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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 7 (1. Januarheft 1917)
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Unerwartete Geschichten
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0046

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ab und an. Dann besteigt sie, lediglich mit tzandkoffern bewaffnet, den —
nächsten Zug. Das ist sehr einfach; es erspart nicht nur Kosten, sondern
auch vielen — Arger. Umzugskosten entstehen dabei natürlich nicht; die
Wohnung und das ganze Inventar wird lediglich kontrolliert, nach Be«
darf renoviert und desinfiziert. Das ist alles. Die Lsertemak stellt ge-
naue Tarife auf, schreibt am Inventar rasch ab und veranstaltet für die
außer Gebrauch gesetzten Inventargegenstände Auktionen, an welchen sich
die noch nicht eingetretenen, also die rückständigen Schwiegermütter be-
teiligen werden.

Die Erfolge der Esertemak werden ebenso einfach als stark sein. Die
Schwiegerväter einschließlich Witwenschwiegermütter werden Aktionäre, und
nur Aktionäre sein. Sie kaufen keinerlei sogenannte Aussteuer mehr. Sie
erwerben lediglich Aktien der, das heißt: ihrer Esertemak. Diese Aktien
legen sie ruhig auf ihre Bank oder in ihren feuersicheren Kassenschrank.
Den Schwiegersöhnen werden nach dem Ermessen der Schwiegerväter die
Dividenden ganz oder teilweise zugewiesen; dadurch werden diese veranlaßt,
schonend mit allen Gegenständen zu verfahren, damit die Dividende der
Esertemak nicht geschmälert wird, mit anderen Worten, sie werden durch
die Esertemak gleichzeitig auch erzogen. So werden alle vernünftigen
Schwiegerväter, Schwiegermütter, Schwiegersöhne, Schwiegertöchter unter
den kräftigen wirtschaftlichen Schutz der Esertemak genommen. Die Eser-
temak ist die erweiterte und kombinierte Aktiengesellschaftsfamilie oder Fa-
milienaktiengesellschaft, sie allein ist der wirklich verkörperte Geist unseres
groß- und kulturstädtischen Zeitalters.

Vom Heute fürs Worgen

Aurn deutschen Friedens-
angebot. Drei Stimmen

Zweierlei Pazifismus

enn diese Zeilen im Druck er-
scheinen, wird es entschieden sein,
ob das deutsche Friedensangebot zu-
nächst ohne unmittelbare praktische
Wirkung in der Weltgeschichte steht
oder ob es zu irgendwelchen Verhand-
lungen zwischen den Kämpfenden
führt. Aber die Ursachen, welche die
verbündeten Regierungen der Mit-
telmächte zu dem Angebot bewogen,
werden weiterhin die verschiedensten
Meinungen miteinander streiten,
die einen werden den hochherzigen
Friedenswillen des Siegers erheben,
die andern aber die Heuchlerische
tzinterhältigkeit der um die Zukunft
Bangenden verlästern, und die „Klu-
gen" allerorten werden sich auch hier

auf der beliebten „mittleren Linie^
bewegen.

Seltsam und unverbunden schwebt
der helle, leuchtende Fanfarenton
über dem Gewoge des Kampfes. Wie
man auch seine tzerkunft und seinen
Zweck beurteilt, es bleibt ein will-
kommener Ton. Das Wort „Wir
bieten die tzand zum Frieden"
bleibt, welchen politischen Zweck man
auch immer hineinlegen mag. Die
bloße Tatsache des Friedensange-
botes hat ihre Bedeutung für die
geistige und sittliche Welt. Man
wende nicht ein: sie sei ja gar nicht
aus sittlichen Gründen geboren —
selbst wenn das der Fall wäre, sie
müßte doch, von der Welt als sitt-
lich gemeint aufgenommen, versitt-
lichend wirken, nach der alten Be-
obachtung Kants, daß die Moral in
der Geschrchte dadurch vorwärts
 
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