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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 10 (2. Februarheft 1917)
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Hoffmann, Paul Theodor: Vom Unbewussten: zu Eduard v. Hartmanns 75. Geburtstage
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Schumann, Wolfgang: Prosadichtung aus der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0191

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Die Zeit ist also empfänglicher geworden für das Stoffliche, was tzart«
manns Werk gebracht hat. Empfänglicher als es seine Zeit sein konnte.
Und hier gilt es nachzuernten, um damit den Boden für neue der Ent«
faltung harrende Keime zu düngen. Am noch einmal das Bild zu ge-
brauchen: wie würde das, wenn der von Hartmann erarbeitete „Bärlapp-
samen" auf eine Seele stieße, die mit ähnlicher Elektrizität geladen wäre,
wie die des heiligen Franz von Assisi? Wir würden eine neue deutsche
Mystik erleben! And Schöpfung eines neuen Weltbildes. Es sieht so
aus, als bildeten sich dabei Figuren da und dort. Werden sie sich ge-
stalten zu einer, die Mängel der alten Romantrk überwindenden deutschen
Neuromantik? sm^ P. Äh. Hoffnrann

Prosadichtung aus der Schweiz*

tellten wir uns mit Kunstrrchter-Gebärde auf den sogenannten «ästhe-
l^^tischen Standpunkt", so wäre es leicht, aus der unverminderten Fülle
^>^von Romanen und Novellen, die noch alljährlich aus der Schweiz
eintrifft, die wenigen auszulesen, deren Platz neben den stärksten Prosa«
dichtungen der Zeit ist. Doch sollte uns vielleicht gerade der Geist
dieser Zeit, der rmmer mehr von Politischem und Soziologischem bestimmt
wird, vor solchen einseitigen Arteilgründen bewahren. Mindestens ebenso
wichtig wie der künstlerische Wert einer Erzählung ist uns in den meisten
Fällen das Maß und die Bedeutung dessen, was sie über die Lebensformen
und die objektiven Bestimmtheiten der Gesellschaft aussagt, der sie ent«
stammt. Da liegt ein Zürcher Roman „Volksfrühling" von Ernst Esch«
mann vor uns, dem man nach fünfzig Seiten anmerkt, daß sein Verfasser
von einer „Kunst der Prosa", von all den „Problemen", welche die stärkeren
Dichter der Zeit künstlerisch schaffend aufwerfen und lösen, kaum berührt
wurde, daß hier ein weich fühlender, von der Erinnerung an den Durch-
schnittroman der Zeit abhängiger Schriftsteller mit wenig künstlerischer
Leidenschaft eine heimatgeschichtliche Fabel fand und sie im Einzelnen
lebendig, im Ganzen nach überlieferter Art, erzählend verwertete; und
doch haben wir Grund, dem Buch die drei Stunden zu widmen, deren es
bedarf, um seinen Stoff sich anzueignen. Klar und getreulich schildert
Eschmann die geschichtlichen Grundlagen der heutigen Schweizer Verfassung,
wie sie in der Zeit des „Stäfaer Handels" 'sich unter bitteren Kämpfen
bildeten, und auch die besondere menschliche, die schweizerische Erlebnisart
in politischer Kampfzeit spiegelt sich hier in kräftigen Typengestalten. Beides
geht uns als Bürger einer Welt mit den Schweizern immerhin nahe
genug an!

Weitaus stärker fordert allerdings Paul Ilgs Roman „Der starke
Mann" unser Interesse heraus. An Militärromanen hat die Schweiz

* Eschnrann, „Volksfrühling" (Füßli, Zürich) 5 M. Federer, „Das
Mätteliseppi" (G. Grote, Berlin) 6 M. Huggenberger, „Die Geschichte
des Heinrich Lentz" (Staacknrann, Leipzig) ^,50 M. Ilg, „Der starke Mann"
(Huber, Frauenfeld) H,50 M. Ilg, „Was einst mein war" (Huber) H,50 M.
Iegerlehner, „Grenzwacht der Schweizer" (Grote) 2,50 M. Lienert,
„Der jauchzende Bergwald" (Huber) 5 M. v. Tavel, „Die heilige Flamme"
(A. Francke, Bern) 6 Fr. — Wertere Besprechungen im Büchertisch des
(. Februarheftes.

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