Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1917)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Artikel:
Unsre Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0228

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Augenblicken eines ekstatischen künst- selbstvergessener schafft er, um Got«
lerischen Enthusiasmus vor dem tes willen."

inneren Sinn aufgegangen, desto Eduard von tzartmanM

Unsere Bilder

das tzeft, wie sich's diesmal gehört, ein Klinger-Bildnis.
^VTWir wahlen die sonderbarerweise so gut wie unbekannte Plakette
^^^Felix Pfeifers, die gerade das an diesem Künstler«Menschen
als Wesentlichstes hervorhebt, was auch uns als ihr Wesentlichstes er«
fcheint.

Bilden wir des weitern sechs Klingersche Radierungen ab, so bitten wir,
doch ganz besonders zu beachten, daß sich's da eben nur um Abbildun«
gen handelt. WennKlinger selbst dieseBlätter wegen des fühlbarenFarben«
auftrags „dreidimensional" nennt, so ist das, versteht sich, mit dem be-
wußten Salzkorn zu bestreuen. Doch ist es eine nicht zu verkleinernde Tat«
sache, daß nicht einmal echte Photogravüre die Feinheiten und Stärken
Klingerscher Radiertechnik ausreichend vervielfältigen kann. All diese
Feinheiten sind aber nicht nur Schönheits«, sondern auch Ausdruckmittel,
sind auch Sprache bei Klinger, und ihre gesamte Instrumentation erst
läßt die Traumgesichte des Künstler-Poeten recht aufleben.

Ansre Beilage wird eröffnet durch eines der letztentstandenen Blätter
des großen Zyklus „Vom Tode^: „Der Philosoph". Im stillen Dunkel
das Riesenweib Natur, die Leben träumt, der zum Bewußtsein erwachte
Mensch aber hebt sich auf und reckt sich ins tzellere und zielt ins Ienseit
hinüber, ins Licht, damit er erkenne. Da trifft er auf nichts, als eine
spiegelnde Wand, da sieht er im Drüben — sich.

Nun folgen vier Blätter aus der Brahms-Phantasie".

Zu tzölderlins „Schicksalsliede". Weder die „seligen Genien^ drobeN
sind hier zu sehn, noch „fallen die leidenden Menschen^ hier „von Klippe
zu Klippe^, aber dasselbe Gefühl wächst uns entgegen, wie aus dem
Gedicht. Aus den Nackten dort, die im Meer hilflos treiben, hebt sich
ihre SehnsuchL verkörpert empor als Aphrodite.

Dann „das Weib und der Tod". Sie sitzt zwischen Blumen, da reitet
er hinter ihr vorbei und winkt. Sie sieht ihn nicht, aber sie fühlt ihru
Die Gestalt des Todes scheint einem Fiebertraum entnommen. Aber das
Grausige ist kein Abstoßendes, es zieht geheimnisvoll zu sich hin: wer
kann auch nur stutzen, ob er hier nichts als eine Ekelgestalt vor sich habe,
oder einen Geist, der das, was er einmal grüßt, auch beherrscht!

„Akkorde^ und „Evokation".

Auf einem nüchternen hölzernen Gerüst, das den Gedanken an eine
Symbolisierung der Alltagsprosa an uns vorüberhuschen läßt, sitzt der
Spieler vor seinem Instrumente am Meeresstrand, den Blick auf die
Noten geheftet, neben sich die geliebte Frau. And nun sich die Noten
zu Tönen beleben, beginnt die Seele des Spielenden auf den Wogen der
Musik hinauszuschweben, wie der Mensch dort im Kahne auf den Wogen
der See zu ernsten tzeiligtümern strebt. Ein wundersames Regen be-
ginnt in der Batur. Die See, das felsige Afer drüben, die Wolken, die
über ihm hinstreichen und aufwachsen: wir fühlen es, all das wird mehr,
<tls Wasser, Stein und Luft. Da: aus der Tiefe hebt sich eine gewaltige
 
Annotationen