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hatte das Schloß begonnen sich zu lceren; es rvard nicht nur leer, sondern es ward auch ernstlich bau
fallig. Doch cs fehlte für die Unrerhaltung an Mitteln. Ain guten Willen fehlte es nichc so sehr
und auch nicht an Einsicht; der kürzlich verstorbene Lürst ;u Wachtersbach rvar rvohl der Mann dafür,
dem Schlosse sein Recht werden zu lassen. Die Verhälcnisse waren aber nicht günstig.
Inr Iahre 18^0 war noch alles vorhanden, was bei Heinrichs Tode gestandcn hatte, init Aus-
nahnre der Gebaude außerhalb des Schlosses, und es hatten auch vielleicht die Wehrgange der Uncer
burg schon keine Dachung inehr. Gonst fehlte nichcs, und in jeder Schießscharte lag das Hol; ;uin
Auflegen des Rohres.
Bald aber verschwanden die Mberbauten dcr ;wei großen Gtalle in der Unterburg mir den
vielen Raininern. Regen und Wind fielen von da an auf dic dicken Gtallgewölbe darunrer; die haben
rvir dann in den nachsten ;wan;ig Iahren alle einbrechen sehen. Ebenso erging es dem Marstall.
Gobald inan aber anfing, an Herstellungen ;u denken, begann die Scheidung in ;u Erhalrendes und
solches, was nicht ;u retten war, bald gab nran auch iininer wieder das Eine preis, uin aus denr
Abbruchreste das Andere ;u bessern.
Vloch stand lange das gewaltige, herrliche Torhaus der unteren Burg inic allen anstoßenden
Gebauden. Der große Rei; und die eigenartige Schönheit der ^urg beruhce haupcsachlich auf diesem
Bau, der auf der Vüdinger Geite die Gilhuette beherrschte. Von dem inneren, mir Schiefer be
schlagenen Fachwerkgiebel herab ;eigre noch die Uhr ihr Blatt, wie andeurend, daß ihre Zeit und die der
Burg doch wiederkommen möge.
Und ihre Zcic kam. Es war ecwa 1870, da mußce ecwas für die Burg geschehen. Da ward
die gan;e Unrerburg bis auf die Mauern zerstört; von allem, was Decken hatte, blicb nur, mit Lemenr
übergossen, das Gewölbe des Torwcgs erhalten. Auf wie lange?
Mit dem Marerial des Abgebrochenen ward, soweir man es nicht anderweir verwandce, das
Gbcrschloß gefiickt. Der Hauptbau verlor sein hohes Schieferdach und bekam ein wirklich schlechres
niedrigeres mit Ziegeln. Und so ging es weicer. Die Schornsteine wurden abgcbrochen, ebenso die
Wehrgange der oberen Höfe. Am schlimmsten ward es 1879, da ward unter anderem ein großcr Teil
des vorderfiügels gan; abgerissen.
Ieyc haben — außer dem Gaale im Untergeschoß des Hauses Ronneburg mir dem schönen,
von der Mittelsaule getragcnen Grcrngewölbe und mic einem stubengroßen, weic hinausgreifenden Erker —
wohl wenige Gelasse auch nur noch einige Fensterscheiben; Wind und Regen haben ungestört Einlaß
und die Böden brechen durch.
In diesen Dachern, diesen U7auern neigt sich der Gchmuck und die Rrone der Wecrerau und
des Rinziggaues und das erinnerungskraftigste Dcnkmal des isenburgischen Eandes und Geschlechtes
;um Lalle. Das ;wan;igste Iahrhundert wird, wenn nicht alles trügt, vollenden, was im neunzehnren
hereingebrochen ist, und der V1ach;eit außer den unzerstörbaren Felsen nur einige Mauern und un
förmige Schurrhügel hinrerlassen. ONbll^
hatte das Schloß begonnen sich zu lceren; es rvard nicht nur leer, sondern es ward auch ernstlich bau
fallig. Doch cs fehlte für die Unrerhaltung an Mitteln. Ain guten Willen fehlte es nichc so sehr
und auch nicht an Einsicht; der kürzlich verstorbene Lürst ;u Wachtersbach rvar rvohl der Mann dafür,
dem Schlosse sein Recht werden zu lassen. Die Verhälcnisse waren aber nicht günstig.
Inr Iahre 18^0 war noch alles vorhanden, was bei Heinrichs Tode gestandcn hatte, init Aus-
nahnre der Gebaude außerhalb des Schlosses, und es hatten auch vielleicht die Wehrgange der Uncer
burg schon keine Dachung inehr. Gonst fehlte nichcs, und in jeder Schießscharte lag das Hol; ;uin
Auflegen des Rohres.
Bald aber verschwanden die Mberbauten dcr ;wei großen Gtalle in der Unterburg mir den
vielen Raininern. Regen und Wind fielen von da an auf dic dicken Gtallgewölbe darunrer; die haben
rvir dann in den nachsten ;wan;ig Iahren alle einbrechen sehen. Ebenso erging es dem Marstall.
Gobald inan aber anfing, an Herstellungen ;u denken, begann die Scheidung in ;u Erhalrendes und
solches, was nicht ;u retten war, bald gab nran auch iininer wieder das Eine preis, uin aus denr
Abbruchreste das Andere ;u bessern.
Vloch stand lange das gewaltige, herrliche Torhaus der unteren Burg inic allen anstoßenden
Gebauden. Der große Rei; und die eigenartige Schönheit der ^urg beruhce haupcsachlich auf diesem
Bau, der auf der Vüdinger Geite die Gilhuette beherrschte. Von dem inneren, mir Schiefer be
schlagenen Fachwerkgiebel herab ;eigre noch die Uhr ihr Blatt, wie andeurend, daß ihre Zeit und die der
Burg doch wiederkommen möge.
Und ihre Zcic kam. Es war ecwa 1870, da mußce ecwas für die Burg geschehen. Da ward
die gan;e Unrerburg bis auf die Mauern zerstört; von allem, was Decken hatte, blicb nur, mit Lemenr
übergossen, das Gewölbe des Torwcgs erhalten. Auf wie lange?
Mit dem Marerial des Abgebrochenen ward, soweir man es nicht anderweir verwandce, das
Gbcrschloß gefiickt. Der Hauptbau verlor sein hohes Schieferdach und bekam ein wirklich schlechres
niedrigeres mit Ziegeln. Und so ging es weicer. Die Schornsteine wurden abgcbrochen, ebenso die
Wehrgange der oberen Höfe. Am schlimmsten ward es 1879, da ward unter anderem ein großcr Teil
des vorderfiügels gan; abgerissen.
Ieyc haben — außer dem Gaale im Untergeschoß des Hauses Ronneburg mir dem schönen,
von der Mittelsaule getragcnen Grcrngewölbe und mic einem stubengroßen, weic hinausgreifenden Erker —
wohl wenige Gelasse auch nur noch einige Fensterscheiben; Wind und Regen haben ungestört Einlaß
und die Böden brechen durch.
In diesen Dachern, diesen U7auern neigt sich der Gchmuck und die Rrone der Wecrerau und
des Rinziggaues und das erinnerungskraftigste Dcnkmal des isenburgischen Eandes und Geschlechtes
;um Lalle. Das ;wan;igste Iahrhundert wird, wenn nicht alles trügt, vollenden, was im neunzehnren
hereingebrochen ist, und der V1ach;eit außer den unzerstörbaren Felsen nur einige Mauern und un
förmige Schurrhügel hinrerlassen. ONbll^