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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 5.1903-1904

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Nr. 5
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Haupt, Richard: Von der Ronneburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31827#0045

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V. Iahrgang

Nr.-;

im Zebruar

Zeirschrift fur Burgenkunde und mirrelalrerliche Baukunst.

Ärgan der ZerMgung zur Lrljaltung deulscher durgen.

Der Burgwart erscheinr monatlich einmal. — Bemgspreis: S.5S Mark iährlich.

Von der Ronneburg.

Eeinnerungen von R. Haupt, Eutin.

(Schluß.)

s ist jedoch an der Ronneburg nichr die Prachr und Gediegenheic und der Aufwand an künst-
lerischer Eeisrung, was uns anzieht. Eher ist das Gegenceil der Fall. Mic künstlerischem
verdienste ist hicr tticht geprunkt. Rein0ergleich daher mir dem edeln und feinen Renaissance
bau der Birsteiner zu Vffenbach. Weder Anron noch Heinreich har solches erstrebt. Dic
Budinger Sceinhauer, die in das dunkleBasaltmauerrverk die nötigen roren Gandsreinrverkstücke
zu liefern haccen, haben nie auf den lichten »Zöhcn der Runst gcstanden, daß sie, gerrieben und gezwungen
vom garenden Moste dcr Schönheir, die Auftrage in leichr beschwingrcm Geiste erfüllend, in ihren
Leistungen der 0oIlkommcnheit hatten zustrebcn müssen. Im Gegenceil. Zu Büdingcn herrschte die
Spatgorhik, mühsam angclernr, lange, und der Geist der Renaissance wehre hier nichr kräfrig herein.
An den Arbeicen dieser Meister ist gar manches von rührender Unbeholfenheit. Man glaubt es
mancher Platte anzusehen: der arme Mensch, dem der Auftrag geworden war, sollte und wollte erfinden
— und er hatre durchaus keine Gedanken! Mcrkwürdig ebenbürtig an geistigem Gehalce sind diese
bildnerischen Leistungen und die gereimten Inschriften, die dieselbe Hand zu meißeln harre. Doch
gerade dics und überall die ^arürlichkeit, Einfachheir, Zweckmäßigkeic des so Enrstandenen sprichr uns
menschlich an. Und diese Anspruchslosigkeit! In diesen Räumen, diesen Rammerchen zu hausen,
würde heure nur ein sehr bescheidener Ginn sich vcrstchen, so rraulich sie auch einzurichten scin
möchten, so schön auch die Aussichr allenthalben ist. Aber jene hochmögenden Herren haben in diesen
Raumen gewohnt und auf diese Türklinken gcdrückr, durch diesc Scheibcn geblickt, zu diesen Scuckdeckcn
aufgeschauc. ... Dcnn die Burg war ja nach dem Hinaustrirre dessen, der diese Raume eingerichret und
bewohnc hacre, in ihren Gchlaf versunken, von den Tagen des Glanzes viellcicht craumend und darin
nur selren gcstörr. Es folgce dann kein Erwachen ;u neuem Leben, nur ein allmahliches Hinsterben,
verwelken, Enrblarrern.

Last anderthalb Iahrhundcrre stand alles leer und still. »Der dreißigjahrige Rrieg, die fran-
zösischen Mordbrcnnereien und die spanischen Rampfe füllcen die Lande mit Rauch und Trümmern;
 
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