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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 6
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Die Burgenfahrten der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen im Jahre 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0142

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Marburgs schönster mittelatterlicher Schmuck ist dann die weit berühmte Elisabethkirche.
Dieses in rein gotischem Stile errichtete Gotteshaus gilt sür ein Meisterwerk gotischer Kunst.
Die Kirche wurde im 13. Aahrhundert von Konrad von Thüringen zu Ehren seiner Schwägerin,
der srommen Elisabeth, Lcndgräfin von Thüringen, errichtet. Das prächtige Hauptportal,
in dessen Giebelseld die Iungsrau Maria mit dem Aesuskind thront, ist mit kunstvoll ausge-
hauenem Blätterwerk geschmückt. Das Annere wird durch schlanke Säulen in drei Schisse
geteilt, deren mittleres ein steinerner Lettner abschließt. An einem Querschifs steht eine be-
sondere Kapelle mit dem edelsteinbesäten Sarkophag der heiligen Elisabeth. Das gegenüber-
liegende Querschiss süllen die reichverzierten Hochgräber hessischer Fürsten aus. Erwähnens-
wert ist auch das ehemalige Archiv mit den auf Veranlassung Kaiser Friedrichs III. inGlaskästen
ausgestellten berühmten Kampsschilden deutschcr Ritter. An der Kirche hiclt Universitäts-
prosessor Dr. Bock den Burgensahrern einen Vortrag über die Entwicklung des gotischen Stils,
der bei allen Zuhörern ungeteütes Anteresse sand. Eine zweite Gruppe der Burgenfahrer

sührte Herr Ly-
zeumsdirektorDr.
Seehausen mit
beredten Worten
durch Kirche und
Amgebung.

Von weiteren
Baudenkmalen
der Stadt seien
hier des man-
gelnden Raumes
wegen nur ge-
nannt das go-
tische Rathaus
mit einer kunst-
vollen Ilhr im
Giebelturm, die

ehemaligen Deutschordenshäuser der Ballei Hessen und die lutherische Psarrkirche.

Vor allem aber wird sich allen das malerische Bild der alten Bergstraßen der oberen Stadt
eingeprägt haben. Welch heimliche Winkel, welche köstlichen aussichtsreichen Terrassen unter
alten Linden vor Kirchenmauern und ragendcn Gicbeln! Am Abend vereinigten sich die
Burgenfahrer zu einem letzten Beisammensein vor dem Hotel Ritter. Fn prächtiger Be-
leuchtung erstrahlten das imposante Schloß und der Kaiser-Wilhelmsturm, und im Austausch
von Erinnerungen an die während der Fahrt gehabten vielseitigcn Genüsse verging der Abend
nur allzu rasch, und damit fand die Burgensayrt des Iahres 1912 ihr ossizielles Ende.

Ein fröhlicher Frühschoppen und eine echt Marburger Veranstaltung, eine „Faßpartie",
gab auch am nächsten Tage noch Gelegenheit zu lebhastem Gedankenaustausch mit der akade-
mischen Iugend, dcren lebhastes Anteresse an den Zielen dcr Vcrcinigung sich auch durch die
Tat bekündete, bei der Sammlung für die Marksburgarbeiten, die eigentlich nur auf den
Kreis der Mitglieder der Vereinigung z. E. d. B. beschränkt s-ün sollte.

Dieser Augend wie allen neuen Freunden von der diesmaligen Burgensahrt aber rusen
die Scheidenden ein herzliches und ausrichtiges „Aus Wiedersehen" aus der Marksburg und bei
der nächsten Burgensahrt zu, dem schon manche sreudige Zusage gegeben wurde.
 
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