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Abb. ;o. Turm über Durlach.
im 15. Iahrhundcrc häufig; die Ronsolen der beiden Erker an
der Lasseler warre — über der Pforte eine pechnase, genau cnr-
gegengesetzt ein Abort, jene mit einfachem Ronsolenstein, dieser
etwas weitcr ausladend mir doppeltem — weisen auch nicht, wie
es nach den kleinen Skizzen scheinen könnre, auf frühcre Zeit hin.
DLe beiderlei Erkcr, die sich an der Lasseler Warre
finden, gehören zu den baulichen Besonderheiten, die sich
nicht oft finden; eine pechnase, jetzt vermauerr, laßt sich noch
am Heilbronner Wartturm feststellen, ein kleiner pechausguß am
Röttinger Turm; cin Abort findet sich an der Warte über Rlein-
Vchsenfurr, als solcher eben kenntlich an der dem Eingang
enrgegengesetzten Richtung. Die Lasselcr Warte bei Fritzlar hat
dafür keinen rundummauercen Lliehhof, wie ihn die 'Zellen-
warce, die Eckerichswarte (Abb. s. a. a. M. S. 16) und in ge-
ringen Resten auch noch die Auewarte und die Unröder Warte
ebenda zeigen; die Galbacher Warte, in fast unmittelbarer l^ahe
der Scadr, braucht deshalb keinen Lliehhof; sie macht mit
ihrem massigen, allein noch erhaltenen Unrerbau den Eindruck
eines Turms, der mit schwererem Geschütz den Talweg be-
herrschen sollcess viereckige Llichhöfe haben die Lrankfurter
Warten (Lohausen G. 2ZZ); die runden Türme, iin Abstand
von 1 m von einer Mantelmauer umgeben, erheben sich
hier in einer Ecke des Z0 m langen, 20 m breiren Hofs;
an die Hofmauer lehnen sich Wohnhaus und Gtall an. Einen
gan; ahnlichen, rundummauerten Fliehhof, wie die Lritzlarer Warten ihn haben, zeigr die
Pforzheimer Warte (Abb. 8), an der die Außentreppe narürlich moderne Zurat ist. Auch
die Gchießscharten der Hofmauer, die ^,l m vom Turm entfernc ist, sind ungefahr ebenso verceilt
wie an der Hellenwarte, es fehlt aber dcr Graben um die Ulauer her. Die Fenster des Auslug-
stockes, vier an der Zahl wie meist, stehen, voin Boden dieses Grockwerks an gerechnet, merkwürdig
tief, jetzt ^5 cm hoch, ursprünglich wenig höher; es muß über dieser Fensterreihe eine Reihe von
Zinnenfenstern gewesen sein, so daß eine Anlage entstand, wie sie der Turm der Wasserburg Ried
unweit Bozen zeigt (Piper S. 24D); damit wärde das Aussehen stimmen, das der Turm auf dem
Merian'schen Bild von pforzheim vom Iahre 16-Z zeigt, wo das Dach innerhalb der Mauer aufsetzt
und wo auch ZLnnen angedeuter zu sein scheinen; die Hofmauer fehlr freilich hier, wohl weil sie vom
Tal aus nicht sichtbar ist. von den württembergischrn Türmen zeigt der über Mergentheim wenig-
stens nock Gpuren von Wall und Graben.
Andcrs als mit der Bauzeit der Warttürme ist es mit der Zeic ihrer Benutzung. Neue
Türme wurden nach der Lrühzeit des 16. Iahrhunderts nicht mehr errichtec, aber die alten wurden
bis in die napoleonische Zeit herein fortbenutzt; nur war den veranderten Zeiten enrsprechend das Aus-
lugen nach dem Leind älebensache geworden, Hauptsache die Leuerwachc. vom Wartrurm über Heil-
bronn erzahlt Göthe (Aus einer Reise in die Schweiz, Brief vom 28. August 1797), daß er zur Zeit
seines Besuches eine Glocke gehabt habe, um den Ackerleuten und Weingarcnern ihre Fcierstunde an-
zukündigen, und der Gchüttecurm über Horb am Neckar wurde noch 18^8 benutzt zum Ausschauen
nach den dem Gpital zehnrpflichtigen Bauern, deren Anrücken man fürchcete.
Auch Burgen wurden gelegentlich als Gtadt- oder Landwarren fortbenntzt, so die Burg
wirremberg für Scuttgarr, so auch der massige, viereckige Turm über Durlach, der Rest der Burg,
die ursprünglich den Herren von Grötzingen, spater den Markgrafen gehörre; im 15. Iahrhundert
begann dieser Turm, wie aus einzelncn Vlachrichren zu sehen, als Standort für eine Sradt-
von einem cmsdrücklich zu solchem Zwecke erbauten hölzernen Turm, Truhbund genannt, hören wir bei Gelegenheit
der Belagerung des Alosters Manlbronn durch herzog Ulrich von Württemberg aus dem Berg über dem Aloster stehend,
sollte er die gegen Vsten sührende Straße beherrschen (Schw. Merkur, Sonntagsbeilage vom 2;. Mai tyo-s).
Abb. ;o. Turm über Durlach.
im 15. Iahrhundcrc häufig; die Ronsolen der beiden Erker an
der Lasseler warre — über der Pforte eine pechnase, genau cnr-
gegengesetzt ein Abort, jene mit einfachem Ronsolenstein, dieser
etwas weitcr ausladend mir doppeltem — weisen auch nicht, wie
es nach den kleinen Skizzen scheinen könnre, auf frühcre Zeit hin.
DLe beiderlei Erkcr, die sich an der Lasseler Warre
finden, gehören zu den baulichen Besonderheiten, die sich
nicht oft finden; eine pechnase, jetzt vermauerr, laßt sich noch
am Heilbronner Wartturm feststellen, ein kleiner pechausguß am
Röttinger Turm; cin Abort findet sich an der Warte über Rlein-
Vchsenfurr, als solcher eben kenntlich an der dem Eingang
enrgegengesetzten Richtung. Die Lasselcr Warte bei Fritzlar hat
dafür keinen rundummauercen Lliehhof, wie ihn die 'Zellen-
warce, die Eckerichswarte (Abb. s. a. a. M. S. 16) und in ge-
ringen Resten auch noch die Auewarte und die Unröder Warte
ebenda zeigen; die Galbacher Warte, in fast unmittelbarer l^ahe
der Scadr, braucht deshalb keinen Lliehhof; sie macht mit
ihrem massigen, allein noch erhaltenen Unrerbau den Eindruck
eines Turms, der mit schwererem Geschütz den Talweg be-
herrschen sollcess viereckige Llichhöfe haben die Lrankfurter
Warten (Lohausen G. 2ZZ); die runden Türme, iin Abstand
von 1 m von einer Mantelmauer umgeben, erheben sich
hier in einer Ecke des Z0 m langen, 20 m breiren Hofs;
an die Hofmauer lehnen sich Wohnhaus und Gtall an. Einen
gan; ahnlichen, rundummauerten Fliehhof, wie die Lritzlarer Warten ihn haben, zeigr die
Pforzheimer Warte (Abb. 8), an der die Außentreppe narürlich moderne Zurat ist. Auch
die Gchießscharten der Hofmauer, die ^,l m vom Turm entfernc ist, sind ungefahr ebenso verceilt
wie an der Hellenwarte, es fehlt aber dcr Graben um die Ulauer her. Die Fenster des Auslug-
stockes, vier an der Zahl wie meist, stehen, voin Boden dieses Grockwerks an gerechnet, merkwürdig
tief, jetzt ^5 cm hoch, ursprünglich wenig höher; es muß über dieser Fensterreihe eine Reihe von
Zinnenfenstern gewesen sein, so daß eine Anlage entstand, wie sie der Turm der Wasserburg Ried
unweit Bozen zeigt (Piper S. 24D); damit wärde das Aussehen stimmen, das der Turm auf dem
Merian'schen Bild von pforzheim vom Iahre 16-Z zeigt, wo das Dach innerhalb der Mauer aufsetzt
und wo auch ZLnnen angedeuter zu sein scheinen; die Hofmauer fehlr freilich hier, wohl weil sie vom
Tal aus nicht sichtbar ist. von den württembergischrn Türmen zeigt der über Mergentheim wenig-
stens nock Gpuren von Wall und Graben.
Andcrs als mit der Bauzeit der Warttürme ist es mit der Zeic ihrer Benutzung. Neue
Türme wurden nach der Lrühzeit des 16. Iahrhunderts nicht mehr errichtec, aber die alten wurden
bis in die napoleonische Zeit herein fortbenutzt; nur war den veranderten Zeiten enrsprechend das Aus-
lugen nach dem Leind älebensache geworden, Hauptsache die Leuerwachc. vom Wartrurm über Heil-
bronn erzahlt Göthe (Aus einer Reise in die Schweiz, Brief vom 28. August 1797), daß er zur Zeit
seines Besuches eine Glocke gehabt habe, um den Ackerleuten und Weingarcnern ihre Fcierstunde an-
zukündigen, und der Gchüttecurm über Horb am Neckar wurde noch 18^8 benutzt zum Ausschauen
nach den dem Gpital zehnrpflichtigen Bauern, deren Anrücken man fürchcete.
Auch Burgen wurden gelegentlich als Gtadt- oder Landwarren fortbenntzt, so die Burg
wirremberg für Scuttgarr, so auch der massige, viereckige Turm über Durlach, der Rest der Burg,
die ursprünglich den Herren von Grötzingen, spater den Markgrafen gehörre; im 15. Iahrhundert
begann dieser Turm, wie aus einzelncn Vlachrichren zu sehen, als Standort für eine Sradt-
von einem cmsdrücklich zu solchem Zwecke erbauten hölzernen Turm, Truhbund genannt, hören wir bei Gelegenheit
der Belagerung des Alosters Manlbronn durch herzog Ulrich von Württemberg aus dem Berg über dem Aloster stehend,
sollte er die gegen Vsten sührende Straße beherrschen (Schw. Merkur, Sonntagsbeilage vom 2;. Mai tyo-s).