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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 7
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Ebhardt, Bodo: Der Schloßbau, 3, Art der Bauaufgabe
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0154

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144

Empsangsrüume in den oberen Stockwerken liegen. Eine ähnliche Anlage weist ja auch das
Berliner Königl. Schloß hinter dem Portal an der Kursürstenbrücke aus. Der große Raum
bietet dort Platz sür mehrere Wagen, die geschützt vor Wind und Regen bestiegen und ver-
lassen werden können. In Schlössern, die aus Burgen entstanden sind, finden wir wohl die
alte Durchfahrt zum Fnnenhose zur Ilntersahrt verwandelt und von ihr aus Zugang zum
Wohnbau.

Das Nenaissanceschloß der Fürsten Hohenlohe in Neuenstein kennt Vorräume so
gut wie gar nicht. Die Alten fuhren wohl in den Hof, dann aber ging der Verkehr direkt
auf die Wendeltreppen über. Der gesamte Unterstock wird in Neuenstein durch die sogenannten
Hosstuben für das Gesolge des Grasen, die patriarchalisch angelegte große Küche und die

dazu gehörigen
Vorratsräume,
endlich Fisch-
haus, Bad und
Backstube aus-
gesüllt. Nur ein
Naum, das heu-
tige „Königs-
gewölbe", deu-
tet nach Art und
Ausstattung aus
einen repräsen-
tativen Zweck.
Es sehlt diesem
Gewölbe aber
wiederum der
bequeme Zu-
sammenhang
mit weiteren
Räumen ähn-
licher Art.

Abb. 119. Residenzschloß in Würzburg. Vorhulle im Znsmnmenhang mit Trcppenbaus. I^h^^

also, die Vor-

halle, wie wir sie heute beanspruchen, ist in srüherer Zeit entweder gar nicht oder nur mangel-
hast ausgebildet, erst die Barockzeit gibt großen Durchsahrten Raum, die der Renaissance noch
unbckannt sind.

Die „große Halle" eines Schlosses, die bei englischen Landsitzen manchmal auch die
Aufgabe des ersten Empfangs übernimmt, wird man heute als abgeschlossenen Wohnraum
keinesfalls mehr entbehren wollen; auch über diesen Raum soll aber erst später ausführlich
gehandelt werden.

Diese andeutungsweise Betrachtung dieser beiden ersten Räume eines Schlosses, die
der Besucher betritt, zeigt, wie viele künstlerisch reizvollen Möglichkeiten schon ihre Anlage ergibt,
wie wichtig sie durch ihren Eindruck auf den Ankommenden und sür die Stellung der Schloß-
bewohner in gesellschaftlicher und künstlerischer Beziehung sind.

(Fortsetzung folgt.)
 
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