Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 5.1903-1904

DOI Heft:
Nr. 11 u. 12
DOI Artikel:
Ebel, Friedrich: Die Wetzlarer Stadtbefestigung, [1]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.31827#0097

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
89

Rrawenpforce nach Vkauborn. Dic Hauscr-
Vorsladr i,n Msten war nur sehr unbedeurcnd
und zeigre ein einziges Tor, das sich zrvischen
Eahnbcrg und Lahn klemmt; es rvird heure
falschlich Hauserror genannc, rvohingegen es
bei Nlmenstein nur unrer dem Vtamen „Ziegel
pforle" vorkommr. Vkördlich der Stadr führce
die Eahnbrückc zur Langgasser Vorstadr. Sie
ist rings von Flußlaufen der Lahn und Dill
geschützt, brauchte daher anscheinend keine
Mauer, und nur der öftliche Zugang von Her-
mannstein rvar mit einenr Torrurm gesperrt.

Neber die „Rleine Dillbrücke" gelangr man
;ur „Vleuftadt", die fast ringsum Mauer und
Graben aufrvies. Der Zugang von Alrcnberg,
der über dic „Groste Dillbrücke" führr, rvar
durch das Vleustadter Tor gesicherr.

Die erften Nrkunden über die Wetz-
larer Sradtbefestigung stammen aus den letzten
vierzig Iahren des lZ. Iahrhunderts^). ^iach den heucigen Resten zu schließen, ift sie in cinem Guß
hcrgestellt und im l^. Iahrhundert vollender rvorden. Im Iahre IZZZ^) wurde die Silhöfer Vorstadc
von ciner alles vernichtcnden Leuersbrunst heimgesucht; seitdenr wurde sie nicht mehr aufgebaut, und
auch die Mauer verfiel. Schwere Schaden brachcen die Rriege des 17. Iahrhundercs. Am ver-
heerendsten wirkte aber cine ilberschrvemmung im Iahre lö^Z'), durch welche die Befestigung der
nördlichen Sradrseite und die Dillbrücke vor dem lTreustadtcr Tor verloren gingen. Seit dieser Zeit
scheinr der Gcadrrat der Erhalrung der Mauer wenig Beachrung geschenkc zu haben. In einer Be-
schwerde der Bürgerschafr über dcn Aat vom Iahre 1727 heißt esf), er habe den Haingrabcn vcrkaufc.
lasse die Stadttürme und Sradrmauern ceils verfallen, reils niederrcißen, die Mauern durchbrechen und
Ruh- und Gchweinestalle an dieselben zur Beschimpfung der Scadt anbauen. Als es sich sodann (1712)
darum handelre, ob Wctzlar zur Aufnahme des Reichskammergerichrs geeignec ware, machren es dic
kaiserlichen Rommissarien u. a. ausdrücklich zur Bedingung für das dauernde verbleiben, daß der Aar
die Gradtbefestigung ausbessern lasse'). Wie einige Gtellen der Mauern beweisen, kam der Rar diesen
Forderungen norgedrungen nach, auck der Dienst an den Dorcn wurde, wie eine erhaltene sehr inrer-
essante Wachrordnung vom Iahre 174-ö ;eigc°), sorgfaltig beobachrer. Erst mit dem Beginn dcs
19. Iahrhundercs machre sich der verfall dcr Befestigung nachhalcig gelrend.

2Zeginnen wir die Einzelbetrachrungcn mit dcn 19orstadten. 19on ihnen ift uns die Befesti
gung der lIeustadr am besten bekannc. Der Ulmensteinsche Plan deurec an der lIordecke und Gstseice
einen Mauerrest an; im Text?) wird sodann erwahnc, daß 1812 auch die Westseice erhalcen sei. Besscr
laßt uns die Rarte von 17^^ den früheren llmfang erkennen. Der heurige Befund wcist nur
noch die Mauer der Gstseite auf bis an das ehemalige lIeustadter Tor und von diesem an ein Gtück
von ecwa Z22 m südwestlich dcsselben. Gie erhebr sich reilweise noch in der alren Höhe, z. Ä. an der
Nordecke, welchcr Tcil in Abbildung 2, Lig. 12—1^, dargestcllr ist. Sie ist ohne wehrgang, verhalrnis-
maßig schwach aufgeführc und erhalc an einigen Gtellen eine verstarkung durch vorstadtseirige Pfeiler-
vorlagen. wahrend von dem Turm der Südseire sich keine Spur mehr findet, ist uns an der lIord-
ostecke wcnigstens ein kleincr Rest eines solchen erhalren. Er zeigt cinen außeren Durchmesser von
5,75 m, eine Mauerstarke von 1,Z5 m und war gegen die Vorstadt vom Erdboden an offen. Inter-
essanc ist das Mauerkrönchen, wclches auf Ronsolen auskragend in geringen Resten nördlich des
genannren Turmes vorhanden ist. Die Art der Auskragung ist ahnlich an dem Reste eines Erkers an
dcr zur Hauser-Vorstadt gehörigen Ziegelpforte cheucigcm Hausercor) ;u finden. Die Mauer südwestlick

h ;2ss Petrus Dietrich S. syz, ;2?; Gudenus II, Nr. ;zg, S. ;?8, ;28-t ebendas. Nr. ;87, S. 237. Z Ulmenstein III,
S. 370. Ulm. II, S. ;73. ") Ulm. II, S.-syy. 6) uim. ii, S. Z33. °> Ulm. III, Anhang S. ;so. ') Ulm. III, S. ;8L.
 
Annotationen