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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 5.1903-1904

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Nr. 5
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Die Restaurierung der Burg Karlstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.31827#0049

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41

Die Restaurierung der Burg Aarlstem.

Geprember 1902 nahm unser böhmischer Mitarbeirer im Burgwart (III., Nr. 12) das
wort, um zrvar scharf aber sachlich die baulichen verandcrungen, rvelche zu Unrecht bei
der Restaurierung der Burg Rarlstein vorgenommen wurden, ;u kritisiercn. Daß die-
selben etwa rückgangig gemachc würden, war bei Lage der Dinge natürlich ausgeschlossen.
Diese Lrage ist von dem zur Unrersuchung der über die Restauration erhobencn Be-
schwerden entsandten Romitee überhaupt nicht ventiliert worden, wennschon dasselbe konstatierre, daß
in Bcziehung auf die außere Erscheinung die architektonische Lösung nicht gerade als die glücklichste
bezeichnet werden kann. Nur die feuergefahrliche verschalung des hohen Turmes und der Marien
kirche, für welche überhaupt in Böhmen, wie in jenem Artikel ausgeführt wurde, kein Äeispiel nach-
zuweisen ist, wünschr man durch eine weniger gefahrliche und stilgerechrcre Uinbildung zu erseyen. Es
kann sich da, den Ausführungen unseres Mirarbeikers entsprechcnd, nur um vorgekragrcs Fachwerk
handeln, wofür es in Böhmen und anderswo genügende Beispiele giebr.

Eingehender und durchgreifender befaßte slch das Romirce mic den dekorativen Leistungen
der Restaurareure. Mit Bedauern wurde festgestellt, daß die Ausschmückung im Raiserpalasl
nichr im Lharakrer der daselbst noch erhaltenen dekorariven Ilberrestc durchgeführt worden ist. Ebcnso
wurde die Ausschmückung der Marienkirche und des anstoßendcn Raumes einer radelnden Rritik
unrerzogen. Die Wandmalereien und Tafelbilder in der herrlichen Rreuzkapelle, die Malereien in
der Fensternische der Marienkirche und die kostbare RacharinakapeUc, die einen künstlerischen Gchmuck
von selrenem Werre reprasentieren, sind glücklicherweise unberührt geblieben. Es ist nur verschiede-
nen zufaUigen Umstandcn ;u danken, daß diese kostbaren Schätze, von denen spezieU die Rarharinen-
kapelle den Iuwel der Rönigsburg bildet, unversehrr der Nachwelr überliefert werden können. Bezüg-
lich der Marienkirche wurde festgestcllt, daß der größere Teil der Wandmalereien übermaßig aufgefrischr,
vielfach retouchierc und erganzr wurdc und daß dic Restaurierung jene Grenzen überschritten habc,
welche zur wahrung des altertümlichen Tharakters der Bilder hattcn eingehalten werden soUen. Das-
selbe gilr von der Restaurierung der beiden Legenden-Zyklen im Stiegenhause des hohen Turmes. Wie
vom Romiree fcstgestellt wurde, habcn die im Iahre 1888 nach den Griginalen angeferrigren Pausen
und Larbennorizen zur Restauricrung der Bilder-Zyklen nichr ausgereichr, hingcgen waren die abgelösten
Malereifragmenre, welche noch gur erhalten und aufbewahrc sind, wohl geeignet gewesen, um ;u den
Erganzungen als vorbild zu dienen.

Vlach diesen unerquicklichen Erhebungen berontc das Romiree dcn von Beginn seiner Akti-
vierung festgehalrenen Grundsatz, daß an dcn Wand- und Tafelmalereien nicht das Geringste geanderr
werden dürfe, nun mir aller Enrschiedenheit. Lreilich ergab sich nun die schwierige Lragc, was mir
den übermalren Bildern und mit der stillosen Ausmalung der Innenraume zu geschehen habe. An
einzelnen der „restauriertcn" wandmalereien im hohen Turm und in der Marienkapelle wurden
Abwaschungsversuche unrcrnommen, die ein gutes Resulrat ergaben. Ferncr wurde der Beschluß gefaßr,
die nichtö weniger als ftilvolle 2lusschmückung der Burgraumlichkeiren im Raiserpalaste, wie auch in
der Gakristei der MarienkapeUe entfernen zu lassen. Die Rapellen des hl. Nikolaus und des
hl. Wenzel, deren Wandausschmückung und Deckenpolychromierung durchaus nicht entsprechcnd ist, soll
vorlaufig in ihrer gcgenwarrigen Lorm belassen werden. An den Runstwerken, die noch in der ur-
sprünglichen Lorm erhalrcn sind, wird aber unrcr keiner Bedingung gerührc werden.

Was die Frage der Benutzung der Raume betrifft, har das Romiree den vorschlag unrer-
breirer, die Burgraume als Muscum von Gcgensianden aus frühmittelalterlicher Zeit, evenr. auch aus
der Zeit des Rönigs wenzel ;u benutzen. Einer der Hauptraume des künfcigen Museums, der so-
genannre Rircersaal, soll, da seine Wande kahl sind, unrer Lcsthaltung des historischen Lharakcers eine
encsprechende Ausmalung erhalten. — Die vom Romitee fcftgesetzten Arbeiten — u. a. auch vor-
kehrungen zur Gicherung deö hohen Turmes gegen Blitz- und Feuersgefahr — sind heute so weir, daß
die Reftaurierungsarbeiren Rarlstcins im nachften Iahre ihren Abschluß finden werden.
 
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