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dem 15. Iahrhundert angehören muß; da nun Ende des l^. Iahrhunderrs die Grafcn verarmt rvaren,
ist kaum anzunehmen, daß sie ihn gebaut haben; die Gtadt Geislingen selber kann ihn nichr gebaut
haben, da er spater in unmicrelbar ulmischcm Besitz ift; bleibr nur Nlm selber, und für lllin sprichc
auch die bedeurende Größe des Werks (ZZ m bis zur weccerfahne), spricht auch der Formenrvechsel, der
an den reicher ausgestalteren stadtischen Tnrmen haufigcr ist (Piper, S. 2ll); der Bau gehr aus dem
viereck über der Eingangspforre mic Abschragungszrvickeln in die Rundung über. Mirclerrveile hac
Herr Linanzamtmann Luolt in dem Gaalbuch von Geislingen von I7Z0 auf S. 16 eine Gtelle über
den Turm gefunden: „Die herrschafrliche (d. h. die Ulm gehörenden) Gebau und Güter . . . item der
öde Thurm kommen insgesammr von Hclfenftein her und seynd anno 1Z96 tradiert rvorden". Wie mir
micgeceilt wird, berufr sich der Mann, der dieses Saalbuch angclegt har, der ulmische Landesrenovaror
Ioh. Iakob Herkules Ruoff, fast durchrveg auf zwei altere, weder in Geislingen noch im Gruttgarrer
Archiv inehr vorhandene Saal-
bücher von 1-1^ und 150Z.
Diese Berufung fehlt aber
cben dort, und wenn auch der
crste Tcil ganz wohl aus cinem
alreren Buch abgeschriebcn sein
mag, weil die 17Z0 vor-
handenen ulmischen Gebaude
und Gürer schwerlich alle von
Helfenstein herrührten, so siehr
das „item der öde Thurm"
doch rccht wie ein sparerer
Zusatz aus. Ich kann deswegen
die Gcellc nicht als beweis-
kraftig gegen jene Wahrschein-
lichkeitsgründe ansehen, son-
dern hoffe immer noch, daß
durch alte lllmer Rechnungs-
büchcr meine Ansicht bestatigt
wird. Illm harre ein Inrer-
esse daran, mic dem Turm
zugleich diese ganze am Ende
seines Gebiers gelegcne und
von Ulm ziemlich weit cnt-
fernre Gegend ;u schützen.
Abb. I. waetturm bei Leslgheim.
Aus den Blättern des Schwäbischcn Albvereins.
Auch die Warttürme
innerhalb der Gradce, die
Euginsland, Hochwarc, Hoch-
rurm, oder wie sie heißen,
gehören derselben Zeit an, so-
weit wir aus bcstimmten
Dacen cinen Schluß ziehen
könncn. Wir finden sie reils
am höchsten Punkt der IIin
fassungsmauer, reils an hoch-
gelegencn Grren der Sradr.
Der bcrühmre Luginsland auf
der Höhe der 2Zurg ITIürnberg,
doch außerhalb dersclben, ift
gewiß einer der früheren und
staminr erst aus dem Iahr
1Z67 (Röhler, Die Entwick-
lung dcs Rriegswescns III, 1,
G. ^60). Doch hievon nur des
I?ergleichs wcgen.
Es stammen also unsere
stadcischen Warttürme, so-
wcit nachweisbar, aus dem
l^. und 15. Iahrhunderr, die
stcinernen meist aus dem
letztercn. Ich weiß nur eine Ausnahme, dcn Wartturm bei unserem Besigheim; dcr rundbogige
Abschluß des Eingangspförrchens, aus einem Scein herausgearbeiret, sprichc für ein Bauwcrk aus
romanischer Zeit, also wohl noch vor I25S. Dafür sprechen auch die beiden Gcockwerksgewölbe,
ziemlich fiache Rugelgewölbe. Ich nehme aber an, daß der Turm als Wartc in Beziehung stand zu der
oberen -Burg, deren mächtiger Bergfried, architektonischen Einzelheiten nach zu schließen, um 1220 er-
baur wurde, und zwar von den Markgrafen von Baden. Burgvorwerke, wie ich oben einige gcnannt,
dürftcn ja wohl schon alrerer Zeit angehören, auch wenn sie bloße Türme sind; Gchuchhardt,
a. a. 6). VI, H 179, faßt scine Meinung über cinc 2ln;ahl mcrkwürdiger vorwerke im niedersachsi-
schen Gebiec, die heure bloß noch als Schanzen erscheinen, dahin zusammen, daß cs sich dabei um
Anlagcn des früheren Micrelalters, etwa vom 9. bis 1Z. Iahrhunderr handle.
Wer sich der Abbildungen der Fritzlarcr Warrtürme erinnert, die in Vlr. 2 des Bnrgwarc
S. 16 f. sich finden, könnce auf die vermutung kommen, es gehören von diesen die Hellenwarre und
die Tasselerwarte auch noch romanischer Zeir an; doch sind dicse kleinen Skizzen nur nicht ganz deuclich;
es soll dort bei beiden nichr cin rundbogiger Türsturz dargestcllt sein, sondern einer mir ganz flachem
Bogen, dem dcr parallel laufende obere Rand des Sturzes entspricht; diese flachen Bögen sind gerade
dem 15. Iahrhundert angehören muß; da nun Ende des l^. Iahrhunderrs die Grafcn verarmt rvaren,
ist kaum anzunehmen, daß sie ihn gebaut haben; die Gtadt Geislingen selber kann ihn nichr gebaut
haben, da er spater in unmicrelbar ulmischcm Besitz ift; bleibr nur Nlm selber, und für lllin sprichc
auch die bedeurende Größe des Werks (ZZ m bis zur weccerfahne), spricht auch der Formenrvechsel, der
an den reicher ausgestalteren stadtischen Tnrmen haufigcr ist (Piper, S. 2ll); der Bau gehr aus dem
viereck über der Eingangspforre mic Abschragungszrvickeln in die Rundung über. Mirclerrveile hac
Herr Linanzamtmann Luolt in dem Gaalbuch von Geislingen von I7Z0 auf S. 16 eine Gtelle über
den Turm gefunden: „Die herrschafrliche (d. h. die Ulm gehörenden) Gebau und Güter . . . item der
öde Thurm kommen insgesammr von Hclfenftein her und seynd anno 1Z96 tradiert rvorden". Wie mir
micgeceilt wird, berufr sich der Mann, der dieses Saalbuch angclegt har, der ulmische Landesrenovaror
Ioh. Iakob Herkules Ruoff, fast durchrveg auf zwei altere, weder in Geislingen noch im Gruttgarrer
Archiv inehr vorhandene Saal-
bücher von 1-1^ und 150Z.
Diese Berufung fehlt aber
cben dort, und wenn auch der
crste Tcil ganz wohl aus cinem
alreren Buch abgeschriebcn sein
mag, weil die 17Z0 vor-
handenen ulmischen Gebaude
und Gürer schwerlich alle von
Helfenstein herrührten, so siehr
das „item der öde Thurm"
doch rccht wie ein sparerer
Zusatz aus. Ich kann deswegen
die Gcellc nicht als beweis-
kraftig gegen jene Wahrschein-
lichkeitsgründe ansehen, son-
dern hoffe immer noch, daß
durch alte lllmer Rechnungs-
büchcr meine Ansicht bestatigt
wird. Illm harre ein Inrer-
esse daran, mic dem Turm
zugleich diese ganze am Ende
seines Gebiers gelegcne und
von Ulm ziemlich weit cnt-
fernre Gegend ;u schützen.
Abb. I. waetturm bei Leslgheim.
Aus den Blättern des Schwäbischcn Albvereins.
Auch die Warttürme
innerhalb der Gradce, die
Euginsland, Hochwarc, Hoch-
rurm, oder wie sie heißen,
gehören derselben Zeit an, so-
weit wir aus bcstimmten
Dacen cinen Schluß ziehen
könncn. Wir finden sie reils
am höchsten Punkt der IIin
fassungsmauer, reils an hoch-
gelegencn Grren der Sradr.
Der bcrühmre Luginsland auf
der Höhe der 2Zurg ITIürnberg,
doch außerhalb dersclben, ift
gewiß einer der früheren und
staminr erst aus dem Iahr
1Z67 (Röhler, Die Entwick-
lung dcs Rriegswescns III, 1,
G. ^60). Doch hievon nur des
I?ergleichs wcgen.
Es stammen also unsere
stadcischen Warttürme, so-
wcit nachweisbar, aus dem
l^. und 15. Iahrhunderr, die
stcinernen meist aus dem
letztercn. Ich weiß nur eine Ausnahme, dcn Wartturm bei unserem Besigheim; dcr rundbogige
Abschluß des Eingangspförrchens, aus einem Scein herausgearbeiret, sprichc für ein Bauwcrk aus
romanischer Zeit, also wohl noch vor I25S. Dafür sprechen auch die beiden Gcockwerksgewölbe,
ziemlich fiache Rugelgewölbe. Ich nehme aber an, daß der Turm als Wartc in Beziehung stand zu der
oberen -Burg, deren mächtiger Bergfried, architektonischen Einzelheiten nach zu schließen, um 1220 er-
baur wurde, und zwar von den Markgrafen von Baden. Burgvorwerke, wie ich oben einige gcnannt,
dürftcn ja wohl schon alrerer Zeit angehören, auch wenn sie bloße Türme sind; Gchuchhardt,
a. a. 6). VI, H 179, faßt scine Meinung über cinc 2ln;ahl mcrkwürdiger vorwerke im niedersachsi-
schen Gebiec, die heure bloß noch als Schanzen erscheinen, dahin zusammen, daß cs sich dabei um
Anlagcn des früheren Micrelalters, etwa vom 9. bis 1Z. Iahrhunderr handle.
Wer sich der Abbildungen der Fritzlarcr Warrtürme erinnert, die in Vlr. 2 des Bnrgwarc
S. 16 f. sich finden, könnce auf die vermutung kommen, es gehören von diesen die Hellenwarre und
die Tasselerwarte auch noch romanischer Zeir an; doch sind dicse kleinen Skizzen nur nicht ganz deuclich;
es soll dort bei beiden nichr cin rundbogiger Türsturz dargestcllt sein, sondern einer mir ganz flachem
Bogen, dem dcr parallel laufende obere Rand des Sturzes entspricht; diese flachen Bögen sind gerade