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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 5.1903-1904

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Nr. 4
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Haupt, Richard: Von der Ronneburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31827#0037

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V. Iahrgang

Nr.4

im Iainiar 1904.

Der Burgwarr erscheinr monarlich einmal. — Be?ugspreis: S,5O Mark jährlich.

Von der Ronneburg.

Erinnerungen von R.Haupr, Eurin.

ie die nördliche Wetterau vom Wetterauischen Salzfaß, der Burg Minzenberg, weithin
beherrscdc wird, daß, wo man auch sei, der Blick sich an sie kettec, so ist es in der
süddstlichen die Ronneburg, die ihn an sich zieht. Von ihren Lenstern aus, odcr gar
vom Turine, hat nian wiederum über die gesegnece Landschaft die schönste Rundsicht
mit den Stadten Büdingcn, Geligenstadt, Hanau, Frankfurt, rings umkranzc von den
Gebirgszügen und Ruppen des vogelsbergs, des Freigerichtes und Spessarts, des Mdenwaldes und der
>Zöhe. Schon wegen dieser lockendcn Lage ist die Ronneburg in steigcndem Nkaße das Ziel vieler
Besucher.

Das hac sie als Bauwerk vor dem Minzenberg noch voraus, der doch so hochbedeutsam ist
und in manchem Betrachte fast unvergleichbar, daß sie, obwohl unbewohnc und verlassen, doch keine
eigentliche Ruine ist.

Wcnn der Rei; einer Burg und ihr Werr für den ungelehrren Beschauer — und ohne dessen
Anceilnahme gäbe es überhaupc keine Burgenkunde, ist sie doch nur aus der Kiebe ;u diescn Zeugen
unserer Vergangenheit erwachsen und wachst daran — viel weniger auf dem beruht, was sic ift, als
auf dem, was sie uns sagc, was sie uns denken und fühlen laßt, so rritt uns die Burg am nachsten,
in der diese vergangenheic am verstandlichsten, am mcisten mcnschlich fühlbar ;u uns sprichr.

Das ist nun bei der Ronneburg deshalb in besonderem Grade der Lall, weil ihre Geschichte
sehr einfach ist und weil die Erbaucr und Vewohner durch Inschrifccn und Zahlen liebevoll dafür
gesorgt haben, daß der Bau ihre eigenen Geschicke an sich darstelle, von ihrer Licbe und ihrem Gtreben
;euge — wie wenn ste gewußt hattcn, daß er dcreinst ihr Denkmal sein werde. Von dcn Isenburgcrn
auf der Ronneburg würde heute außcr den Genealogen niemand mehr reden, hätten sie sich nicht auf
dicse Weise eindringlich im Gedachcnisse erhalcen. Und nach ihnen har niemand verandernd die ^and
an ihr werk gelegt; nur die Zeit hat daran gctan, was sie an allem Menschenwerkc cut, sie hat, was
einst jung war, alr werden lassen.
 
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