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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 11 (1. Märzheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0283

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Lyrik und im Fröhlichen Buch).

Schlußgesang: Ein Lied, das Fcr»
milienglück wiederspiegelt (Guten
Abend, gnte Nacht — Annchen von
Tharau).

Was ich schikdre, zeigt natnr-
lich nur eine Art der Schutz» und
Trutzabende. Andre mögen von
andern wissen. Immerhin: unsre
Abende sind schon erprobt. Sie
sind überall — und wenn auch
schließlich noch einfacher — durch-
führbar. Wer fich frisch entschließt,
unserm Beispiel zu folgen, wird bald
spüren, welche Bedeutung sie ge»
winnen könnten. Ulbricht

Ernst werden!

ir müssen ernst werden in
allen Dingen und nicht fort--

fahren, bloß leichtsinnigerweise und
nur zum Scherze dazusein. ... Leben
und Denken muß bei uns aus einem
Stücke sein und ein sich durchdrin»
gendes und gediegenes Ganzes; wir
müssen in beiden der Natur und der
Wahrheit gemäß werden und die
fremden Kunststücke von uns wer-
fen; wir müssen, um es mit einem
Worte zu sagen, uns Charakter an«
schaffen; denn Charakter haben und
deutsch sein, ist ohne Zweifel gleich--
bedeutend, ^und die Sache hat in
unserer Sprache keinen besonderen
Namen, weil sie eben ohne alle
unser Wissen und Besinnung aus
unserm Sein unmittelbar hervor»
gehen soll." Fichte

Unsre Bilder und Noten

^m^ie fünf Bilder nach Klingerschen Bildhauereien in diesem
Itzeft illustrieren, so gut ich das hier kann, meinen Aufsatz „Zu Klingers
^^Plastik". Die Wagner-Büste als ein Beispiel seiner zugleich
psychologisch feinen uüd im Ausdruck mächtigen Stilisierungskünst. Klinger
folgt Individuellem und Persönlichem bis ins Liefste tzerzwerk, und daraus
holt er das Monumentale. Was, wie dieser Wagner so gut wie Klingers
Beethoven, sein Liszt oder sein Nietzsche zeigt, durchaus ohne Muskel-
und Knochenwulst-Wucherung, ohne Mongolentyp und ohne tzand-- und
Fuß«Vergrößerung angeht.

Die zweite Aufnahme vom Beethovenhaupt zur Crgänzung des
schönen Blattes vor dem tzeft: erstens, um die Wandelbarkeit im
Ausdruck dieses Kopfes unter verschiedenem Licht zu zeigen, dann, um
immerhin eine Vorstellung davon zu geben, was Klinger mit seiner
Polylithie sowohl wie mit seiner Raumkunst will. Schon aus diesem
kleinen Ausschnitt sieht man, daß die Nmgebung das tzaupt nicht etwa
bloß dekoriert, daß sie zugleich Reflex des tzauptes ist. In seiner Raum«
kunst webt sich stets eines zum andern in seelischem Miteinander.

Das erste Meisterwerk einer bis dahin noch kaum geahnten polychromen
Ausdruckskunst war die Salome. Der Dresdner bemalte Entwurf ver-
hält sich hinsichtlich alles Farbigen zum Leipziger Original nur wie eine
für den Kenner andeutende Verheißung zur vollkommenen Erfüllung.
Die Darstellung wäre unerträglich, wenn sie naturalistisch gedacht wäre,
das Werk ist trotz höchst individueller Einzelheiten (die gemeinen tzände!)
durchaus Stilkunst, was ja auch schon der Aufbau sagt. Die Eigenreize
der Steine sprechen überall höchst eigentümlich mik, bis zu einer Art dia«
bolischen tzumors, wo ihre Schönheiten Leichenfarben glossieren.
 
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