der noch jetzt in dem Turme haust." (Pom. Vkde. X. S. 1 ff.)

Zu denjenigen pommerschen Städten, die noch bedeutsame Reste der alten Wehrbauten
auszuweisen haben, ge-
hört die Stadt Pase -
walk an der Äcker,
die alte Grenzseste, urn
deren Besitz sich Pom-
mern und Märker jahr-
zehntelang gestritten
haben. Außer einem
großen Stück der alten,
sast ganz aus Find-
lingen erbauten Stadt-
mauer besiht Pasewalk
zwei mittelalterliche
Stadttore, das Prenz-
lauer Tor und das
Mühlentor, und meh-
rere Mauertürme. Das
Prenzlauer Tor ist ein
massiges Bauwerk mit
spitzbogiger Durchsahrt
rnrd zahlreichen Blen-
den, die teils denRund-
bogen, teils den Spih-
bogen ausweisen; die
oberen Stockwerke sind
nur zugänglich durch
eine seitlich oberhalb
der Tordurchsahrt be-
findliche Außentür, zu

kriege sührten. Nach anderer Überlieferung soll Kursürst Friedrich I. von Brandenburg,
als er die Stadt Pasewalk erobert hatte, diesen Turm zum Schutz gegen die Angrifse der
Pommern errichtet haben. Allgemein bekannt ist folgender Spruch, welcher aus alter Zeit
stammt und die Furchtlosigkeit der Pommern zum Ausdruck bringen soll:

Kiek in de Mark

An rohre nich!

Markgraf Friedrich,

De deiht di nischt.

der ehedem eine Holz-
treppe hinaussührte
(Abbildung 84).

Anter den Mauer-
türmen interessiert uns
besonders der Turm
„Kiek in de Mark", wel-
cher am südwestlichen
Rande des Weichbildes
der Stadt,zwischendem
Mühlen- und Prenz-
lauer Tore gelegen ist.
Der massive Turm hat
zylindrische Gestalt mit
zwei Einschnürungen;
am oberen Rande hat
er einen Zinnenkranz
und ist durch einen spit-
zen Helm abgeschlossen.

Der Turm „Kiek in
de Mark" wurde nach
der Sage (Pom. Vkde.
V S. 96) von den pom-
merschen Herzögen als
Wachtturm erbaut, als
diese mit den benach-
barten Fürsten von
Abb. 8Z. Greifenhagen. Das Bahner Tor. Brandenburg sast un-

unterbrochene Grenz-
 
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